Es war der letzte Vortrag im Rahmen der großen Baumann-Ausstellung.
Manche Prägungen wird man nie mehr los: „Früher habe ich Teddy Baumann in seinem Atelier manchmal über die Schulter geschaut“, erinnert sich Marc Viardot. Als Patenkind von Baumanns Tochter Luise Lenz besuchte er zuweilen die Werkstatt des Schopfheimer Künstlers und Designers. Mit beruflichen Folgen: Der Diplom-Volkswirt startete 2003 beim Schweizer Sanitärhersteller Laufen und rückte, als sein langjähriger Arbeitgeber von dem Global Player Roca übernommen wurde, zum Direktor von dessen Design– und Marketingabteilung auf. Der Kontakt zu Baumann blieb prägend, wie der heute 48-Jährige bei seinem Vortrag im nahezu vollbesetzten Museumskeller verdeutlichte.
Sich von billiger Massenware absetzen
Anschaulich berichtete Viardot über die Herausforderungen modernen Industriedesigns im internationalen Wettbewerb: die Suche nach klaren, funktionalen und schönen Formen, die Anforderung, sich auf dem Markt von billiger Massenware abzusetzen oder Nachhaltigkeit in Gestaltung und Produktion. Dass Design eine Innovationskraft innewohnt, die weit über den rein dekorativen Aspekt hinausgeht, belegte er mit Beispielen aus seinem Berufsleben bei Laufen.
Dünner, aber robuster
Etwa mit der seit 2013 produzierten Saphirkeramik auf Basis einer neuartigen Rezeptur: „Daraus lässt sich dünnwandigere, robustere und langlebigere Sanitärausstattung herstellen als aus herkömmlicher Keramik, mit weniger Materialverbrauch“, erklärte Viardot. Ebenfalls innovativ: Der Entwurf des Schweizer Designers Yves Béhar, ein kreisrundes Waschbecken in Form eines Strudels, das den Wasserverbrauch reduzieren soll. Oder ein von dem Wiener Design-Team EOOS entworfenes Trenn-WC – ein Pilotprojekt in Kooperation mit der Bill & Melinda Gates Foundation zur Unterbindung der Phosphoranreicherung in globalen Wasserkreisläufen.
Baumanns Design mit demokratischen Aspekten
Nachhaltigkeit sieht Marc Viardot gleichzeitig in den Formen selbst – und folgt auch hier der Tradition seines Mentors: Manche Hotelporzellan-Serien Baumanns würden noch heute produziert, andere Schöpfungen fänden sich in renommierten Museen. „Baumann kritisierte flüchtige Trends. Design sollte beständig sein“, erläuterte der Design-Chef. Beispielhaft sei auch der, wie Viardot betonte, „demokratische“ Aspekt von Baumanns Design, der ästhetische und funktionale Objekte einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. „Gestaltung sollte dem Menschen dienen – nicht sich selbst feiern“, resümierte Viardot einen Grundsatz seines Vorbilds.
Die Ausstellung reist ins Europäische Museum für Modernes Glas in Rödental bei Coburg, wo sie ab dem Frühjahr zu sehen sein wird.
Kunstverein und Förderverein Stadtmuseum Schopfheim (FöSS) bitten die Teilnehmer der Kindertöpferaktion vom Frühlingsfest darum, die im Erdgeschoss des Museums aufbewahrten restlichen Töpferschalen zeitnah abzuholen.