Stand: 07.08.2025 09:12 Uhr

Eine mutmaßliche Schleuserbande soll Chinesinnen illegal nach Deutschland gebracht haben. Gegen die Bande hat die Polizei am Mittwoch unter anderem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Kontrollen durchgeführt.

Der Schwerpunkt der bundesweit angelegten Großrazzia befand sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Weitere Durchsuchungen im Norden gab es in Ronnenberg (Region Hannover), Hildesheim, Salzgitter sowie Kiel in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus wurden Gebäude in Paderborn (Nordrhein-Westfalen) sowie Ginsheim, Bad Vilbel und Wiesbaden (alle Hessen) durchsucht. Insgesamt handelte es sich um 22 Objekte, hieß es weiter. Zunächst war von 20 die Rede gewesen.

Bande soll Frauen aus China illegal beschäftigt haben

Ein Polizeieinsatz in Kiel-Russee

Auch im Kieler Stadtteil Russee gab es am Mittwoch Durchsuchungen.

Die Beamten gingen dabei dem Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern nach Deutschland nach. Es handele sich vorwiegend um Frauen aus China. Die Frauen hatten nach Angaben der Polizei keinen gültigen Aufenthaltstitel, durften sich also rechtmäßig nicht in Deutschland aufhalten. In Deutschland wurden laut Staatsanwaltschaft dann sexuelle Dienstleistungen der eingeschleusten Frauen in verschiedenen Online-Diensten angeboten. Die Frauen sollen dabei illegal in sogenannten Tages-Termin-Wohnungen, also ständig wechselnden Wohnungen, beschäftigt worden sein. Für die Organisation habe es zudem eigens eingerichtete Telefonzentralen gegeben.

Frauen offenbar nicht zur Prostitution gezwungen

Entgegen einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sind die Frauen laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover wohl nicht in Deutschland zur Prostitution gezwungen worden. Dafür gebe es nach aktuellem Ermittlungsstand – inklusive der Vernehmungen der Frauen – keine Anhaltspunkte, sagte der Sprecher dem NDR Niedersachsen am Donnerstag. Die mutmaßliche Schleuserbande sei so vorgegangen, dass sie die Frauen über Chatgruppen kontaktiert und dann „mit hohen und leichten Verdienstmöglichkeiten“ nach Deutschland gelockt habe. Ob den Frauen gesagt worden ist, dass die Tätigkeiten sexuelle Dienstleistungen beinhalten würden, konnte der Sprecher auf Nachfrage zunächst nicht sagen.

Zwei Haftbefehle vollstreckt

Im Rahmen der Razzia sind am Mittwoch zwei Haftbefehle in Hannover und Wiesbaden vollstreckt worden. Als Beweismittel stellten die Beamten unter anderem Handys, Laptops und Speichermedien sowie Bargeld im Wert einer hohen fünfstelligen Summe sicher. Der Einsatzleiter der Bundespolizei, Helgo Martens, zog ein positives Fazit der Razzia. Es sei demnach gelungen, die „konspirative Logistik der Schleuserbande bundesweit zu zerschlagen“.

Innenministerin dankt Einsatzkräften

„Menschenhandel gehört zu den schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen überhaupt“, sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Mittwoch. Opfer würden in den meisten Fällen aus „Angst oder Scham schweigen“, was Ermittlungen besonders herausfordernd gestalte. Sie bedankte sich bei der Staatsanwaltschaft und den beteiligten Einsatzkräften für „ihr Engagement, ohne das dieser Schlag gegen die Organisierte Kriminalität nicht möglich gewesen wäre“.

Tür eines Polizeiautos

Polizei und Zoll durchsuchten zwölf Wohnungen. Sie leiteten sechs Strafverfahren ein. Zwei Frauen kamen in Abschiebehaft.

Zwei Zollbeamte auf einer Baustelle.

In den Regionen Braunschweig, Hannover und Osnabrück wurden am Montag zahlreiche Baufirmen kontrolliert.

Mehrere Drogen und Beweismittel, die bei einer Razzia im Emsland sichergestellt wurden

Nach monatelangen Ermittlungen haben die Behörden Wohnungen und Häuser im Emsland durchsucht und Beweismittel gesichert.