Helge Schneider sitzt am Mischpult mit einem kleinen Hund auf dem Schoß

AUDIO: Helge Schneider – Der Klimperclown (4 Min)

Stand: 07.08.2025 06:00 Uhr

Helge Schneider spielt sich selbst. Der 70-jährige Musiker und Schauspieler aus Mülheim/Ruhr hat seinen neuen Film veröffentlicht. Er spricht mit uns über „The Klimperclown“ und seinen dokumentarischen Einblick in sein Leben.

von Andrea Burtz

Ein Mann blickt aufs Meer. So beginnen etliche Dokumentarfilme. Aber der, der hier in Richtung Mittelmeer blinzelt, das ist Helge Schneider. „The Klimperclown“, so heißt der Dokumentarfilm, den Schneider zusammen mit seinem langjährigen Bandkollegen, dem Gitarristen Sandro Giampietro, selbst gedreht hat. Historische und aktuelle Konzertaufnahmen werden mit gestellten und echten Lebensszenen kombiniert. Dabei ist ein überraschend anrührender und melancholischer Film entstanden. Fast durchgehend begleitet von Schneiders Lieblingsmusik, Jazz.

The Klimperclown“: Sehen Sie hier das Leben von Helge Schneider in Farbe. Freuen Sie sich über die schönen, bunten Bilder in außergewöhnlicher Qualität.

Film The Klimperclown

Ohne Drehbuch drauflosgefilmt

Helge Schneider hat den Film gemeinsam mit seinem langjährigen Gitarristen und Freund Sandro Giampietro wie ein Jazz-Stück improvisiert. Mit einer Kamera haben die beiden ohne Drehbuch drauflosgefilmt, denn „The Klimperclown“ sollte anders werden als frühere Dokumentarfilme, erklärt Helge Schneider. „Ich fühlte mich in den Dokumentationen eigentlich nie so repräsentiert, so wie ich wirklich bin. Wenn man Leute nicht kennt, die einen filmen, dann ist man vielleicht auch ein bisschen anders“, sagt der Musiker. „Ich habe gedacht, ich mache das jetzt mit Sandro und zwar in Personalunion, praktisch nur wir beide.“ Die beiden kennen sich seit 30 Jahren.

Nachgestellte Geburt und echte Familienfotos

Im Film gibt es kurze, absurde Spielszenen, wie die nachgestellte Geburt von Helge Schneider, die sich mit echten Filmaufnahmen und Familienfotos abwechseln. Helge im Kinderwagen, Helge als junger Mann im Gespräch mit seinen Eltern im Wohnzimmer in Mühlheim an der Ruhr. Das Filmmaterial auszuwählen, ist ihm leicht gefallen. Denn es gebe nicht viel mehr Material, teilweise sei es uralt. „65 Jahre alte Super-8-Filmchen, die irgendwie in meinem Besitz übergegangen sind. Meine Eltern hatten so eine Kamera. Die waren im Urlaub in Portugal, da hat Tante Erna ausschließlich Blumen aufgenommen. Da kannst du natürlich nicht zwei Stunden Blumen zeigen.“

Schlagerstar Peter Kraus ist zufällig auch dabei

Auch Helges Weggefährten kommen im Film „The Klimperclown“ zu Wort, allerdings anders, als man es aus gewöhnlichen Dokumentarfilmen kennt. Schneiders Besuch bei seinem alten Freund, dem Filmemacher Alexander Kluge, ist so rasant geschnitten, dass ihr Gespräch keinen Sinn mehr ergibt. Ein Kurzauftritt von Schlagerstar Peter Kraus im Sportwagen ist ein Zufallsprodukt, erklärt Helge Schneider: „Ich hatte mit einer Jazz-Band gespielt, Peter hat uns besucht. Die Aufnahmen mit der Jazz-Band sind nichts geworden und dann haben wir einfach die Kamera drauf gehalten und gedacht, das können wir auch noch reinnehmen.“ Schließlich würden in solchen Dokumentationen auch immer andere großartige Künstler oder Politiker vorkommen, die was sagen, sagt Schneider.

Bekannte Lieder von Schneider dürfen in „The Klimperclown“ nicht fehlen

„The Klimperclown“ zeigt den Entertainer Helge Schneider ebenso wie den Musiker. Dabei folgt der Film seinem eigenen Rhythmus. Manche Musikstücke sind nur ein paar Sekunden zu sehen, andere in voller Länge. „Wenn da mal ein Stück komplett drin ist, dann liegt das daran, dass es die Spannung hält.“ Außerdem zeigt ihn der Film bei der Arbeit im Studio zu Hause. Hier ist er Produzent und Band in Personalunion. Virtuos spielt er nacheinander alle Instrumente ein, mischt die Tonspuren und hat sichtlich Spaß dabei. Zu diesem filmischen Selbstporträt gehört auch sein bekanntester Song.

„‚Katzenklo‘, das muss schon sein, finde ich, weil ich habe diesem Lied auch sehr viel zu verdanken. Freiheit in der Gestaltung und in dem, was ich da mache.“ Manche Leute würden bei dem Lied die Nase rümpfen und sagen, das sei nichts. Das könne jeder. „Das stimmt natürlich nicht“, betont Helge Schneider.

„The Klimperclown“ ist ein originelles, filmisches Selbstporträt von Helge Schneider. „Ich blicke gar nicht zurück. Ich gucke mir das an und denke, oh, was habe ich denn da für eine Jacke angehabt. Aber ich gucke immer nach vorne und gebrauche das, was ich sehe. Da ziehe ich meinen Nutzen raus.“ Der Film ist in den Kinos zu sehen und ab dem 19. August 2025 ist er dann in der ARD-Mediathek verfügbar.