interview

Stand: 07.08.2025 13:21 Uhr

Thomas Müller wechselt zu den Vancouver Whitecaps. Verantwortlich für den Transfer ist deren Geschäftsführer Axel Schuster, der im Sportschau-Interview über seinen Coup spricht.


Sebastian Hochrainer

Nach 25 Jahren wird Thomas Müller erstmals ein anderes Trikot als das des FC Bayern München tragen, die Vancouver Whitecaps werden sein erster Profiverein jenseits des deutschen Rekordmeisters. Der Geschäftsführer des kanadischen MLS-Klubs ist Axel Schuster, der vor seinem Engagement in der Metropole (seit 2019) Teammanager bei Mainz 05 und Sportdirektor bei Schalke 04 war. Im Sportschau-Interview spricht er über den Müller-Coup.

Sportschau: Herr Schuster, wie schwierig war es, Thomas Müller für einen Wechsel zu den Vancouver Whitecaps zu begeistern? Es waren ja auch andere Vereine aus der MLS interessiert.

Axel Schuster: „Ehrlicherweise hatten wir lange gedacht, dass wir kaum Chancen haben. Aber im Endeffekt war es gar nicht schwierig. Unsere Stadt ist eine der zehn lebenswertesten Städte der Welt und unsere Mannschaft spielt um einen Topplatz in der Liga (aktuell ist Vancouver Zweiter in der Western Conference, d. Red.), dazu stehen wir im Halbfinale der kanadischen Meisterschaft. Thomas kann somit weiter um Titel kämpfen und gleichzeitig in einer wunderschönen Stadt leben.“

Axel Schuster – Geschäftsführer der Vancouver Whitecaps

Sportschau: Gab es dennoch Hindernisse beim Transfer?

Schuster: „Das größte Hindernis waren die teilweise besonderen Regeln unserer Liga, da wir uns erst das exklusive Verhandlungsrecht sichern mussten. Von Thomas‘ Seite war die Reaktion bei meiner Kontaktaufnahme von Beginn an positiv, sein Management sagte mir, wir hätten eine tolle Mannschaft und eine tolle Stadt – da wusste ich, dass etwas möglich ist.“

In der MLS haben die Vereine die Möglichkeit, sich frühzeitig eine Art Erstzugriff auf Spieler zu sichern, im Falle von Müller war das der FC Cincinnati. Weil ein Wechsel dorthin für den Weltmeister von 2014 keine Option war, musste Vancouver die Rechte abkaufen.

Sportschau: Was erwarten Sie von Thomas Müller?

Schuster: „Dass wir einen Leader auf und neben dem Platz haben, der uns mit seiner Erfahrung bei der Entwicklung unserer Mannschaft und unseres Vereins weiterhilft. Wir haben ihn nicht als Markenbotschafter und Werbefigur geholt, sondern es ging uns von Anfang an darum, dass er uns sportlich besser macht. Er will mit uns die MLS gewinnen.“

Thomas Müllers neue Mitspieler der Vancouver Whitecaps feiern ein Tor im Spiel gegen Sporting Kansas City

Sportschau: Was bedeutet es für die Vancouver Whitecaps, einen Spieler wie Thomas Müller in den eigenen Reihen zu haben?

Schuster: „Erstmal, dass wir uns sportlich massiv verstärken und somit für das Titelrennen wappnen. Darüber hinaus wird aber natürlich auch mehr Aufmerksamkeeit und Interesse auf unseren Verein gelenkt. Der Trikot- und Ticketverkauf, das generelle Interesse an Vancouver – alles ist am Tag der Bekanntgabe des Transfers explodiert. Die Euphorie ist groß und das Potenzial hier auch, wir hatten bei unserem Sieg gegen Inter Miami im Halbfinale der Champions League fast 55.000 Zuschauer im Stadion.“

Sportschau: Bei Inter Miami spielt Lionel Messi, in der gesamten MLS weitere Altstars – und Sie haben nun auch einen im Team. Warum ist die Liga für die letzten Karrierejahre dieser Spieler so interessant?

Schuster: „Das gilt ja hauptsächlich für Europäer, denn wir haben viele junge südamerikanische Talente in unserer Liga. Ich glaube, nach Nordamerika zu ziehen, ist für uns Europäer immer noch ein Abenteuer. Es ist nicht immer leicht, diesen großen und weiten Schritt weg von Europa zu machen. Man lebt zehn Flugstunden und neun Zeitzonen weit weg von seiner Familie und seinen Freunden. Ich glaube, vielen Spielern fällt das mit etwas mehr Lebenserfahrung leichter.“