Den deutschen Autobauern stehen in den USA schwere Zeiten bevor. Laut Experten gehen die Verkaufszahlen nicht nur wegen der Zölle zurück. Volkswagen, BMW und Mercedes hätten sich auch in Sachen E-Autos verspekuliert.
Die neuen Einfuhrzölle sind nur das erste Problem für deutsche Autobauer auf dem US-Markt. Zwar kündigen Audi, VW und andere an, sie würden zusätzliche Herstellungskosten durch Einfuhrabgaben nicht an ihre Kunden weitergeben. Doch fertige Autos werden von Händlern importiert und die haben keine andere Wahl, als ihre Preise anzuheben.
„Damit dürfte vor allem bei VW Unruhe entstehen“, prophezeit Auto-Experte Arthur Wheaton von der Cornell University. Obwohl die Marke VW auf der ganzen Welt erfolgreich ist, sei sie in den USA nie über drei Prozent Marktanteil hinausgekommen.
Die Autos von Volkswagen würden sich vor allem im unteren und mittleren Preissegment verkaufen. BMW oder Mercedes dagegen könnten höhere Preise und Zollaufschläge einfacher rechtfertigen – „für leistungsstarke Sportlimousinen und deutsche Ingenieurskunst“.
Große regionale Unterschiede
Das zweite Problem sind die Vorlieben amerikanischer Kunden. Der Absatzmarkt sei sehr divers, gibt Professor Hector Lozada-Vega zu bedenken. Er lehrt Marketing an der Seton Hall University. „Wir sind in dieser Hinsicht eine Ansammlung von Ländern“, führt er aus. In der Mitte des Landes würden sich immer noch PS-starke Trucks und Statussymbole am besten verkaufen.
In den Metropolen an den Küsten kaufe man umweltbewusst. Und auch der Süden unterscheide sich vom Norden. „Für einen ausländischen Hersteller ist es schwierig, alle Geschmäcker zu bedienen, wenn regionale Unterschiede so groß sind“, sagt Lozada-Vega.
Verbraucher legen wenig Wert auf E-Autos
Das dritte Problem für deutsche Autobauer ist, dass die USA sich den Elektroautos verweigern. Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz haben frühzeitig ambitionierte E-Modelle für den US-Markt präsentiert. In der Annahme, dass staatliche Regulierung und Anreize das Marktwachstum beschleunigen würden.
Doch diese Autos habe in den USA niemand gewollt, sagt Joe McCabe von der Beraterfirma AutoForecast Solutions. Die milliardenschwere Elektrifizierungsstrategie sei von staatlichen Vorgaben und Umweltzielen vorangetrieben worden. „Antreiber war nicht die Nachfrage der Verbraucher.“
US-Präsident Donald Trump streicht nun Steuervergünstigungen, Umweltstandards, Emissionshandel und Fördersysteme, die den CO2-Ausstoß senken sollten. E-Autos drohen in den USA Nischenprodukte zu bleiben, deren Bau sich für Hersteller kaum lohnt. Autohersteller, die ihre Emissionsziele nicht erreichen, würden nun nicht mehr abgestraft, sagt McCabe. „Das verändert das komplette Spielfeld.“
Experten raten Autobauern zur Ruhe
Etwas besser sieht es bei BMW aus, die dank eigener Fabriken in den USA und ihrer Konzentration auf populäre SUV-Verbrenner ein paar Probleme umgehen konnten. Doch auch bei den Bayern sind die Gewinne auf dem US-Markt zuletzt eingebrochen.
Der Rat aller drei Experten an die deutschen Autobauer lautet dennoch: Cool bleiben, weiterhin gefragte Autos bauen und abwarten, bis die Zeit der politischen Unsicherheit wieder vorbeigeht.