OB Frank Nopper findet es gut, wenn sich junge Leute mit Stuttgart befassen. Foto: dpa
In einem provokanten TikTok-Post erklärt Alper Doruk, was er als „OB von Stuttgart“ anders machen würde. Der Clip geht durch die Decke. Jetzt reagiert der echte OB darauf.
Mit viel Fantasie sang einst Rio Reiser davon, was passieren würde, wenn er „König von Deutschland wär’.“ Bei TikTok versetzt sich nun der 25-jährige Alper Doruk in die Rolle des „Königs von Stuttgart“. Sein Post geht durch die Decke. Mit klaren Worten und scharfer Kritik an der Rathauspolitik erreichte er in kurzer Zeit über 250.000 Aufrufe.
„Wenn ich OB von Stuttgart wär“ – unter diesem Titel träumt Alper Doruk (sein TikTok-Name lautet: „a1per.drk46“) laut, wie es in einer nicht perfekten Stadt, über die man sich oft ärgert, besser laufen könnte. Seine kontroversen, manche meinen auch abstrusen Vorstellungen sorgen im Netz für hitzige Debatten. So fordert der junge TikToker etwa den Rückbau von Fahrradwegen, da Stuttgart eine „Autostadt“ und kein „Radstadt“ will. Zudem will er das generelle Tempo in der Stadt wieder auf 50 km/h erhöhen – ein klarer Kontrapunkt zur aktuellen Verkehrspolitik, die vielerorts auf Verkehrsberuhigung setzt.
Ist das zu naiv gedacht?
Auch sollten die Blitzer abgeschafft werden, findet der 25-Jährige. Das Prestigeprojekt Stuttgart 21 sollte nach Doruks Vorstellungen ganz dringend beschleunigt werden: „Einfach Tag und Nacht bauen, damit’s schneller geht“, so seine Ansage. Geht es so einfach? Oder ist das viel zu naiv gedacht?
Die Reaktionen im Netz bewegen sich zwischen Empörung, Ironie und Zustimmung. Davon hat Stuttgarts echter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) erfahren und sich zu Wort gemeldet. Statt den Clip zu ignorieren oder gar dem TikToker zu widersprechen, zeigt der Rathauschef Offenheit: Er lud Alper Doruk zu einem Praktikum im Stuttgarter Rathaus ein. Dieser hat prompt zugesagt. Bereits am nächsten Mittwochabend kommt er zum „Vorstellungsgespräch“ bei Nopper vorbei.
Stadt erreicht in vier Stunden 77.700 Klicks
Wer so viele Ideen habe, dürfe ruhig einmal erfahren, wie komplex die Realität in Stuttgart sei, hört man aus dem Rathaus. Mit dem Bau von Stuttgart 21 habe die Stadt gar nichts zu tun, das sei Sache der Bahn. Das Video, mit dem Nopper den TikToker zum Kurzpraktikum einlädt, erreichte innerhalb von vier Stunden 77.700 Aufrufe. Kein anderer Post der Stadt Stuttgart war bisher bei TikTok so erfolgreich. „Der OB spricht gern mit jungen Leuten, um Politik verständlich zu machen“, sagt sein Sprecher David Rau.
Der virtuelle Wirbel um die beiden TikTok-Posts zu Stuttgart zeigt, wie politische Diskussionen mittlerweile auf Social Media stattfinden – und wie junge Stimmen in dieser Debatte eine immer wichtigere Rolle spielen. Ändert Alper Dorik seine Meinung, wenn er sich mit Frank Nopper ausgetauscht hat?