Stand: 07.08.2025 18:18 Uhr

Israels Premierminister Netanjahu hat öffentlich bestätigt, dass Israel den Gazastreifen vollständig einnehmen will. Man wolle das Gebiet jedoch nicht dauerhaft halten, sagte er dem US-Sender Fox News.

Israel will laut Regierungschef Benjamin Netanjahu den gesamten Gazastreifen unter israelische Kontrolle bringen. „Wir haben die Absicht“, sagte er dem US-Sender Fox News auf eine entsprechende Frage. Israel wolle das Gebiet aber nicht dauerhaft besetzen, sondern es von der Terrormiliz Hamas befreien und dann an „arabische Kräfte“ übergeben, die es „ordnungsgemäß regieren“ würden. Dies müssten Kräfte sein, die nicht wie die Hamas zur Vernichtung Israels aufriefen.

„Wir wollen ihn nicht behalten“, so Netanjahu mit Blick auf den Küstenstreifen. „Wir wollen eine Sicherheitsgrenze haben. Wir wollen ihn nicht regieren.“

Nach Angaben von Fox News wurde das Interview kurz vor einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts geführt. Dieses soll Medienberichten zufolge heute zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen im Gazastreifen zu beraten. Demnach soll es um einen Plan gehen, der zunächst die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets vorsieht. Die Kontrolle über das gesamte Gebiet könnte Schätzungen zufolge rund ein halbes Jahr dauern, heißt es in den Berichten.

Warnungen von Armee und Opposition

Israels Armeeführung und Opposition hatten zuletzt vor einer kompletten Eroberung des Küstengebiets gewarnt. Oppositionsführer Jair Lapid sprach von einer „sehr schlechten Idee“. Israel werde für die Ausweitung der Kämpfe einen hohen Preis bezahlen, sagte er. Er bezog sich dabei sowohl auf die Zahl der Opfer, die eine militärische Eroberung weiterer Gebiete wahrscheinlich mit sich bringen würde, als auch auf die Kosten einer Besatzung.

Armeechef Ejal Zamir warnte laut Rundfunkberichten in einer Vorbesprechung mit Netanjahu vor einer „Falle“ sowie einer tödlichen Gefahr für die Geiseln und Soldaten. Nach israelischer Einschätzung befinden sich derzeit noch 20 lebende Geiseln in der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas.

Auch die Vereinten Nationen (UN) hatten schon am Dienstag Pläne einer vollständigen Einnahme als „zutiefst alarmierend“ bezeichnet. „Das Völkerrecht ist in dieser Hinsicht eindeutig: Der Gazastreifen ist und muss ein integraler Bestandteil des künftigen palästinensischen Staates bleiben“, hatte der stellvertretende UN-Generalsekretär Miroslav Jenca gesagt. Die Einnahme des ganzen Gazastreifens durch Israel könne katastrophale Folgen haben und das Leben der verbliebenen Geiseln weiter gefährden.

Evakuierungsaufruf für Teile Gazas

Israels Armee kontrolliert bereits rund 75 Prozent der Fläche des durch den Krieg weitgehend verwüsteten Küstengebiets. Militärisch gesehen wäre es für die Streitkräfte nicht schwierig, auch den Rest des Gazastreifens zu erobern, sagten israelische Sicherheitsanalysten der US-Zeitung Wall Street Journal. 

Am Mittwoch hatten die israelischen Streitkräfte einen neuen Evakuierungsaufruf für Teile der im Norden gelegenen Stadt Gaza sowie die südliche Stadt Chan Junis veröffentlicht. Ein Armeesprecher erklärte, die Bodentruppen seien dort bereit, „den Umfang der Kampfhandlungen auszuweiten“.