Berlin/Moskau – Während sich der Kreml vor der Welt offen für die Friedensinitiative von US-Präsident Donald Trump (79) zeigt, läuft im Hintergrund Putins Todesmaschine weiter: Nach ukrainischen Angaben liegt hinter der russischen Armee einer der verlustreichsten Monate seit Beginn des Krieges: Die Streitkräfte hätten 33.200 Soldaten verloren (rund 800 mehr als im Vormonat).

Allein bei einer Spezialoperation in der Region Sumy seien laut dem ukrainischen Militärgeheimdienst (HUR) 334 Soldaten getötet und mehr als 550 verwundet worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte jedoch Videomaterial von dem Einsatz bei Telegram.

Auf dem Bildmaterial vom HUR soll eine Ortschaft in der Region Sumy zu sehen sein

Auf dem Bildmaterial vom HUR soll eine Ortschaft in der Region Sumy zu sehen sein

Foto: Hauptnachrichtendienst des Verteidigungsministeriums der Ukraine

Das HUR-Video soll die ukrainische Spezialeinheit „Tymur“ hinter den russischen Linien zeigen

Das HUR-Video soll die ukrainische Spezialeinheit „Tymur“ hinter den russischen Linien zeigen

Foto: Hauptnachrichtendienst des Verteidigungsministeriums der Ukraine

▶︎ Putins Antwort auf das Sterben: noch mehr Männer für seinen Krieg!

Schätzungen zufolge sollen inzwischen rund eine Million Russen in der Ukraine gefallen oder verwundet worden sein. Trotzdem geht Wladimir Putin (72) das Kanonenfutter nicht aus – im Gegenteil. Laut Oleksandr Syrskyj (60), Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, gelingt es Russland aktuell sogar, jeden Monat etwa 9000 weitere Kämpfer zu mobilisieren. Das Ziel: zehn neue Divisionen bis Ende des Jahres.

Von zwölf Divisionen auf 25 in drei Jahren

Seit Kriegsbeginn hat Russland die Zahl seiner Divisionen deutlich gesteigert: Allein zwischen 2022 und 2024 kamen elf Truppenverbände hinzu – und im laufenden Jahr laut Syrskyj bisher zwei weitere. Das heißt aber noch nicht, dass diese technisch ausreichend ausgestattet und ausgebildet sind.

Das BILD-Lagezentrum: Schützenpanzer in Flammen geschossenTeaser-Bild

Quelle: BILD06.08.2025

Hintergrund: Einer Division in der russischen Armee gehören für gewöhnlich 11.000 bis 14.000 Soldaten an. Die Kampftruppen bestehen – je nach Typ – aus motorisierten Schützen-Regimentern und Panzerregiment sowie je einem Artillerie- und Flugabwehr-Regiment; ergänzt durch die genannten Spezial- und Unterstützungselemente.

▶︎ Auch der Militärexperte Christian Mölling hält die Schlagkraft russischer Divisionen derzeit für gering. Denn: Eigentlich seien Divisionen in der Lage dazu, größere Operationen eigenständig durchzuführen. „Das ist weder für die ukrainische noch für die russische Seite derzeit möglich“, so Mölling zu BILD. „Wir sehen ja eher das Gegenteil einer komplexen Operationsführung – gerade bei Russland: dass man sinnlos Menschen in den Tod schickt.“

Militärexperte Christian Mölling (52)

Militärexperte Christian Mölling (52) sagt, der Begriff Division habe sich für Russen und Ukrainer entzaubert

Foto: DGAP/ Zsófia Pölöske

Derzeit bestehe die russische Armee aus „Horden, die sinnlos auf irgendein Ziel losstürmen, weil sie überhaupt nicht ausgebildet sind“, so der Experte weiter. „Neu wäre, wenn man die 9000 zusätzlichen Soldaten tatsächlich ausbilden würde und dann auch noch Soldaten eine Ebene über den Rekruten hätte, die in der Lage wären zu führen.“

Für die Ukraine ist die russische Überlegenheit beim Personal dennoch ein Problem. Um darauf zu reagieren, bleibe Syrskyj zufolge nichts anderes übrig, „als die Maßnahmen zur Mobilisierung fortzusetzen, die Gefechtsausbildung zu verbessern und die unbemannte Komponente unserer Truppen zu stärken“. Soll heißen: noch mehr Drohnen für die Front.

Zur Person: Christian Mölling ist Sicherheitsexperte, Politikwissenschaftler und Buchautor. Seit April 2025 ist er Berater am European Policy Centre (EPC) in Brüssel. Er war bis 2024 Vize-Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und Leiter des Zentrums für Sicherheit und Verteidigung. Bis März 2025 leitete er zudem das Programm „Europas Zukunft“ der Bertelsmann Stiftung.