Nicht weniger als ein komplexes Raketenbauteil hat indirekt am Donnerstag (8. August) zu einem Stau auf der B75 geführt. Am Morgen kam es unter anderem hauptsächlich stadteinwärts zwischen Huchting und der Abfahrt Airportstadt zu Verzögerungen, weil Leitplanken montiert werden mussten. Der Verkehr wurde an den Bauarbeiten in beiden Richtungen einspurig vorbeigeführt und das Tempo per Beschilderung auf 30 km/h gedrosselt. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Baustellen in Bremen zäh fließenden Verkehr verursachen, in diesem Fall war der Grund für die Maßnahme allerdings ein besonderer: Eine in Bremen produzierte neue Oberstufe für eine Ariane-6-Rakete startete in der Nacht zuvor ihre Reise zum Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana.
Für die Bearbeitung der entsprechenden Anträge des Schwerlasttransports in Bremen sowie das Entfernen und Wiedereinsetzen der Leitplanken ist das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) zuständig. Wie Pressesprecherin Andrea Voth mitteilt, sei die für den Transport einzig mögliche Route, in „falscher Richtung“ von der Neuenlander Straße bis Huchting über die B75 zu fahren. Um den Transport zu ermöglichen, mussten laut Voth jeweils am Vortag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr unter Tempo 30 und halbseitiger Sperrung die Mittelleitplanken abgebaut werden. Am Folgetag, dem Donnerstag, fand demnach die Wiedermontage der Schutzeinrichtung statt.
Nächster Raketenstart am 13. August
Der Ariane-Standort in der Bremer Airportstadt ist für die Entwicklung und Integration der Ariane-6-Oberstufe zuständig. Als Oberstufe wird jener Teil der Rakete bezeichnet, der unter anderem die ins All zu bringenden Satelliten beherbergt und sie in ihren sogenannten Transferumlaufbahnen aussetzt. Das unternehmenseigene Ro-ro-Schiff „Canopée“, das neben einem Motor zusätzlich über einen Segelantrieb verfügt, bringt die neue Oberstufe vom Neustädter Hafen aus zu ihrem künftigen Startplatz, dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Weitere Teile der Rakete werden in Frankreich eingeladen. Am 13. August deutscher Zeit findet der bislang dritte Start einer Ariane-6-Rakete statt, es ist der zweite mit einem kommerziellen Satelliten an Bord. Für diesen Start ist die aktuell auf Reise befindliche neue Oberstufe allerdings nicht vorgesehen. Da die Ariane Group plant, in Zukunft eine Serienfertigung mit etwa zehn Ariane-6-Raketen pro Jahr zu etablieren, dürfte künftig mit weiteren Auf- und Abbauarbeiten der B75-Leitplanken zu rechnen sein.