Schweizer Museen –
Steve McQueen bis Chiharu Shiota: Diese 15 Ausstellungen sollten Sie nicht verpassen
Von Lausanne bis Chur, von Locarno bis Basel: Die Auswahl an sehenswerten Ausstellungen ist dieses Jahr enorm. Fünfzehn Tipps quer durchs Land.
Publiziert heute um 16:03 UhrJetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalk
1104 – so viele Museen gibt es in der Schweiz. Zum Vergleich: In Österreich sind es 493 Museen auf 9 Millionen Einwohner – die Museumsdichte in der Schweiz sucht also ihresgleichen. Und: Sie werden gut besucht. In den letzten offiziellen Statistiken im Jahr 2023 sind rund 15 Millionen Museumseintritte aufgeführt, ein Anstieg um 5 Prozent im Verhältnis zu den Rekordzahlen vor der Pandemie.
Der Trend ist europäisch: Im Jahr 2024 verzeichneten – abgesehen von Grossbritannien und Frankreich, dem Austragungsort der letztjährigen Olympischen Spiele – sowohl Dänemark, Luxemburg als auch die Niederlande historische Museumseintrittsrekorde, dasselbe gilt für bestimmte italienische und spanische Museen.
Nun, was gibt es in der Schweiz derzeit zu sehen? Wir haben 15 lohnenswerte Ausstellungen zusammengetragen.
Martigny: Meisterwerke kehren erstmals nach Europa zurück
In der Fondation Gianadda gibt es unter anderem zwei Van Goghs zu bestaunen: Zum Beispiel «Der Sämann, Stadtrand von Arles im Hintergrund» aus dem Jahr 1888.
Bild: Armand Hammer Collection, Hammer Museum, Los Angeles
In der Walliser Fondation Gianadda in Martigny läuft derzeit die Ausstellung «Von Rembrandt bis Van Gogh». Die Meisterwerke aus der Sammlung des amerikanischen Arztes Armand Hammer, der zum Geschäftsmann und Multimillionär aufstieg, ist aus mehreren Gründen ausserordentlich: Die rund 40 Bilder führen durch vier Jahrhunderte Kunstgeschichte, von den grossen Meistern der Renaissance bis zu jenen der Romantik und des Impressionismus. Und: Die meisten dieser Gemälde haben den Atlantik in diese Richtung zuvor noch nie überquert – ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Fondation Gianadda, Martigny, bis zum 2. Dezember 2025, täglich (9–18 Uhr); gianadda.ch.
Zürich: Grosse Retrospektive zur dadaistischen Künstlerin Suzanne Duchamp
In der ersten grossen Suzanne-Duchamp-Ausstellung ist unter anderem das Gemälde «La noce» (Die Hochzeit) aus dem Jahr 1924 – eine Leihgabe aus einer Privatsammlung – ausgestellt.
Bild: Suzanne Duchamp – 2025, Pro Litteris Zürich – Gina Folly
Die Künstlerin Suzanne Duchamp (1889–1963) steht noch allzu oft im Schatten ihres berühmten Bruders Marcel, dem Erfinder des Readymade, also eines Alltagsgegenstands, das von einem Künstler zu Kunst erhoben wird. Umso erfreulicher ist die weltweit erste Retrospektive im Kunsthaus Zürich, die der französischen Dadaistin und Malerin gewidmet ist: Die zum Teil erstmals ausgestellten Werke verbinden Malerei und Poesie und umfassen Arbeiten aus ihren frühen abstrakten Werken über ihre dadaistische Periode bis hin zu ihren späteren figurativen Kompositionen. Stets mit ironischen, spielerischen Untertönen – nicht verpassen.
Kunsthaus Zürich, bis zum 7. September 2025, Di–So (10–18 Uhr), Do (10–20 Uhr); kunsthaus.ch.
Lausanne: Es zirpen, brummen und sirren die Art brut-Insekten
Ding Lirens Insekten hört man förmlich surren: «Locust in black and white t-shirt» (Heuschrecke mit schwarz-weissem T-Shirt), 2020, Buntstift und Collage auf Papier.
Bild: Ding Liren, Courtesy of Power Station of Art, Shanghai
Die Collection de l’Art brut in Lausanne widmet dem chinesischen Künstler Ding Liren eine Ausstellung. Die Werke des 90-Jährigen werden zum ersten Mal in Europa ausgestellt. In Zusammenarbeit mit der Power Station of Art – einem Museum für zeitgenössische Kunst in Shanghai – kommen die bis ins kleinste Detail sorgfältig komponierten Collagen-Insekten des früheren Insektenkundlers ganz gross raus. Lebendig, oft mit einem Augenzwinkern – und absolut sehenswert!
Collection de l’Art brut, Lausanne, bis zum 26. Oktober, Di–So (11–18 Uhr); artbrut.ch.
Chur: Neues aus der Giacometti-Malerdynastie
«La promenade des amis» (Spaziergang unter Freunden) aus dem 1976.
Foto: Bündner Kunstmuseum
Vor lauter Giacomettis aus der berühmten Malerdynastie kann man schnell den Überblick verlieren: Da gibt es natürlich Alberto (den berühmten Bildhauer), den nicht minder bekannten Giovanni (Albertos Vater und postimpressionistischer Maler), dessen Cousin Augusto (ebenfalls Maler) und Diego, Albertos kleiner Bruder: Sein Gesamtwerk wurde in der Schweiz noch nie ausgestellt. Das Bündner Kunstmuseum rückt den Bildhauer, Designer und Künstler im Heimkanton der Giacomettis nun endlich ins verdiente Rampenlicht.
Bündner Kunstmuseum Chur, bis zum 9. November 2025, Di–So (10–17 Uhr); kunstmuseum.gr.ch.
Vevey: Renommierte Sammlung erstmals ausgestellt
«Card Sharper, Camp» (2009), ein Aquarell des Zürcher Künstlers Uwe Wittwer aus der Sammlung von Thierry Barbier-Mueller.
Bild: Uwe Wittwer
Zum ersten Mal wird die eindrückliche Sammlung zeitgenössischer Kunst von Thierry Barbier-Mueller (1960-2023) ausgestellt. Dem Genfer Kunstliebhaber aus der renommierten Kunstsammler-Familie hatten es vor allem grosse Formate angetan, die ihm gemäss sinnbildlich für «Mut und Überzeugung» stehen, wobei stets der Mensch oder die Landschaft im Zentrum steht. Präsentiert werden hauptsächlich Arbeiten auf Papier. Der leidenschaftliche Sammler vereinte Meisterwerke von Schweizer und internationalen Grössen wie Ugo Rondinone, Markus Raetz, Bill Viola, Silvia Bächli, Spencer Finch, Jannis Kounellis, Antony Gormley und Nan Goldin. Zu sehen im Kunstmuseum Musée Jenisch in Vevey am Genfersee.
Musée Jenisch, Vevey, bis zum 26. Oktober 2025, Di–So (11–18 Uhr); museejenisch.ch
Freiburg: Um Chiharu Shiota reissen sich Museen weltweit
Chiharu Shiotas Installation ist derzeit im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg zu sehen. Ihre letzte Ausstellung in Paris im Grand Palais zog rund 300’000 Besucherinnen und Besucher an.
Foto: Jean-Paul Guinnard
Chiharu Shiotas Ausstellungen sind immer eine Entdeckung, ihre Installationen nie gleich wie die vorherige: An jedem Ort nimmt die Japanerin den roten Faden ihrer Erzählung, aus dem sie ihr Werk spinnt, wortwörtlich wieder auf und webt ihr riesiges Netz weiter. Diese Ausstellung heisst «In the Light» und soll vergessene Momente in Erinnerung rufen. Die immersive Kunstinstallation der Künstlerin, um die sich Museen weltweit reissen, gibt es zurzeit im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg zu bestaunen.
Museum für Kunst und Geschichte MAHF, Freiburg, bis zum 21. September 2025, Di–So (11–18 Uhr), Do (11–20 Uhr); fribourg.ch.
Münchenstein: Hier klingt Steve McQueens Mega-Ausstellung «Bass»
Der britische Regisseur und Künstler Steve McQueen ist mit seiner Ausstellung «Bass» zurück im Schaulager.
Foto: Pati Grabowicz, © Steve McQueen
Andächtig still betritt man das Gebäude: Der Videokünstler Steve McQueen hat das Schaulager in Münchenstein bei Basel in eine einzige, überwältigende Licht- und Toninstallation verwandelt. Für seinen Film «12 Years a Slave» wurde der britische Regisseur mit einem Oscar ausgezeichnet – nun kehrt er 12 Jahre nach der grossen, ihm gewidmeten Ausstellung wieder ins Schaulager zurück. Seine aktuelle Ausstellung «Bass» wurde an der Art Basel eröffnet und setzt sich mit dem Einfluss von Licht, Klang und Farbe auf unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit auseinander.
Schaulager, bis zum 16. November 2025, Do (12–18 Uhr), Sa und So (11–17 Uhr); schaulager.org.
Genf: Tinguelys quietschende und knatternde Maschinen
42 Jahre nach der letzten Tinguely-Ausstellung in Genf ist der Künstler, der dieses Jahr 100 geworden wäre, wieder im Musée Rath zu sehen.
Foto: Laurent Guiraud
Dieses Jahr wäre Jean Tinguely 100 Jahre alt geworden – seine Maschinen zum Teil schon 70 Jahre alt – und ist deswegen in aller Munde: Gerade finden Tinguely- und Niki-de-Saint Phalle-Ausstellungen im Grand Palais in Paris, in der renommierten Galerie Hauser & Wirth in Somerset in England und auch im Genfer Musée Rath statt. Zu sehen sind in Genf über 30 mechanische Skulpturen und Arbeiten auf Papier, ein Grossteil davon eine Schenkung der Niki Charitable Art Foundation. Wie immer erfrischend, fröhlich und unterhaltsam.
Musée Rath, Genf, bis zum 7. September 2025, Mi–Fr (14–19 Uhr), Sa–So (11–18 Uhr); mahmah.ch.
Basel: Auf Tauchgang mit Julian Charrière
Julian Charrière schafft in seiner Ausstellung «Midnight Zone» Unterwasserwelten.
Foto: Tinguely-Museum
Die Dunkelheit führt die Zuschauenden durch die Ausstellung «Midnight Zone» des französisch-schweizerischen Künstlers Julian Charrière im Museum Tinguely – so lässt es sich noch besser in die von ihm entworfene Tiefseewelt abtauchen. Über Installationen, Videos, Fotografien und Skulpturen gibt es faszinierende Wasserwelten und submarine Ökosysteme zu entdecken. Eine Einzelausstellung zum Sehen und Erleben.
Museum Tinguely, Basel, bis zum 2. November 2025, Di–So (11–18 Uhr), Do (11–21 Uhr); tinguely.ch.
Locarno: Italienische und amerikanische Perspektiven treffen aufeinander
Die feuerrote Fassade der Fondazione Ghisla Art Collection Locarno ist schon von weitem zu sehen. Zurzeit sind 65 Werke aus der Martine-und-Pierino-Ghisla-Sammlung ausgestellt. In der Ausstellung namens «In between» kreuzen sich italienische und amerikanische Perspektiven in einem Dialog zwischen bedeutenden modernen und zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Jean-Michel Basquiat, Giuseppe Uncini, Keith Haring oder Giosetta Fioroni.
Via Ciseri 3, Locarno, bis zum 4. Januar 2026, Mi–So (13.30–18.00 Uhr); ghisla-art.ch.
Bôle bei Neuenburg: Ein verwunschenes, düsteres Haus am Waldrand
Der von Augustin Rebetez erdachte Garten der «Maison totale» ist von Kreaturen, Skulpturen und Installationen bevölkert und hält Überraschendes bereit.
Foto: Valentin Flauraud (Keystone)
Augustin Rebetez’ «Maison totale» ist definitiv einzigartig – wer den Künstler kennt, den wird das nicht überraschen. Als der jurassische Künstler auf das Haus in der kleinen Ortschaft Bôle bei Neuenburg stiess, wusste er, dass er gefunden hatte, wonach er suchte: Über mehrere Jahre verwandelte er das alte Haus am Waldrand in eine verwunschene, mal punkige, mal märchen- und mal albtraumhafte Welt. Geworden ist daraus ein poetisch-bizarrer Kunst-Parcours durch Haus und Garten mit allerlei fantasievollen Kuriositäten – und das nur wenige Gehminuten vom Bahnhof und von der «normalen» Welt entfernt.
Maison totale, bis zum 20. September, Sa und So (10–17 Uhr); maisontotale.ch.
Luzern: Die grösste Schweizer Picasso-Sammlung
Das Bild «Nu accroupi» (Akt, hockend) aus dem Jahr 1954 gibt es im Museum Sammlung Rosengart zu bestaunen.
Bild: Museum Sammlung Rosengart Luzern
Die Sammlung Rosengart umfasst mehr als 300 Werke der modernen Kunst, darunter 125 von Paul Klee und 180 von Picasso – die grösste Sammlung in der Schweiz, zu der 54 Gemälde gehören. Seit 23 Jahren sind sie am ehemaligen Sitz der Nationalbank in Luzern zu bestaunen. Angela Rosengart, die die Sammlung mit ihrem Vater, dem Kunsthändler Sigfried Rosengart aufbaute, erzählte 2023, dass sie heute kein einziges dieser späten und heute sehr wertvollen Bilder von Picasso mehr kaufen könnte. Das Museum Sammlung Rosengart ist täglich geöffnet.
Sammlung Rosengart, täglich geöffnet (10–18 Uhr); rosengart.ch.
Gemmipass: Kunst auf über 2000 m ü. M.Das Duo Lang/Baumann spielt in seinen skulpturalen Werken mit geometrischen Formen. Sein Kreatin «Up #8» kann auf dem Passage-Parcours bestaunt werden.
Foto: Yoshiko Kusano
Entlang des Ausstellungsparcours «Passage» auf der Wanderroute zwischen den Bergbahnstationen Sunnbüel und Gemmipass können dreizehn temporäre Kunstwerke bestaunt werden. Das SAC-Projekt lädt zum Spazieren in der Natur ein, und immer wieder säumen auf die sie umgebende Landschaft abgestimmte Werke den Weg: So zum Beispiel jenes der Walliserin Maëlle Cornut, die sich mit dem Bartgeier auseinandersetzt, oder das 17 Meter hohe Kunstwerk «Markers» des Kollektivs Fragmentins. Die Künstlerinnen und Künstler stammen mehrheitlich aus den Kantonen Wallis und Bern setzen sich mit der historischen Bedeutung des Gemmipasses auseinander. So schaffen sie einen Ort des Austauschs und der Reflexion.
Bis zum 12. Oktober, Witterungsbedingungen beachten, Infos und Route: gemmi-passage.ch.
Cully: Die kleinste Kunsthalle der Welt
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Die kleinste Kunsthalle der Welt, benannt nach Marcel Duchamp, hat schon die ganz grossen ausgestellt: Ai Weiwei, John Armleder, Ugo Rondinone, Nicolas Party – dabei ist die Ausstellungsfläche gerade mal 45 cm breit und 75 cm hoch. Derzeit ausgestellt: Das Werk «The Age of Darkness and the Middle of the Day» des US-amerikanischen Künstlers und Schriftstellers John Miller.
Kunsthalle Marcel Duchamp, Place d’Armes Cully, bis zum 27. September 2025 24/7; kmd.ch.
Burgdorf: Franz Gertschs monumentale Bilder
Franz Gertsch vor einem seiner monumentalen Bilder.
Foto: WAZ FotoPool
Franz Gertsch (1930–2022) besticht nicht nur durch seine oft monumentalen Formate, sondern auch durch seine offenkundige Sensibilität gegenüber seinen Mitmenschen und der Natur. Dem Berner Maler und Grafiker widmet sich 30 Kilometer entfernt von der Hauptstadt ein ganzes Museum, das einen Besuch wert ist. Zurzeit ist auch eine Ausstellung zur Kunstszene des Emmentals zu sehen: «Vielfältiges Emmental».
Aus dem Französischen übersetzt von Marina Galli.
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EinloggenFlorence Millioud gehört seit 2011 zur Kulturredaktion. Zuvor berichtete sie über lokale Politik und Wirtschaft. Als Kunsthistorikern arbeitet sie auch an Ausstellungskatalogen und Künstlermonografien.Mehr Infos
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