Stand: 07.08.2025 17:43 Uhr

Der Mann, der im April in Weitefeld drei Menschen ermordet haben soll, ist tot. Das hat laut Staatsanwaltschaft Koblenz die Obduktion der Leiche ergeben, die am Dienstag Nahe des Ortes gefunden wurde.

Von Jeanette Schindler, Michael Heußler, Sarah Mauer

Mit Hilfe eines Gebissabgleiches konnte den Angaben zufolge festgestellt werden, dass es sich bei der Leiche um den gesuchten 61-jährigen Tatverdächtigen handelt. Die Ergebnisse der DNA-Analyse liegen demnach aber noch nicht vor.

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, wird das Ermittlungsverfahren in dem Fall bald eingestellt. Der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler sagte dem SWR: „Die Beweislage ist sehr, sehr eindeutig, sodass wir alle davon ausgehen, dass der Tote eben auch der Täter ist. Und zwar der einzige Täter.“ Deshalb werde das Ermittlungsverfahren durch den Tod des einzig möglichen Beschuldigten beendet.

In einem YouTube-Livestream hat unter anderem unser Reporter Constantin Pläcking von vor Ort bei Weitefeld über den aktuellen Stand der Informationen berichtet. Das ganze Live zum Anschauen gibt es hier:

Live: Mutmaßlicher Dreifachmörder von Weitefeld tot aufgefunden

Todesursache des Mannes kann nicht bestimmt werden

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft lassen sich aufgrund des fortgeschrittenen Verwesungszustandes der Leiche die Todesursache und der genaue Todeszeitpunkt des Mannes nicht mehr klären. Ob der mutmaßliche Täter Selbstmord begangen habe oder an den Verletzungen verstorben sei, die er sich bei Begehung der Tat zugezogen habe, lasse sich dementsprechend nicht mehr sicher feststellen. Bei der Obduktion sei darüber hinaus auch keine andere Todesursache festgestellt worden.

Mir fällt jedenfalls ein Stein vom Herzen, dass das nunmehr ein Ende gefunden hat.
Mario Mannweiler, Leitender Oberstaatsanwalt

Mögliche Tatwaffe in der Nähe der Leiche gefunden

Wie die Ermittler mitteilten, wurde die Leiche von einem Bürger am Dienstagnachmittag gegen 16:30 Uhr zwischen Weitefeld und Neunkhausen gefunden. Der Fundort ist am Rand eines Feldes in der Nähe einer Gruppe von Nadelbäumen. Nicht weit von der Leiche konnte in einem Bach laut Staatsanwaltschaft auch eine Schusswaffe gefunden werden, bei der es sich um die Tatwaffe handeln könnte. Die waffentechnische Untersuchung sei aber noch nicht abgeschlossen.

Staatsanwaltschaft und Polizei sind erleichtert

Staatsanwaltschaft und Polizei teilten mit, sie seien in hohem Maße erleichtert, dass jetzt Gewissheit bestehe und die Menschen in Weitefeld und Umgebung allmählich wieder zur Normalität zurückkehren könnten. Der Leitende Oberstaatsanwalt Mannweiler sagte, die Tatsache, dass der Verbleib des mutmaßlichen Täters über Monate ungeklärt gewesen sei, habe den Ermittlern keine Ruhe gelassen: „Dass der Tatverdächtige nicht mehr lebt, war aus vielen Gründen eine naheliegende Option, aber ohne Leiche mussten auch andere Optionen weiterverfolgt werden. Mir fällt jedenfalls ein Stein vom Herzen, dass das nunmehr ein Ende gefunden hat.“

Familie stirbt an Schuss- und Stichverletzungen

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Tatverdächtige am 6. April ein Ehepaar und dessen 16-jährigen Sohn in ihrem Einfamilienhaus in Weitefeld tötete. Das Ehepaar starb durch Messerstiche und Schüsse, der Jugendliche wurde erschossen, ergab später die Obduktion.

Die Frau hatte offenbar noch selbst einen Notruf bei der Polizei abgesetzt. Doch die Einsatzkräfte kamen zu spät. Als sie eintrafen, sahen sie nur noch eine Person durch ein Fenster aus dem Haus fliehen.

Mann aus Nachbarort wird verdächtigt

Die Spurensuche am Tatort lenkte den Verdacht auf den Mann aus dem Nachbarort Elkenroth. Mit Fahndungsfotos wurde nach dem 61-Jährigen gesucht. Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen internationalen Haftbefehl gegen ihn und setzte etwas später eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise aus.

Wochenlang durchforsteten mehrere hundert Polizisten immer wieder die Umgebung rund um Weitefeld. Auch Hubschrauber kreisten über dem Gebiet. Teiche in der Umgebung wurden mit Booten und Spezialgeräten abgesucht. Aber die Suchmaßnahmen blieben ohne Erfolg.

Warum wir von einem mutmaßlichen Täter sprechen

Für Journalisten gilt bei der Berichterstattung über Verbrechen die Unschuldsvermutung für den Tatverdächtigen. Die Regeln für eine solche Berichterstattung sind im Pressekodex festgelegt. Das bedeutet, dass wir im Fall des Tötungsdelikts in Weitefeld (und anderen Fällen) von mutmaßlichem Mord und mutmaßlichem Täter in Verbindung mit der Namensnennung des Flüchtigen sprechen. Die Bezeichnung „mutmaßlich“ gilt für die Berichterstattung so lange, bis es eine rechtskräftige Verurteilung durch ein Gericht gibt. In diesem Fall wird das voraussichtlich nie passieren, weil die Staatsanwaltschaft nach dem Tod des einzigen Tatverdächtigen angekündigt hat, das Ermittlungsverfahren einzustellen.

Fundort wurde von Polizei bereits im April abgesucht

Die Leiche wurde jetzt in einem Bereich entdeckt, der damals auch von der Polizei durchsucht worden war. „Zum Zeitpunkt der Absuchen, die hier Ende April stattgefunden haben, war das ganze Gebiet mehr oder weniger ein Sumpfgebiet“, erklärte ein Polizeisprecher dem SWR. Das könne ein möglicher Ansatz dafür sein, warum die Leiche zunächst dort nicht gefunden worden sei.

Tatmotiv ist völlig unklar

Bei den Ermittlungen wurden keine Beziehungen zwischen der Opferfamilie und dem Tatverdächtigen festgestellt. Die Polizei sagte damals, es sei „nicht unwahrscheinlich“, dass Opfer und Täter zufällig aufeinander getroffen waren.

Spuren am Tatort hatten auch darauf hingedeutet, dass der Mann selbst verletzt war. Wie schwer und ob ihn die Verletzung bei seiner Flucht einschränkte, konnte die Polizei nicht sagen. Im Laufe der Monate kam schon der Verdacht auf, der Tatverdächtige sei gar nicht mehr am Leben.

Sendung am Do., 7.8.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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