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Touristen in Badekleidung benehmen sich wie Polizei in Uniform: An einem spanischen Urlaubsstrand werden Migranten von Badegästen angegriffen.

Granada – Mitten am Tag landete am vergangenen Sonntag (3. August) ein Schnellboot mit etwa 13 jungen Männern an einem belebten Strand in Südspanien. Was folgte, waren Szenen, die betroffen machen: Urlauber in Badehosen tackeln und fixieren Flüchtende im Sand, während Familien mit Kindern ungläubig zusehen. Abgespielt hat sich das am Paya Sotillo in Castell de Ferro.

Als 13 Männer mit einem Boot am Strand ankommen, fühlen sich einige Badegäste dazu berufen, sie festzuhalten.Als 13 Männer mit einem Boot am Strand ankommen, fühlen sich einige Badegäste dazu berufen, sie festzuhalten. © Screenshots

„Wir standen alle da und starrten, ohne genau zu wissen, was passierte. Wir dachten, es wäre ein Freizeitboot, aber als wir sahen, dass sie anfingen, Gegenstände ins Wasser zu werfen und Menschen ausstiegen, wurde uns klar, dass das nicht normal war“, berichtet der Restaurantbesitzer Alberto García der spanischen Zeitung SUR.

Badegäste gehen auf Geflüchtete los: Videos von Spanien-Strand gehen um die Welt

Was dann passierte, sorgte für Aufsehen: Einige der Strandbesucher ergriffen selbst die Initiative. Videos, die in sozialen Medien viral gingen, zeigen, wie Badegäste die mutmaßlich aus Marokko gekommenen Männer verfolgten, zu Boden rangen und festhielten, bis die Polizei eintraf.

In einem der Clips ist zu sehen, wie einen Mann in Badehose einen der mutmaßlich Geflüchteten am Boden fixiert. Ein anderer Urlauber versuchte sogar, einen der Männer an den Knöcheln zu packen.

„Szenen sind verstörend“: Urlauber fühlen sich zum Handeln berechtigt – Sea Watch sieht bedenkliche Entwicklung

„Die Szenen, die dort zu sehen sind – wie Menschen, die offensichtlich gerade erst über das Meer angekommen sind, am Strand tätlich angegriffen und festgesetzt werden – sind verstörend“, sagt Sea-Watch-Pressesprecherin Bana Mahmood auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA. Dass sich Urlauber offenbar legitimiert fühlen, gewaltvoll gegen Schutzsuchende vorzugehen, sei das Ergebnis jahrelanger politischer und medialer Entmenschlichung von Menschen auf der Flucht. In der EU werden Kurs und Tonfall merklich rauer, die rechtspopulistische Regierung von Italien fällt beispielsweise mit einem besonders harten Kurs gegen Migration auf.

Die Lokalpolizei von Castell de Ferro bestätigte den Vorfall der spanischen Presse: „Die Rettungsschwimmer alarmierten uns, und wir konnten einen der Männer auf der Straße antreffen. Dann halfen wir, zwei weitere zu identifizieren.“ Die spanische Guardia Civil nahm schließlich neun der Männer fest.

Urlauber halten Geflüchtete fest: Nicht der erste Vorfall in Spanien – Zahlen steigen

Laut Alberto García war dies nicht das erste Mal, dass so etwas an diesem Strand passierte: „Letztes Jahr ist im Juni dasselbe passiert. Die Männer kamen an, stiegen aus und das Boot fuhr weg. Damals wurden sie nicht gefangen. Diesmal gab es mehr Reaktionen.“

Derzeit wächst die Zahl von Fluchtversuchen über das Mittelmeer nach Spanien. Laut Euro Weekly News verzeichnete das Land im Jahr 2024 über 61.000 Ankünfte über den Seeweg – ein historischer Höchststand. Derweil erhöhte die EU erst im Frühsommer die Zahl der „sicheren Herkunftsländer“. (moe)