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Ein Weltkriegs-Blindgänger ist in Frankfurt gefunden worden. 2500 Menschen müssen sofort evakuiert werden – nicht jeder nimmt das leicht.

Frankfurt – Plötzlich muss es schnell gehen. Bei Bauarbeiten im Bilsteinweg in der Preungesheimer Walter-Kolb-Siedlung ist am Donnerstagnachmittag eine 500-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Neben einem Bagger auf dem Gelände, auf dem ein Haus abgerissen wurde, um ein neues zu bauen, liegt das tückische und gefährliche Stück unter einer großen Plane.

Der Blindgänger muss sofort entschärft werden, weil einer der Zünder noch scharf ist. Im Umkreis von 300 Metern muss die Polizei sofort evakuieren. Rund 2500 Menschen wohnen in diesem Gebiet.

Weltkriegsbombe in Frankfurt gefunden: „Kann ich nicht mehr zurück?“

Mit Blaulicht und Lautsprecherdurchsagen werden die Anwohner aufgefordert, „bis 18 Uhr ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen“. Die Straßen füllen sich. Alte Damen mit Rollatoren, Familien mit kleinen Kindern, jüngere Leute mit Hunden an den Leinen wissen nicht wohin. „Ich habe nur gehört, dass wir raus sollen“, sagt eine Frau. „Was ist denn los, ich will zur Post gehen. Kann ich dann nicht mehr zurück?“, fragt eine andere.

Evakuierung wegen Weltkriegsbombe in FrankfurtSofort das Gebiet um die Bombe verlassen: Dem Aufruf der Feuerwehr folgten die Bewohner der Walter-Kolb-Siedlung unmittelbar. © Rainer Rüffer

Ein Großaufgebot an Polizeiwagen und Einsatzkräften, Feuerwehrwagen, Notarztwagen parkt nahe der Fundstelle am oberen Marbachweg. „Bitte gehen Sie. Verlassen sie das Sperrgebiet“, wiederholen die Polizeibeamten immer wieder und schicken die Leute hinter Flatterbänder. „Vielleicht gehe ich zur Feuerwehr. Oder zu Freunden“, sagt ein Mann zu sich selbst. Die Anwohner sind zum Teil nervös, zum Teil hektisch. Sie telefonieren, rufen Verwandte und Freunde an. Die Durchsagen werden konkreter. „Besuchen Sie Freunde oder Familie. Oder gehen sie in die Berner Straße 103 bis 105 zu den Johannitern“, ist zu hören.

Viel Nervosität, viel Hektik – dann Warten in Frankfurt-Preungesheim

Die Kreuzung an der Homburger Landstraße und Marbachweg ist voller Menschen. Dutzende setzen sich auf ein Mäuerchen und harren der Dinge. Eine Frau (89) mit Rollator wirkt entspannt. „Mich kann keine Bombe erschüttern, ich habe so viel im Krieg erlebt“, erzählt sie. „Außerdem bin ich mir ganz sicher, dass niemandem etwas passiert, der in meiner Nähe ist.“ Sie setzt sich vor einen Kiosk, bestellt einen Kaffee und löst Kreuzworträtsel.

„Irgendwie lustig, wie die Leute nervös so sind“, meint sie. „Bombenstimmung“, versucht es ein Gast vom Restaurant Forno d’Oro mit schwarzem Humor. Julian hängt ein Schild an die Tür, als er das Lokal schließen muss. „Heute geschlossen wegen Bombe“ steht darauf. „Sicherheit geht vor“, erklärt der Mitarbeiter.

Um 12 Uhr war es plötzlich still auf der Baustelle

Ein Mann auf der langen Mauer erzählt, dass er 20 Meter entfernt vom Fundort wohnt. „Um 12 Uhr war es plötzlich still. Vorher war die ganze Zeit Baulärm. Da haben sie wohl die Bombe gefunden.“ Als die Polizei kam, hat er gerade sein Essen gemacht. Der Fernseher lief. „Ich habe mich über den Krach im Fernseher gewundert, aber es war die Durchsage der Polizei“, erzählt er.

Und auch, dass er sich kaum Sorgen macht. „Falls es knallt, bleibt das Haus stehen. Da geht nur Glas kaputt.“ 1942 in Regensburg war‘s anders. „Unser Haus wurde komplett von einer Bombe zerstört.“ In Preungesheim heißt es um 20 Uhr noch: ausharren.

Gegen 21 Uhr meldet die Feuerwehr: Evakuierung beendet, die Entschärfung kann beginnen. Und kündigt an: „Sie wird sich bis in die Nacht hinein ziehen.“ (Sabine Schramek)