Teile der breiten Öffentlichkeit hatten ebenso lange auf den ersten Christopher-Street-Day in Delmenhorst gewartet, wie andere ihn ablehnen. Kurioserweise sorgt die Thematik für derart viel innergesellschaftliche Kontroversen wie nur wenige andere. So wie sich etliche wohlwollend und erfreut über die Initiative zeigten, überschlugen sich bereits bei ersten Ankündigungen die negativen und oftmals weit unter die Gürtellinie zielenden Kommentare. Doch exakt gegen diese massive Intoleranz wollen die Initiierenden und Teilnehmenden des ersten Delmenhorster CSD ein Zeichen setzen. Der Termin steht: Am 20. September findet zum Abschluss der CSD-Saison erstmals der CSD in der Stadt an der Delme statt.

Nachdem der Pride Month nunmehr vorüber ist, ist die CSD-Saison mit Paraden in den unterschiedlichsten Städten deutschland- und schlussendlich weltweit in vollem Gange. In Großstädten wie Hamburg, Berlin oder Köln nahmen in diesem Jahr erneut Hunderttausende Menschen teil. Indes die queere Community sich für mehr Toleranz und Akzeptanz der bunten Vielfalt einsetzt, gab und gibt es immer wieder Provokationen bis hin zu körperlichen Angriffen. Die Kontroversen sind überbordend enorm. Hass und Hetze gegen queere Menschen nehmen zu. Dieverse Umzüge wie etwa in Braunschweig und Bautzen mussten deshalb mit großem Polizeiaufgebot stattfinden, Abschlusspartys teils wegen erhöhter Sicherheitsgefahr abgesagt werden. Ebenso gab es Empfehlungen der dortigen Polizei an queere Menschen und Paraden-Teilnehmende, sich nur in Gruppen zu bewegen.

Nadja Allmers-Plump hatte als Sprecherin des CSD-Delmenhorst im Vorfeld betont, für die Sicherheit der Demonstrierenden stünden die Organisatoren im engen Austausch mit der Polizei. Ebenso werde gegenwärtig über ein Awarness-Team diskutiert, das Menschen hilft, die sich bedrängt fühlen. Für die Planung hatte sich das Delmenhorster Bündnis mit den bereits erfahrenen CSD-Teams aus Wilhelmshaven und Bremen ausgetauscht. Wie viele Menschen schlussendlich kommen werden, ist für das Bündnis aus Bürger:innen, lokalen Initiativen und politischen Organisationen schwer einzuschätzen. Dem aktuellen Feedback zufolge gehen die Initiierenden von etwa 300 Menschen aus. Das könnten aber auch weitaus mehr werden.

Nachdem die Organisierenden anfangs den Startpunkt des Demozugs nicht veröffentlicht hatten, steht er nun fest. Der Zug startet um 15:00 Uhr auf dem Delmenhorster Marktplatz, sobald der Wochenmarkt vorüber ist, woraufhin es rund 60 bis 90 Minuten durch die Innenstadt und schlussendlich zur Abschlussveranstaltung wieder zurück auf den Markplatz gehen soll. Dafür sucht das CSD-Aktionsbündnis über die eigenen Social-Media-Accounts noch nach Musiker:innen, Künstler:innen und weiteren Mitmachenden, die sich im Sinne der Community einbringen möchten.

Organisiert wird die Veranstaltung von einem Bündnis aus Unordnungsamt des SUBKULTUR e.V., Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, den Jusos, dem Breiten Bündnis gegen Rechts Delmenhorst und engagierten Bürger:innen. Ziel des CSD ist es, ein klares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und die Rechte von queeren Menschen zu setzen – und damit auch gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung. „Ich wünsche mir ein buntes und schönes Miteinander. Der CSD Delmenhorst ist längst überfällig, und ich freue mich über jede*n, der erscheint.“, hatte Angelina Fehrmann vom Unordnungsamt erklärt.