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Stefan Glowacz reflektiert über Laura Dahlmeiers tragischen Tod. Der Extremkletterer identifiziert eine wachsende Gefahr in den Bergen.

Garmisch-Partenkirchen – „Es war Schicksal.“ Mit diesen Worten fasst Stefan Glowacz das Drama um Laura Dahlmeier zusammen. Die ehemalige Biathlon-Olympiasiegerin kam Ende Juli bei einem Steinschlag am Laila Peak in Pakistan ums Leben – ein Unglück, das selbst erfahrene Extremkletterer erschüttert. Glowacz, selbst eine Legende des deutschen Klettersports, sieht in Dahlmeiers Tod jedoch mehr als nur einen tragischen Einzelfall.

Laura Dahlmeier kam bei einem Steinschlag am Laila Peak ums Leben.Laura Dahlmeier kam bei einem Steinschlag am Laila Peak ums Leben. © Ingo Wagner/dpa/Laura Dahlmeier/Instagram

Der 60-jährige Extremkletterer aus Garmisch-Partenkirchen kannte die Ausnahmesportlerin persönlich und verteidigt seine Mitbürgerin gegen jeden Vorwurf der Leichtsinnigkeit. „Laura war eine der fähigsten Alpinistinnen, auf dem Weg zur absoluten Weltklasse“, erklärt Glowacz gegenüber Bunte. Die Doppel-Olympiasiegerin habe keinen Fehler gemacht – vielmehr sei sie Opfer einer wachsenden Bedrohung geworden, die alle Bergsteiger betrifft.

Klimawandel macht Steinschlag zur tödlichen Bedrohung

„Auf Steinschlag kannst du dich nicht vorbereiten, er wird immer häufiger aufgrund des Klimawandels. Darüber ist sich jeder Kletterer bewusst, der in größere Wände geht, mit mehrseiligen Routen“, warnt Glowacz in seinem Statement. Genau hier liegt der Kern seiner Sorge: Was früher seltene Naturereignisse waren, entwickelt sich durch die Erderwärmung zu einer alltäglichen Gefahr. Der Permafrost, der in höheren Lagen das Gestein stabilisiert, schmilzt – und macht die Berge unberechenbar. Mit dieser Entwicklung hadert der Kletter-Experte sichtlich.

Stefan Glowacz weiß, wovon er spricht. Der gebürtige Tittmoninger dominierte von 1985 bis 1993 die Wettkampf-Szene im technischen Klettern. Als mehrfacher Rockmaster-Gewinner und Vizeweltmeister gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Kletterern aller Zeiten. Nach dem Ende seiner Wettkampfkarriere widmete er sich Expeditionen an entlegene Wände weltweit – und erlebte dabei hautnah, wie sich die Bergwelt verändert. Ein anderer Experte ordnet nach dem tragischen Dahlmeier-Tod die Steinschlag-Gefahr in den Alpen ein.

Laura Dahlmeier ist tot – sie folgt langer trauriger Liste von Kletter-KollegenCala Cimenti (l.), Linda Dahlmeier und Brad Gobright (r.) kamen bei Bergunfällen ums Leben.Fotostrecke ansehen

Seine Einschätzung zu Dahlmeier ist eindeutig: „Sie war nie leichtsinnig, sie hat behutsam gesteigert: erst die Berge in ihrer Heimat, dann Vier-, Fünf-, Sechstausender“, betont Glowacz gegenüber Bunte. Die systematische Herangehensweise der 31-Jährigen zeige ihre Professionalität. „Für das Bergsteigen auf diesem Niveau braucht man akribische Planung, Vorbereitung, Umsicht und Erfahrung. All das hatte Laura. Sie wusste, was sie tut, wie gefährlich es am Berg ist, dass sie da oben sterben kann. Sie hatte ungeheuren Respekt vor den Bergen.“

Besonders tragisch: Dahlmeier und ihre Seilpartnerin wollten bereits vor dem Gipfel umkehren. „Weil es ihnen zu gefährlich erschien“, wie Glowacz erklärt. „Dass Laura vernünftig war, sieht man ja auch daran.“ Doch der Steinschlag traf sie bereits beim Abstieg – ein Schicksal, das jeden Bergsteiger treffen kann, wie auch Reinhold Messner kommentierte.

Glowacz‘ Sorge um den Klimawandel ist berechtigt: In den Alpen häufen sich bereits Felsstürze und Bergstürze. Der Extremkletterer warnt vor drastischen Veränderungen durch die Erderwärmung: „Es wird definitiv zu Wegsperrungen kommen“, prognostiziert er. Die öffentlich bekannten Felsstürze seien nur „die Spitze des Eisbergs“.

Kletter-Ikone erklärt Dahlmeier-Drama – und hadert besonders mit einer Sache

Laura Dahlmeiers Tod am Laila Peak wird so zum Symbol für eine neue, gefährlichere Ära des Bergsteigens. Selbst die erfahrensten Alpinisten können dem Klimawandel nicht ausweichen – eine Erkenntnis, die Stefan Glowacz besonders umtreibt. Zudem stellt sich weiterhin die Frage: Bleibt Laura Dahlmeier für immer in den Bergen? (ck)