Die Renditekurven in der Eurozone haben sich am Donnerstag leicht abgeflacht: Kurzfristige Renditen stiegen geringfügig, während die langfristigen nachgaben. Dieser Trend wurde maßgeblich durch Bewegungen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten beeinflusst.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, dem Maßstab für die Eurozone, lag zuletzt leicht niedriger bei 2,63 %.

Die eigentliche Dynamik spielte sich jedoch abseits der Benchmark ab: Die zweijährige Bundesanleihe stieg um etwa einen Basispunkt, während die dreißigjährige um knapp drei Basispunkte fiel.

Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Trend des ersten Halbjahres, als die langfristigen Renditen stärker stiegen als die kurzfristigen.

Das sogenannte ,,Steepening“ war auf Deutschlands massives Ausgabenprogramm und Sorgen um die langfristige fiskalische Gesundheit vieler Länder zurückzuführen, was die Bewegungen bei langlaufenden Anleihen antrieb, während Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank die zweijährigen Renditen niedrig hielten.

Da jedoch in den kommenden Monaten keine weitere EZB-Senkung erwartet wird, beginnt sich dieses Bild zu ändern. Die Differenz zwischen der deutschen zehn- und zweijährigen Rendite lag zuletzt bei 70,9 Basispunkten – so gering wie seit Ende Juni nicht mehr.

Investoren sehen für die nächste EZB-Sitzung so gut wie keine Chance auf eine Zinssenkung und preisen auch für den weiteren Verlauf des Zyklus keine weiteren Schritte vollständig ein.

Die Bewegungen in Europa am Donnerstag spiegelten ähnliche Entwicklungen andernorts wider.

Die renditeempfindliche zweijährige britische Staatsanleihe stieg um rund 5 Basispunkte, nachdem die Bank of England die Zinsen gesenkt hatte. Vier von neun geldpolitischen Entscheidungsträgern – besorgt über die hohe Inflation – hatten sich jedoch für eine Beibehaltung der Zinsen ausgesprochen.

,,Mit vier Abweichlern bleibt der weitere Rückgang der britischen Zinsen unsicher“, sagte Michael Metcalfe, Leiter der Makrostrategie bei State Street Markets.

Die britische 30-jährige Rendite gab hingegen leicht nach.

Ähnlich verlief die Entwicklung in den USA: Die zweijährigen Treasury-Renditen stiegen um 2 Basispunkte, während die zehnjährigen unverändert und die dreißigjährigen um 2 Basispunkte sanken.

Im Fokus stand dort ein Bericht von Bloomberg News, wonach Christopher Waller, Mitglied des Federal Reserve Boards, als aussichtsreicher Kandidat für den Vorsitz der Zentralbank unter dem Team von Präsident Donald Trump gehandelt wird.

In Europa verarbeiteten Anleger zudem solide Anleiheauktionen aus Frankreich und Spanien, die beide auf starke Nachfrage stießen.

Französische, spanische und italienische Anleihen bewegten sich weitgehend im Einklang mit der deutschen Benchmark; die zehnjährigen Renditen blieben am Tag nahezu unverändert.

Die zehnjährige Rendite Frankreichs lag bei 3,30 %, die Spaniens bei 3,21 % und die Italiens bei 3,48 %. Die zweijährigen Renditen stiegen in allen drei Ländern an.

($1 = 0,8564 Euro)
(Bericht von Samuel Indyk und Alun John; Redaktion: Rashmi Aich und Toby Chopra)