Aus Platzgründen tötete der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane und erntete dafür scharfe Kritik. Direktor Dag Encke verteidigt das Vorgehen und rechnet damit, dass es nicht dabei bleiben wird.
Der Leiter des Nürnberger Zoos hat die Tötung von Pavianen aus Platzmangel verteidigt – und geht davon aus, dass weitere Tötungen auch anderer Tiere folgen könnten.
Auch bei den Kronenmakis, den Lemuren und den Gorillas könnte es bald eng werden, sagte Encke der Nürnberger Zeitung und den Nürnberger Nachrichten. Gleichzeitig betonte er: Einen Gorilla zu töten, daran habe man noch nicht einmal ernsthaft gedacht. „Wir würden das emotional nicht schaffen – auch wenn das unprofessionell und inkonsequent ist.“
Tötung von Tieren sei absehbar gewesen
Die Entscheidung, zwölf Paviane aus Platzmangel zu töten, verteidigte der Biologe jedoch. Es sei immer klar gewesen, dass es auf die Tötung hinauslaufe, sagte Encke den Zeitungen. Als Gründe nannte er die Reproduktionsraten, die rechtlichen und ethischen Grenzen der Geburtenkontrolle und die geringe Anzahl an Abnehmern für die Tiere. Eine Auswilderung sei zudem nie eine wirkliche Option gewesen.
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Tiergarten-Direktor rechnet mit weiterer Tötung von Tieren
Der Direktor des Nürnberger Tiergartens rechnet mit weiterer Tötung von Tieren. Bei den Pavianen sei dies die letzte Möglichkeit gewesen, erklärte Dag Encke.
Daniel Karmann/dpa/Collage: inFranken.de
Das Gehege der Paviane war laut dem Zoo seit langem überfüllt und eine tierschutzgerechte Haltung war nicht mehr möglich. Eine Abgabe der überschüssigen Tiere sei nicht möglich gewesen, auch Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg gebracht, hieß es.
Encke sieht die Zucht der Paviane daher vor allem als Teil des Artenschutzes, um eine Reservepopulation zu erhalten, sollten die Tiere in der Wildnis vollständig aussterben. „Es ist unsere Pflicht als Menschen, etwas gegen das Artensterben zu unternehmen. Alles, was wir jetzt entscheiden, ist ein Experiment. Aber wir machen das nach bestem Wissen und Gewissen.“
Mehr als 350 Anzeigen wegen der Tötung der Tiere
Mit Blick auf die Tötung der Affen sagte Encke: „Wir haben selten etwas so bis zum Ende durchdacht, ich finde den Fehler in der Logik nicht – außer, die Menschen würden sich dazu entscheiden, dass sie Zoos in dieser Form gar nicht mehr wollen. Das wäre dann eben so.“
Tierschützer hatten die Tötung der Paviane scharf kritisiert, mehr als 350 Anzeigen gingen bei der Staatsanwaltschaft ein. Der Direktor des Tiergartens erhielt Morddrohungen. „Ich hoffe nach wie vor, dass wir bestenfalls gar nicht mit einem Anfangsverdacht bedacht werden und das Verfahren eingestellt wird“, sagte Encke. „Sonst, glaube ich, kann ich naturwissenschaftlich beweisen, dass die Tötung notwendig war.“