Was früher ein günstiger Snack für zwischendurch war, entwickelt sich mehr und mehr zum teuren Vergnügen. Der Döner Kebab, einst ein Klassiker für den kleinen Geldbeutel, wird in Stuttgart immer kostspieliger. Der Streik bei der Dönerfabrik Birtat in Murr im Kreis Ludwigsburg warf in den vergangenen Tagen auch die Frage auf, wie sich die Preise für den Döner um die Ecke entwickeln. Könnte der bald schon zehn Euro kosten? Mehrere Verkäufer in den Imbissen in Stuttgart äußern sich zu dem Kostendruck in ihrer Branche.
Im Köz Restaurant in Bad Cannstatt ist der Andrang vor allem am Wochenende groß. Der klassische Döner kostet hier inzwischen acht Euro, der Yufka sogar neun. Verkäuferin Hadra Aslan erklärt, dass der Preis erst vor wenigen Tagen erhöht wurde, zumindest für den Yufka. Die Gründe liegen für sie auf der Hand. „Fleisch, Gemüse, Verpackung und selbst das Brot kosten inzwischen im Einkauf deutlich mehr“, erklärt sie. Auch die Kunden reagieren. Besonders Schüler kommen am Nachmittag und fragen, ob der Döner in der Mitte einmal geteilt werden könne. „Einen ganzen Döner könnten sie sich oft nicht mehr leisten“, sagt Aslan. Sie befürchtet, dass die Preise für den Döner in der Fläche im kommenden Jahr schon bei zehn Euro liegen könnten.
„Nächstes Jahr sind wir bestimmt bei zehn Euro“
Ein paar Schritte weiter, bei Side Kebap, ist die Lage ähnlich. Der Betreiber möchte anonym bleiben, spricht aber offen über die Herausforderungen. Er muss seine Preise regelmäßig anpassen, je nachdem wie hoch die Kosten seiner Lieferanten ausfallen. Diese steigen stetig. Aktuell verlangt er acht Euro für den Döner. „Nächstes Jahr sind wir bestimmt bei zehn Euro“, sagt auch er.
In der Stuttgarter Innenstadt liegen die Preise schon heute etwas höher. Fast überall kostet der Döner inzwischen rund neun Euro. Doch offen über die Preisgestaltung und Kosten sprechen, das will kaum jemand. Dennoch ist ein Satz immer wieder zu hören:„Alles wird teurer.“ Die Erwartungen sind eindeutig.
Bei Arda Kebap, ganz in der Nähe des Hans im Glück Brunnens, verlangt man bereits neun Euro für den Döner mit Scheibenfleisch. Der Betreiber hat den Laden erst vor zwei Monaten eröffnet. „Eigentlich müsste ich die Preise schon jetzt anheben“, sagt er. Auch er möchte namentlich nicht genannt werden. Doch er macht klar, dass vor allem das Fleisch der größte Kostenfaktor ist.
Der Döner kostet in der Innenstadt meist um die 9 Euro. Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie
Doch es gibt auch günstigere Ausnahmen. Unter anderem bei Big Kebap in der Unterführung an der Haltestelle Rotebühlplatz kostet der Döner mit Rind oder Hähnchen mit 6,50 Euro noch weniger. Der Betreiber erklärt, dass er erst vor drei Wochen eröffnet habe. „Wir wollen versuchen, den Preis so lange wie möglich zu halten“, sagt er. Langfristig sei das aber kaum zu schaffen.
Im Juli veröffentlichte der Lieferdienst Lieferando eine aktuelle Analyse zum Dönerpreis in Deutschland. Grundlage der Auswertung waren alle Bestellungen mit dem Stichwort „Döner“ im März 2025. Das Ergebnis: In Stuttgart lag der durchschnittliche Preis bei 8,61 Euro. Damit zählt die Landeshauptstadt laut Lieferando-Index zu den teuersten Städten im Land – auf Platz fünf im bundesweiten Vergleich. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Dönerpreis in Stuttgart um 3,36 Prozent gestiegen.
Die Verkäufer vor Ort sind mit ihrer Einschätzung nicht alleine, im März äußerte sich Erdogan Koc, der Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten gegenüber dem Spiegel ganz ähnlich: „Experten prognostizieren, dass der Endpreis für Döner in naher Zukunft kurzfristig die Zehn-Euro-Grenze erreichen und mittelfristig sogar überschreiten wird.“
Auch Entwicklungen in der Produktion könnten die Preise weiter beeinflussen. So dürfte die erzielte Tarifeinigung in der Dönerfabrik Birtat in Murr (Kreis Ludwigsburg) vor allem bei den Beschäftigten und der Gewerkschaft NGG für Erleichterung sorgen. Doch mit höheren Löhnen steigen auch die Produktionskosten – und diese könnten langfristig auf die Dönerpreise in der Region durchschlagen.