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Trump könnte sich bei seiner Ukraine-Strategie verzockt haben. Insider sehen den US-Präsidenten durch Putin „blamiert“. Folgt jetzt der nächste Rückzieher?
Washington, D.C. – Die Stimmung im Weißen Haus hat sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt. Hintergrund ist die enttäuschte Erwartung von Donald Trump mit Blick auf eine mögliche Friedenslösung im Ukraine-Krieg. Der US-Präsident sei davon ausgegangen, seine persönliche Beziehung zu Wladimir Putin könne den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rasch beenden. Stattdessen habe der Kremlchef die Nachgiebigkeit des US-Präsidenten ausgenutzt und ihn „blamiert“. Das berichten zwei Mitarbeiter des Weißen Hauses und ein enger externer Berater gegenüber dem US-Portal The Atlantic.
Trump hatte sich bereits im Wahlkampf vor der US-Wahl 2024 mit seiner guten Beziehung zu Russlands Präsident gebrüstet und wiederholt betont, dass Putin die Ukraine niemals während seiner Amtszeit angegriffen hätte. Den Ukraine-Krieg, so ein viel zitiertes Versprechen aus Trumps Wahlkampf, werde er nach seinem Amtsantritt in als 24 Stunden beenden. Über ein halbes Jahr später tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine weiterhin mit unerbittlicher Härte.
Trump will Putin treffen: Die Geschichte ihrer Beziehung in BildernFotostrecke ansehenKein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht: Trump von Putin „blamiert“ – US-Präsident setzt auf Treffen
Trump hatte deswegen in den vergangenen Wochen zunehmend Kritik am Kreml-Chef geäußert. Ende Juli verkündete ein verärgerter Trump, eine für 50 Tage angesetzte Frist für Putin auf zehn Tage zu verkürzen und beklagte sich darüber, dass der russische Präsident sich nicht an Absprachen halten würde. „Wir dachten, wir hätten das schon mehrfach geklärt, und dann fängt Präsident Putin an, Raketen auf eine Stadt wie Kiew abzuschießen und tötet eine Menge Leute in einem Pflegeheim oder was auch immer“, hatte Trump als Begründung für die Fristverkürzung gesagt.
Für eine Entspannung in der Beziehung zwischen Putin und Trump soll jetzt ein persönliches Treffen der beiden Staatschefs sorgen, das für die kommende Woche angesetzt ist. Beide Seiten erklärten, die Zeit sei reif für einen solchen Gipfel. Tag und Ort stehen bisher nicht fest. Vorgaben an Putin für ein vorheriges Treffen mit Selenskyj erhebt Trump nicht. Auf die Frage von Reportern, ob Putin zunächst Selenskyj treffen müsse, sagte Trump: „Nein.“
Trumps Ultimatum an Putin läuft aus – US-Präsident unschlüssig wegen Konsequenzen
Unklar bleibt bislang auch, wie der Präsident mit seinem selbst gesetzten Ultimatum umgeht: Seit dem 29. Juli läuft eine Zehn-Tage-Frist, bis zu deren Ablauf eine Waffenruhe erreicht sein soll. Andernfalls – so Trumps Ankündigung Ende Juli – sollen Sanktionen gegen Handelspartner Russlands verhängt werden. Auf die Frage, ob die Deadline noch gelte, sagte Trump mit Verweis auf Putin: „Wir werden sehen, was er zu sagen hat. Es liegt ganz bei ihm.“
Im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs verliert Donald Trump die Geduld mit Wladimir Putin. © dpa/AP | Jacquelyn Martin + dpa/Pool Sputnik Kremlin | Alexei Danichev
Wie ein US-Beamter gegenüber The Atlantic bestätigte, sei Trump noch unschlüssig, ob und wie er Putin für das Nichteinhalten des am Freitag auslaufenden Ultimatums bestrafen könne. In Weißen Haus wird darüber gestritten, ob sogenannte Sekundärsanktionen gegen Länder, die mit Russland Geschäfte machen, sinnvoll sind. Direkte Strafzölle gegenüber Moskau gelten als wenig wirksam, da der direkte US-Handel mit Russland gering ist. Besonders kritisch für Trump: Die in Aussicht gestellten Sekundärzölle würden auch China, den größten Importeur von russischem Rohöl, hart treffen. Doch Washington und Peking befinden sich derzeit in Verhandlungen über ein neues Handelsabkommen. Ob Trump das Risiko eingeht, die Verhandlungen zu sprengen, um Putin zu bestrafen, darf bezweifelt werden.
Nächster Rückzieher im Ukraine-Krieg? Trump muss bei Putin-Ultimatum um seinen Ruf fürchten
US-Medien spekulieren vor dem Ende der Frist am Freitag bereits über dir Rückkehr des Taco-Trumps. Das Akronym Taco – Trump always chickens out (dt. Trump macht immer einen Rückzieher) – ist vor allem in der US-Wirtschaft zum Leitspruch dafür geworden, dass Trump seinen Ankündigungen nicht immer Taten folgen lässt. Möglich, dass Trump einen Rückzieher bei den Sekundärzöllen am Freitag mit dem anstehenden Treffen mit Putin begründen könnte.
Trump stört sich jedoch an diesem Image. Einen Verweis einer Journalistin auf die steigende Popularität des Ausdrucks bezeichnete er im Mai als „die fieseste Frage“, die ihm je gestellt worden sei. Dann ermahnte er sie mit den Worten: „Sagen Sie nie wieder, was Sie gesagt haben.“ Für den US-Präsidenten geht es bei seinem Ultimatum für Putin also auch um sein Image als knallharter Verhandlungsführer und gefürchteter „Deal-Maker“.
Russland führt seit mehr als drei Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Trump hatte wiederholt angekündigt, den Krieg rasch beenden zu wollen. Das angestrebte Treffen mit Putin wäre das erste persönliche Gespräch eines amtierenden US-Präsidenten mit dem Kremlchef seit dem Sommer 2021; damals traf Trumps demokratischer Vorgänger Joe Biden Putin in Genf. (fdu mit afp)