Vor wenigen Tagen hatte Russland die Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Tschassiw Jar in der Region Donezk verkündet, die Ukraine hatte dieser Behauptung aber widersprochen. Nach der Eroberung lediglich kleiner Dörfer im Osten der Ukraine hatte dies dennoch aufhorchen lassen. Doch so richtig scheint Russland derzeit nicht voranzukommen bei seiner Sommeroffensive. Im Gegenteil, schreibt das „Wall Street Journal“: In der Region Sumy im Nordosten hätten die Ukrainer den Vormarsch der Russen sogar gestoppt (Quelle hier).

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Bis auf rund 19 Kilometer seien die russischen Truppen an die regionale Hauptstadt der Provinz herangerückt. Doch seit Juli habe Russland dort, genauso wie im Osten des Landes, nur noch geringfügige Geländegewinne erzielt. Nach Angaben von Offizieren und Analysten sei es der Ukraine sogar gelungen, einige Kilometer zurückzuerobern.

Auch der X-Account Tatarigami, hinter dem sich ein früherer ukrainischer Offizier verbirgt, berichtet, dass es den russischen Streitkräften bis Anfang August nicht gelungen sei, die von ihnen proklamierte Pufferzone entlang der Grenze der Oblast Sumy zu errichten. Es sei ihnen lediglich gelungen, kleine, isolierte Enklaven zu schaffen (Quelle hier).

„Der Feind ist in diesem Gebiet erschöpft“, sagte Major Oleh Shyriaiev, Kommandeur des 225. Separaten Sturmregiments, dem „Wall Street Journal“. „Wir haben ihnen großen Schaden zugefügt und arbeiten weiter daran, weitere Gebiete zu befreien“, sagte er.

Allerdings, so heißt es in dem Bericht weiter, verfüge Russland in der Region laut ukrainischen Offizieren noch immer über mehr als 50.000 Soldaten. Das lasse bei den Ukrainern die Sorge aufkommen, dass sich das Blatt noch einmal gegen sie wenden könnte.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist die in russischer Haft gestorbene Journalistin Viktoria Roschtschyna beigesetzt worden. Dutzende Angehörige, Freunde und Kollegen nahmen an der Trauerfeier zuerst in der Michaels-Kathedrale und anschließend auf dem Unabhängigkeitsplatz teil. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der russische Dienst der BBC, die Plattform „Mediaphone“ und ein Team von Freiwilligen haben die Namen von 122.883 russischen Soldaten ermittelt, die seit dem Beginn der Invasion in der Ukraine an der Front gefallen sein sollen. Die tatsächliche Zahl der Toten könnte viel höher sein.
  • Vor einem möglichen Gipfel mit US-Präsident Donald Trump zum Ukraine-Krieg hat der russische Staatschef Wladimir Putin mit seinen Nachbarstaaten und Verbündeten gesprochen. Nach Mitteilung des Kremls informierte Putin etwa den usbekischen Präsidenten Schawkat Mirsijojew über seine Gespräche mit US-Unterhändler Steve Witkoff. 
  • Chinas Staatschef Xi Jinping sieht eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau. In einem Telefonat mit Putin sagte Xi nach Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, China sei erfreut zu sehen, „dass Russland und die Vereinigten Staaten den Kontakt aufrechterhalten, ihre Beziehungen verbessern und eine politische Lösung der Ukraine-Krise fördern“.
  • In der Nacht zum Freitag haben russische Truppen die Stadt Butscha aus der Luft angegriffen. Es wurden sieben Privathäuser und ein Kindergarten beschädigt, teilte der Bürgermeister auf Telegram mit. Die zuständige Regionalverwaltung meldete auch Schäden aus anderen Dörfern in der Region.
  • In den nächsten Tagen könnte Russland weitere Tests des Marschflugkörpers „Burewestnik“ durchführen, berichtet das norwegische Medium „thebarentsobserver.com“. Diese Waffe verfügt über einen nuklearen Antrieb und einen thermonuklearen Sprengkopf.
  • Eine Unterbrechung der Kampfhandlungen im Ukraine-Krieg rückt nach Ansicht des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk näher. Es gebe „bestimmte Signale“, dass ein Einfrieren des Konflikts eher näher sei als weiter entfernt, sagt Tusk nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. 
  • Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat die von Russland geforderten Gebietsabtritte der Ukraine weiterhin ausgeschlossen. Der Verzicht der Ukraine auf Teile ihres Territoriums „würde heißen, dass das Recht des Stärkeren gewinnt“, sagte Makeiev am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. 
  • Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj, bezeichnete die Lage in der Frontstadt Pokrowsk im Osten als schwierig, da sich dort derzeit die stärksten Verbände der russischen Armee befänden. Dies erklärte er in einem Interview mit dem TV-Sender „TSN“.
  • US-Präsident Donald Trump knüpft sein geplantes Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin nicht an eine vorherige Begegnung zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Auf die Frage einer Journalistin, ob Putin vorab Selenskyj treffen müsse, antwortete Trump: „Nein“, das müsse Putin nicht. 

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