„Die Plastikproduktion soll sich in den kommenden Jahren verdoppeln bis verdreifachen, und wir kommen nicht hinterher. Jetzt kann man schon ein Häufchen Erde aus dem Garten nehmen, und wahrscheinlich findet man Mikroplastik darin“, warnt Clara Schlösser. Sie macht sich in Genf gegen die Plastikflut stark.

Die Staaten tagen bereits zum sechsten Mal, um sich auf ein Abkommen zur Reduzierung des Plastikmülls zu einigen. Die letzte Runde im südkoreanischen Busan war im Dezember gescheitert. Insgesamt 4.000 Teilnehmer sind bei der großen UN-Konferenz dabei. Neben den offiziellen Vertretern der Staaten sind auch Beobachter anwesend. Dazu gehören Nicht-Regierungs-Organisationen.

Die Raerenerin Clara Schlösser vertritt die internationale Organisation Health Care without Harm, für die sie in Brüssel arbeitet. In Genf setzt sie sich dafür ein, dass das Thema Gesundheit bei dem Abkommen einen zentralen Stellenwert bekommt: Die Produktion von Plastik ist sehr schädlich für die Umwelt und die Gesundheit, weil viele Chemikalien freigesetzt werden. Im Plastik werden rund 16.000 verschiedene Chemikalien benutzt. Man wisse, dass ein Viertel von ihnen gesundheitsschädlich sei. Das belegten wissenschaftliche Untersuchungen, so Clara Schlösser. „The Lancet“, eine der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, zeige den Zusammenhang zwischen Plastikverschmutzung und Gesundheit auf.

Bei vielen dieser Chemikalien handelt es sich um Endocrine Disrupting Chemicals, die die Hormone beeinflussen. Es wurde auch von der EU anerkannt, dass es diese Chemikalien gibt. Das sei kein Diskussionspunkt mehr. „Die Wissenschaft ist auf unserer Seite“, ist Clara Schlösser überzeugt. Recycling allein sei keine Lösung, weiß die Raerenerin. Global würden nur zehn Prozent des Plastiks wiederaufbereitet. Wichtiger sei die Plastikvermeidung.

Clara Schlösser vor dem Sitz der Vereinten Nationen in GenfClara Schlösser aus Raeren nimmt an der UN-Konferenz zum Plastikabkommen in Genf teil (Bild: privat)

Neben den Plastik-Kritikern versuchen auch Lobbyisten der Öl- und Chemieindustrie ihre Positionen in Genf zu verteidigen und Einfluss auf die Verhandlungspartner zu nehmen. Erdölproduzierende Länder wollen das Abkommen bremsen.

Während Skeptiker von der letzten Chance sprechen und Zweifel am Erfolg der Verhandlungen haben, ist Clara Schlösser noch zuversichtlich: „Wir sehen immer noch Schwierigkeiten, aber auch, dass besonders die Koalition der ambitionierten Länder immer näher zusammenrückt. Und es gibt noch die Möglichkeit, eine Abstimmung mit notwendiger Zwei-Drittel-Mehrheit zu beschließen anstatt einstimmiger Wahl. Und wenn sie das am Samstag entscheiden, dann haben wir gute Chancen.“

Bis nächsten Donnerstag verhandeln die Länder noch in Genf. Die Raerenerin Clara Schlösser bleibt dort weiter am Ball.

Michaela Brück