Saarlouis begeistert mit französischem Flair und kulinarischen Höhepunkten. Die Stadt vereint Historie und Genuss und bietet ein Stück Frankreich mitten in Deutschland.

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Saarlouis –
Zart schmelzende Financiers à la pistache, süß, buttrig und nussig, begleiten das Menu de la semaine. Die zu den Klassikern der französischen Pâtisserie gehörenden Küchlein sind unwiderstehlich, genau so wie der Salade roquefort et figues, mit frischen Aromen und der Süße reifer Feigen. Im Bistro PASTIS zeigt sich französische Küche avec grand plaisir. Croque Monsieur, Omelette au fromage und Tarte flambée – Frankreich zum Schlemmen, wie in einem Bistro mitten in Paris… Aber das PASTIS ist nicht in Frankreich zu finden.

Das Bistro befindet sich in Saarlouis, in der wohl französischsten Stadt Deutschlands. Neben dem LA MAISON Hotel gelegen, lädt es zu einer genussvollen Cuisine française. Ja, mit der Grande Nation als Nachbarn wird es in der saarländischen Stadt schwer, nicht frankophil zu leben. Frankreich ist ja nur fünf Kilometer entfernt! Saarlouis, im 17. Jahrhundert von Ludwig XIV. gegründet, zeigt reichlich französische Einflüsse. Viele Einwohner sprechen einen frankophonen Dialekt. Stadtführungen werden stets auch en français angeboten, und es gibt eine lebendige französische Kultur in der Stadt. Feste und Veranstaltungen sind grenzüberschreitend angelegt, wie das Perspectives-Festival, das Saarlouis gemeinsam mit dem nahen Metz präsentiert oder die Emmes Saarlouis, das größte Stadtfest im Südwesten Deutschlands, das seine Partnerstadt St. Nazaire kulinarisch vorstellt, mit Champagner, Crémant, Cidre – und französischen Austern. Der Cidre-Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Der Sonnenkönig war ein großer Liebhaber von Austern. Vor der Hochzeitsnacht mit Maria Teresa von Spanien soll Ludwig XIV. Hunderte von Austern gegessen haben, um seine Manneskraft zu stärken, so erzählt man, und dass er den geliebten Schalentieren aus Marennes sogar einen Adelstitel verlieh.

Reichlich Spuren

Gesichert ist: Ludwig XIV ließ Saarlouis durch seinen Baumeister Vauban als Festungsstadt anlegen. Der baute eine Siedlung nach französischen Plänen im Hexagon, in einem Sechseck, mit sechs Bastionen an den Seiten. Das war um 1680, nachdem Lothringen an Frankreich fiel, und man so die Ostgrenze absichern wollte. Teile dieser Festungswerke sind erhalten geblieben. In den ehemaligen Kasematten eröffneten internationale Restaurants. Und auf einem zwölf Kilometer langen Rundwanderweg, dem Vauban-Steig, kommt man auch in die Steinbrüche, aus denen der Baumeister die Blöcke für die Festung des Sonnenkönigs entnehmen ließ.

Später, also nachdem Saarlouis preußisch wurde, gehörte die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg dann noch einmal zum französischen Zollgebiet, bevor sie schließlich mit dem Saarland in die Bundesrepublik eingegliedert wurde. Doch die über einhundert Jahre Zugehörigkeit zu Frankreich hinterließ reichlich Spuren, und nicht nur kulinarische.

Savoir Vivre

Der Saaraltarm und der Stadtgarten bilden das grüne Einfahrtstor. Im Zentrum weitet sich der Große Markt. Mit seiner staatlichen Größe von 10.000 Quadratmetern ist er ein imposantes Areal, angelegt als Parade- und Exerzierplatz in Zeiten, als die Festungsstadt von einem Stadttor zum anderen nur 450 Meter maß. Heute zeigt sich der Große Markt friedensverbündend, versammelt Rathaus, Hauptpost und die Kirche St. Ludwig an einem Platz und verbindet dazu die Französische und die Deutsche Straße als Flaniermeilen miteinander.

Aus dem ehemaligen Offiziersclub der Garnisonsstadt wurde das LA MAISON. „In diesem Gebäude hat man sich noch zu Zeiten der französischen Präfektur seinen Pass geholt“, kennt Hoteleigentümer Günter Wagner die Geschichte der historischen Villa, „und noch später residierte hier das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes.“ Wo heute das Bistro PASTIS steht, war einst das Büro des Obersten Richters. Günter Wagner, der über 25 Jahre das von seinem Vater gegründete Unternehmen der Wagner Tiefkühlpizzen führte, kaufte das historische Haus im Jahr 2011 und ließ es kernsanieren. Den Garten verwandelte der englische Landschaftsarchitekt Michael Dane in einen grünen Park. Das Ehepaar Wagner, sie stammt selbst aus Saarlouis, holte den französischen Esprit ins LA MAISON zurück – mit zahlreichen Kunstwerken und edlen Vintage-Stücken. Die Fassade leuchtet champagnerfarben. Innen hofieren Bergère-Sessel den Gast. Mit Tapete bespannte Paravents preisen die Privatsphäre. Zimmer zeigen Farbe und tragen Couleurs wie Sorbet Rose, Bleau Frais und La Terre. Die Suiten heißen Chocolat und Ratatouille, und sehen genauso aus. Hier glänzen Fliesen wie Schokoladentafeln und dort offeriert sich die Suite als Hommage an das Lieblingsgemüsegericht der provenzalischen Küche. Für die Connie Kotte-Suite mit Blick in den Park wählte die bekannte Interior-Designerin aus Hamburg, die zuvor das 25h Hafencity Hotel gestaltet hat, erdige Farben, Messing und Bronze. Die ungewöhnlichen, in den Boden eingearbeiteten Hexagone wirken wie eine Signatur zur Stadt, die einst als Sechseck gegründet wurde.

Frankreichs Savoir Vivre ist auf der Zunge zu schmecken. Neben dem PASTIS setzt das Restaurant LOUIS erfolgreich auf die Cuisine française, mit gleich zwei Michelin-Sternen und 17 Gault&Millau-Punkten. „Mon Dieu!“ mag man anerkennend ausrufen – und natürlich den Sonnenkönig Louis XIV preisen, seine Hoheit, der sich im Interior mit vielfältig eingefügten Design-Zitaten zeigt.

Schlemmereien

Da schau, „Vis à vis“, „Mon amie” und „C’est la vie!“ – da sind ja noch mehr Bistros, Bouchons und Brasserien in Saarlouis, die die französische Lebensart pflegen. Hier genießt man einen Crémant oder Cidre und dort speist man formidable bei Gerard und Chéz Eric oder in der Auberge Maréchal Ney. Marschall Michel Ney diente schon unter Napoleon. Und sitzt man vor einem der kleinen Cafés, bei Königin Louise, im Café Pistache oder in der Patisserie Linas, lässt Eclairs und Macarons auf der Zunge zergehen, mit einem süßen „Oh là là!“, wähnt man sich am Hofe von Ludwig XIV von Frankreich.

Heute noch sichtbar: Um 1680 wurden sechs Bastionen rund um Saarlouis für den Verteidigungsfall angelegt.

Heute noch sichtbar: Um 1680 wurden sechs Bastionen rund um Saarlouis für den Verteidigungsfall angelegt.

Tom Busch

Die Kirche St. Ludwig, Große Markt.

Die Kirche St. Ludwig, Große Markt.

Tom Busch

Das Hotel LA MAISON befindet sich in einem kernsanierten, ehemaligen Offiziersclub.

Das Hotel LA MAISON befindet sich in einem kernsanierten, ehemaligen Offiziersclub.

Tom Busch

Das gemütliche Bistro PASTIS.

Das gemütliche Bistro PASTIS.

Tom Busch

Reiseinformationen

Französisch inspiriert Kaffeetrinken: Café Pistache, Café Königin Louise (Aramis), Kaffee Ausblick, Altstadtkaffee und Linas, bekannt für seine französische Patisserie, www.rendezvous-saarlouis.de

LA MAISON: Vier-Sterne-Superior-Hotel mit 50 Zimmern und Suiten, Feinschmecker Hotel des Jahres, Sterne-Restaurant LOUIS, französische Küche im PASTIS Bistro, Kreativ-Kulinarik im Petit LOUIS in der LOUIS bar & bibliothek sowie ganz neu eröffnetes SPA, www.lamaison-hotel.de

Grenzüberschreitende Festivals: Hemmersdorf Pop Sarre Moselle mit Kunst abseits vom Mainstream 15.8.2025, KlangReserve 2025 mit Musik in der gesamten Innenstadt 15.-17.8.2025, Savoy Truffle mit Pop, Latin-Grooves, Folk und Indie-Rock 17.8.2025, VAUBAN VIBES von Techno, Trance bis Bass & Groove auf der Vauban Insel in Saarlouis 6.9.2025 sowie www.saarlouiseremmes.de

Grenzhopping: Motorbike-Tour im Zickzack über die deutsch-französische Grenze mit Saarlouis, Metz und Nancy, www.rendezvous-saarlouis.de/erlebnisse/grenzhopping/

Wander- und Radwege an und über die Grenze: Grenzblickweg, Niedtalradweg, Saar-Radweg, Beruser Europablick und Saarland-Radweg, www.urlaub.saarland