Wer im kommenden Mai die Meisterschale der Bremen-Liga in die Luft stemmen wird, steht natürlich noch lange nicht fest. Aber man ist sich doch einigermaßen sicher, dass die an diesem Wochenende startende Saison von einem engen Titelrennen begleitet wird. Natürlich zählt der Double-Sieger SV Hemelingen dabei zu den heißesten Anwärtern auf die Meisterschaft. Aber er ist nicht allein. Der WESER-KURIER gibt einen Überblick.
SV Hemelingen
„Es ist doch klar, dass uns alle als Favorit benennen“, sagt Günter Tuncel aus dem Trainerteam der SVH. Aber er spricht auch von einer „Kunst“ und meint die nicht gerade leichte Aufgabe, die Abgänge von vier Stammkräften zu kompensieren. In Clinton Helmdach (Blau-Weiß Lohne) und Ryusei Hosokawa (Bremer SV) gingen zwei Spieler in die Regionalliga Nord; Isa Drammeh schloss sich dem österreichischen Drittligisten SV Horn an, und Tyron Haake zog es zum sächsischen Oberligisten VFC Plauen. „Die Kunst wird sein, diese Spieler zu ersetzen“, sagt Günter Tuncel also. Neben Rückkehrer Salem Nouwame (Eintracht Braunschweig II) begrüßte er vor allem junge Zugänge. Sie müssten nun natürlich „erst einmal integriert“ werden. „Aber ich bin guter Dinge“, sagt Günter Tuncel. Das Saisonziel lautet deshalb: „Meisterschaft und Pokalsieg“. Wen er zu den größten Konkurrenten zählt? „Der FC Oberneuland hat ein paar gute und kluge Transfers getätigt, und Brinkum hat viel Geld in die Hand genommen.“
Brinkumer SV
Der Brinkumer SV geht tatsächlich mit einigen namhaften Verstärkungen in die Saison. Nach der Verpflichtung von Spielern wie Ikrami Olatunji (OSC Bremerhaven), Florian Stütz (Frisia Wilhelmshaven), Maurice Kirsch (Union 60), Mert Bicakci (TSV Ottersberg), Ole Bahr (FC Oberneuland) oder Dominic Pereira (TS Woltmershausen) zählen eigentlich alle den Vierten der letzten Saison zu den Top-Favoriten. Sein Trainer auch. „Unser Ziel lautet: Platz ein bis drei“, sagt Iman Bi-Ria. Angesichts seines Kaders würde er sich mit geringeren Ambitionen nur „lächerlich machen“. Allerdings: Der Brinkumer SV hatte zuletzt ein Problem, und das gilt es nun zu lösen. Die zwei „schwierigen Jahre“, von denen Bi-Ria spricht, beschreiben nicht nur eine Berg- und Talfahrt in der Tabelle. Der auch in der Vergangenheit nicht gerade schlecht besetzten Mannschaft fehlte es an Zusammenhalt. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen“, betont der Trainer. Dabei zählt Iman Bi-Ria den FC Oberneuland und den OSC Bremerhaven zu den größten Konkurrenten. Auch der SVH traut er etwas zu: „Sie sind immer Titelfavorit, aber es stellt sich die Frage, wie sie mit dem Erfolg und dem Trubel umgehen.“
FC Oberneuland
„Wir werden oben mitspielen“, sagt Trainer Serhan Zengin. Schließlich sei der aktuelle Kader „nominell stärker als im letzten Jahr“. Eine Vorhersage, ob sein Team bis zuletzt im Titelrennen vertreten sein wird, erspart sich der FCO-Coach dagegen. Eines ist Zengin indes klar: Der FC Oberneuland verfügt über eine sehr starke Offensive. Nach Winterzugang Viktor Appiah hat der FCO in Malik Memisevic (FSV Frankfurt) und Diyar Saka (SSV Jeddeloh) nämlich zwei weitere Top-Stürmer verpflichtet. Nun findet auch Serhan Zengin, dass ein mit diesen Spielern bestückter Angriff die Liga „eigentlich“ in Grund und Boden schießen müsste. Allerdings muss der neue Sturm auch erst einmal zusammenfinden, und das ist schon deshalb nicht so leicht, da Memisevic verletzungsbedingt ausfällt. Und dann ist da ja auch noch eine Defensive, die durch den Abgang von Torhüter Ole Bahr (Brinkumer SV) erst einmal geschwächt wurde. Insofern steht wohl fest, dass der FCO eine gute Rolle spielen wird. Wie genau seine Teilnahme am Spitzenkampf aussehen wird, ist dagegen noch ein bisschen fraglich.
Die weiteren Kandidaten
Der OSC Bremerhaven ist eine kleine Wundertüte. Er war auch im letzten Jahr sehr gut besetzt, scheiterte aber an einer schwachen Rückrunde und belegte am Ende „nur“ den dritten Platz. Nun folgte der Umbruch, inklusive eines Trainerwechsels von Björn Böning zu Angelo Pauls. „Wenn’s gut läuft, sind wir dabei, aber wir haben keinen Druck“, sagt Böning, der zukünftig ausschließlich den Sportlichen Leiter geben wird. Ihm war es bei der Zusammenstellung des Kaders vor allem um den „Charakter“ gegangen: „Mentalität ist wichtiger als alles andere.“
Dagegen freut sich Blaz Cavar, dass sein ESC Geestemünde trotz der Vizemeisterschaft gar nicht so oft auftaucht in den Vorhersagen der Topfavoriten: „Das hat letztes Jahr auch keiner gemacht.“ Außerdem habe die Konkurrenz ja auch „aufgerüstet“, während der ESC erst einmal den Verlust von Topstürmer Maikol Mina (SV Hemelingen) kompensieren muss. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir Meister werden“, sagt der ESC-Coach also. Eine gute Rolle traut er seinem Team aber zu.
Das gilt auch für Tomas Führer und seinen TV Eiche Horn. Aber der Aufsteiger von 2024 steht schon auch vor einem Problem. „Die zweite Saison ist nicht so einfach, sie ist komplizierter“, sagt der Trainer. Schließlich wisse die Konkurrenz nun, worauf sie sich bei Eiche einzustellen hat. Gleichwohl startet das nahezu unveränderte und deshalb eingespielte Team mit guten Voraussetzungen, den fünften Rang aus dem Vorjahr zu bestätigen.