Mehrere Gerichte sind involviert: Die Vorgänge rund um die Niederlage des VfL Osnabrück gegen BW Lohne im Niedersachsen-Pokal sollen aufgeklärt werden. Ein Bericht legt nun nahe, woraus sich der Vorwurf der Spielmanipulation gegen die Ex-Trainer Antwerpen und Döpper ableitet.

Noch ist vieles unklar, was sich rund um das Landespokal-Endspiel zwischen VfL Osnabrück und Blau-Weiß Lohne am 24. Mai zugetragen hat. Sicher ist, dass der Drittligist trotz Heimvorteil überraschend mit 2:4 (2:2) gegen den klassentieferen Regionalligisten verloren und damit die Qualifikation für den DFB-Pokal verpasst hat. Fest steht auch, dass die Osnabrücker sechs Tage später die Trennung von Trainer Marco Antwerpen und Co Frank Döpper verkündet haben. Mit einer Mitteilung, die sich wiederholt auf nicht näher bezeichnete Erkenntnisse der jüngeren Vergangenheit bezieht und in der weder Antwerpen noch Döpper zu Wort kommen. Obwohl sie doch zuvor den Traditionsklub vor dem vermeintlich sicheren Abstieg bewahrt haben.

Ein Bericht von „OM-Medien“ lässt jetzt erahnen, warum der VfL trotz dieser Verdienste einen solch drastischen Schnitt vollzogen hat. Und warum sich auch das DFB-Sportgericht so sehr für die genauen Vorkommnisse und Abläufe interessiert, dass es für Ende August eine mündliche Verhandlung angesetzt hat. Um zu klären, ob sich Antwerpen und Döpper tatsächlich dessen schuldig gemacht haben, was ihnen vorgeworfen wird: unsportliches Verhalten und (versuchte) Spielmanipulation „im Vorfeld des Endspiels um den NFV-Pokal zwischen dem VfL Osnabrück und dem TuS Blau-Weiß Lohne“.

Auslöser für die Ermittlungen ist laut „OM-Medien“ eine Kontaktaufnahme aus dem Trainerteam des VfL Osnabrück mit Stürmer Bernd Riesselmann. Der damals 19-Jährige war in der vergangenen Saison vom VfL nach Lohne ausgeliehen, kam in der Regionalliga sowie im niedersächsischen Landespokal in 29 Spielen zum Einsatz und erzielte dabei elf Tore.

Bernd Riesselmann im Testspiel des VfL Osnabrück gegen Holstein Kiel.

Bernd Riesselmann im Testspiel des VfL Osnabrück gegen Holstein Kiel.

(Foto: IMAGO/osnapix)

Lohne-Angreifer soll mit Konsequenzen gedroht worden sein

Im Rahmen dieser Kontaktaufnahme soll Riesselmann „von einem Mitglied des Trainerteams, das unter der Leitung von Cheftrainer Antwerpen stand, nahegelegt worden sein, gegen seinen Stammverein nicht mitzuspielen und dafür seine Spielunfähigkeit vorzutäuschen.“ BW Lohne wollte sich auf Anfrage von ntv.de zu diesem Bericht nicht äußern und verwies auf das laufende Verfahren. Der VfL Osnabrück hatte zuvor auf ntv.de-Anfrage ebenfalls auf dieses sowie die oben erwähnte Pressemitteilung verwiesen.

Riesselmann, der aus Lohne stammt und im BW-Nachwuchs das Fußballspielen gelernt hat, sollte dem Bericht zufolge also eine Verletzung oder Krankheit simulieren, um im letzten Saisonspiel nicht eingesetzt zu werden. Riesselmanns Berater Markus Peter bestätigte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ einen „Anruf mit inakzeptablem Inhalt aus dem direkten Umfeld des VfL“, ohne sich zum Inhalt zu äußern. Er sei am 20. Mai, also vier Tage vor dem Spiel von seinem Klienten informiert worden. Laut „OM-Medien“ sollen Riesselmann Konsequenzen angedroht worden sein, wenn er diesen Ratschlag nicht befolgen würde: „Dabei soll ihm gesagt worden sein, dass er bei einem Mitwirken im Finale schlechtere Chancen habe, wenn er nach der Saison nach Osnabrück zurückkehrt.“

„OM-Medien“ ist der im Jahr 2020 aus dem Zusammenschluss von „Münsterländische Tageszeitung“ und „Oldenburgische Volkszeitung“ entstandene Verlag, der unter anderem diese beiden Lokalzeitungen im Oldenburger Münsterland herausgibt. Letztere begleitet den TuS BW Lohne, mit rund 4000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine der zwischen Osnabrück und Bremen gelegenen Region, und dessen in den vergangenen Jahren von der Landes- in die Regionalliga aufgestiegene Fußballmannschaft eng.

Antwerpen, Döpper und der VfL treffen sich vor Gerichten

Wer aus dem ehemaligen Trainerteam dem inzwischen 20-jährigen und zum VfL zurückgekehrten Angreifer diese Nachrichten überbracht hat, schreibt „OM-Medien“ nicht. Nach dem Pokalfinale freigestellt wurden laut Mitteilung jedoch explizit nur Antwerpen und Döpper. Sie reichten daraufhin Kündigungsschutzklage ein, was eine fristlose Kündigung nahelegt. Für diese muss unter anderem ein erheblicher rechtswidriger Pflichtverstoß vorliegen, der eine Weiterbeschäftigung unmöglich macht. Unklar ist auch noch, wann und wie der VfL Osnabrück von der Kontaktaufnahme erfahren hat, sofern sie ausschlaggebend für die Trennung sein sollte.

Für Aufklärung dürften die Gerichtsprozesse sorgen, in denen sich Antwerpen, Döpper und der VfL noch in diesem Monat potenziell gleich mehrfach wiedersehen könnten. Vor dem Arbeitsgericht, um die Rechtmäßigkeit der Kündigung überprüfen zu lassen, dort ist zunächst ein Gütetermin angesetzt. Und vor dem Sportgericht, um über die schwerwiegenden Vorwürfe der Spielmanipulation zu verhandeln. Sollten sich die Anschuldigungen erhärten, droht dem Duo neben Geldstrafen und Sperren im schlimmsten Fall sogar der Entzug der Trainerlizenz.

Erfolgreich war der von „OM-Medien“ geschilderte Einschüchterungsversuch übrigens gleich mehrfach nicht: Riesselmann wurde im Finale in der 56. Minute beim Stand von 2:2 eingewechselt und war mit seinem Treffer zum 4:2-Endstand aus Lohner Sicht entscheidend am wohl größten Erfolg der blau-weißen Vereinsgeschichte beteiligt. Das zwischenzeitliche 2:0 hatte überdies Innenverteidiger Theo Janotta erzielt, dessen Wechsel aus Lohne nach Osnabrück schon vor dem Endspiel verkündet worden war. Beide sind deshalb am nächsten Wochenende nur Zuschauer, wenn ihr Ex-Klub im DFB-Pokal die SpVgg Greuther Fürth empfängt.