Die Empörung schlägt in Italien hohe Wellen: Der britische Food-Blog „Good Food“ hatte ein Rezept für das römische Traditionsgericht „Cacio e pepe“ veröffentlicht – mit vier Zutaten, darunter Butter und Parmesan.

Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten: „Es gibt nicht vier, sondern drei Zutaten“, ließ Claudio Pica, Präsident des italienischen Gastronomieverbands Fiepet, wissen: Nudeln, Pfeffer und Pecorino-Käse. Etwas anderes als „authentisch“ zu vermarkten, sei falsch, sagte er der italienischen Tageszeitung „Il Messaggero“.

Der Verband habe deshalb eine Korrektur gefordert – und sogar die britische Botschaft in Rom informiert.

Pfeffer, Pecorino und ein bisschen Kochwasser

Auch in der Salumeria Vesuvio, einem kleinen Feinkostgeschäft in der Kölner Innenstadt, ist das Entsetzen groß: Cacio e pepe mit Butter und Parmesan? Mitarbeiterin Laura Pia reißt die Augen auf: „Das geht überhaupt gar nicht!“, stellt sie klar. Pfeffer, Pecorino und – eventuell – ein bisschen Kochwasser. Andere Zutaten hätten in diesem traditionellen Pastagericht nichts verloren.

„Leider passiert das immer wieder“, sagt sie: Dass in anderen Ländern, außerhalb Italiens, Traditionsrezepte abgewandelt werden, damit sie den Leuten dort schmecken. Spaghetti Carbonara sei ein ähnlicher Fall: Lediglich Eigelb, Pfeffer und Pecorino gehören in eine richtige Carbonara – „und Guanciale, also Schweinebacke“, erklärt Pia. Keine Sahne, kein Bauchspeck, keine Butter.

Sündenfall „Pizza Hawaii“

Von der bei vielen Deutschen beliebten „Pizza Hawaii“ will Pia gar nicht erst sprechen. Bei dem Wort verzieht auch ihr Kollege, der gerade einen Kaffee zubereitet, das Gesicht: „Bitte nicht!“.

„Das Problem ist: Wenn die Leute nur solche falschen Zubereitungen kennen und dann nach Italien kommen, sagen sie, die Carbonara dort schmecke nicht.“
Laura Pia, Verkäuferin italienischer Feinkost

Schnitzel, Brezel, Sauerbraten

Auch deutsche Traditionsgerichte werden im Ausland oft nicht originalgetreu zubereitet: Das Wiener Schnitzel wird als „German Schnitzel“ in den USA schon mal zum panierten Schweinekotelett – oder sogar zum Truthahnschnitzel. Bayerischen Brezeln fehlt in der amerikanischen Variante als „Pretzel“ meist jede Knusprigkeit und das typische Laugenbad. Als „Sauerbraten“ bekommt man schon mal ein Stück Fleisch, das schmeckbar nie in der typischen sauren Marinade aus Essig, Wein und Gewürzen gelegen hat.

Ansichtssache: Kartoffelsalat

Auch der deutsche Kartoffelsalat ertrinkt, im Ausland dargeboten, oft einfach nur in Mayonnaise. Dabei – das muss gesagt werden – gehen beim Kartoffelsalat allerdings auch hierzulande die Meinungen auseinander: Im Süden wird er mit Essig und Öl zubereitet, andernorts gehört ein Dressing aus Mayonnaise zwingend dazu. Auch die deutsche Bratwurst sieht in Thüringen oder Nürnberg ganz anders aus als zum Beispiel im Ruhrgebiet.

Typisch deutsche Spezialitäten – im Ausland bis zur Unkenntlichkeit verfälscht: Für welche Untat würdet Ihr gerne mal den Botschafter einbestellen? Schreibt es in die Kommentare!

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur Dpa
  • Interview im Kölner Feinkostgeschäft

Über dieses Thema berichtet der WDR am 08.08.25 auch im Fernsehen, Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.