Und verzichtet bei der Planung seiner Spielzeiten bewusst auf den großen Bogen, setzt auf die Stimmigkeit im Kleinen, im einzelnen Konzert. Das gilt auch für 2025/26 so, die einerseits das bewährte Konzept aus viel gespielten Lieblingen der Klassik und weniger gespielten Entdeckungen fortsetzt. Und zugleich mit der konzertanten Aufführung von Wagners „Der Ring der Nibelungen“ ein Ausrufezeichen setzt. Das letzte – für den Sommer 2026 hat der GMD seinen Abschied angekündigt.

Die Spielzeit besteht für Hahn also aus zwei Blöcken, die zusammen auf die gewohnte Zahl von zehn Konzertprogrammen kommen: sechs „normal aufgebaute“ Sinfoniekonzerte, die bis auf eines von Gästen dirigiert werden – die unter der Perspektive der Nachfolgesuche betrachtet werden dürfen – und der vier Teile umfassende Ring. Dessen Inszenierung weniger einem konkreten Anlass zu verdanken ist, denn einer Entwicklung, die mit der Aufführung des ersten Aktes der Walküre vor zwei Jahren begann, die beim Publikum auf messbar großes Interesse stieß, dem Orchester gut lag und Hahn selbst viel Freude bereitete. Hinzu kamen der fantastische Konzertsaal der Stadthalle, die schon lange zurückliegende letzte Aufführung in Wuppertal und, als I-Tüpfelchen, die 2026 150 Jahre zurückliegende Uraufführung.

In der Saison wird der Kopf in Wagners Partituren gesteckt

Dass es eine konzertante Aufführung werden wird, ist vor allem dem immensen Aufwand und den Kosten geschuldet. Außerdem wäre eine Opern-Aufführung nicht Sache eines GMD. Auch so ist die Vorbereitung außergewöhnlich. Es müssen deutlich längere Abende mit teilweise bis zu 13 Solisten, Chor und einem vergrößerten Orchester geplant werden, was einen Inspizienten benötigt. Marketing, Disposition, Noten für 16 Stunden Musik, Verträge sind zu bedenken. Natürlich muss mehr geprobt werden, „im Schnitt eine Woche mehr als bei Sinfoniekonzerten“, überschlägt Hahn. Auch die Fitness ist gefordert, da bereite sich aber jeder individuell vor, so der GMD, der sich „in ehrfürchtiger Vorbereitung“ vor der Inszenierung seines ersten Rings befindet, wissend, dass er auch selbst viel tun muss. Die Sommerpause unterbricht er diesmal nur für ein Konzertengagement, in der Saison werde er „den Kopf in die Partituren stecken“ und weniger Auftritte außerhalb Wuppertals absolvieren.

Hinzu kommt ein superattraktives und aufwendiges Programm – schließlich sollen auch Menschen bedacht werden, die mit Wagner wenig anfangen können. Hahn hebt das neunte Sinfoniekonzert hervor, das den Ehrengastdirigenten Carl St. Clair am 17. und 18. Mai wieder in die Stadt bringt. Er leitet ein großes Bernstein-Programm. Das werde sicherlich sehr unterhaltsam, zumal der Dirigent noch Bernstein selbst erlebt habe. Das erste Sinfoniekonzert (21. und 22. September) sei typisches Beispiel für die bewusste Mischung: Zu Beethovens Vierter nimmt Hahn Korngold (Theme and Variations) und Kurt Weill hinzu, der diesmal von seiner weniger bekannten Seite als Komponist von Sinfonien präsentiert wird. Im vierten Sinfoniekonzert (14 und 15. Dezember) wird neben Mozart und Rimski-Korsakow ein Trompetenkonzert des bekannten Jazz-Trompeters Wynton Marsalis (Jahrgang 1961) gespielt.

Im ersten Chorkonzert nimmt Hahn zu Luigi Cherubinis Requiem Anna Clynes 2015 komponiertes Werk „The Midnight Hour“ (23. November). Mit dabei ist der Konzertchor. Chorkonzert Nummer zwei (25. Dezember) bestreitet der Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal mit Händels „Messiah“, Chorkonzert Nummer drei ein neuer Player, die Wuppertaler Kurrende, womit die Zusammenarbeit institutionalisiert wird. Auf dem Programm steht Mozart: „Wir können uns wieder auf gute Chormusik freuen.“

Weitere Highlights werden der Open-Air-Auftakt sein, der am 30. August den Laurentiusplatz in einen Konzertsaal verwandelt, das Neujahrskonzert mit Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ in Yaron Gottfrieds Remake für Jazz Trio und Orchester (2011) sein, das das Frank Dupree Trio erneut in die Stadt bringt. Und natürlich das letzte Sinfoniekonzert (28. und 29. Juni), das Hahns Mahler-Zyklus in Wuppertal beschließt. Die Sechste sei Mahler pur und (mit 85 Minuten) lang genug, um ein ganzes Konzert zu füllen. Fortgesetzt werden alle Sonder- und Education-Formate, von Uptown Classics über Ohrenöffner und -kitzel bis hin zu den Kammerkonzerten. Und auch eine dritte Auflage von „Hautnah“ wird geplant. „Es wird intensiv“, verspricht Hahn für seine letzte Spielzeit.