Kiel. Der Morgen, an dem sein Leben endete, begann für Nelson Faria mit einer schlechten Nachricht. Sein Kollege meldete sich krank. Faria musste dessen Tour mitfahren. Es war gegen 5.30 Uhr, also noch sehr früh an diesem Mittwoch, als der 43-Jährige umplanen musste. Er belud seinen Kleintransporter mit Autoteilen und fuhr von seiner Firma in der Marie-Curie-Straße in Kiel-Wellsee los. Dann bog Nelson Faria in die Edisonstraße.

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„Das war nicht seine Route, er wäre eigentlich anders gefahren“, erzählt Jennifer Lopes aus Wahlstedt. Sie ist die Frau von Farias Cousin. „Die beiden waren wie Brüder“, sagt die 35-Jährige. Sie schildert, wie Farias Ehefrau Stunden später anrief. „Sie weinte und brachte kaum ein Wort heraus.“

Unfall in Wellsee: Als die Polizei kam, ahnte die Ehefrau, dass er tot ist

Wie berichtet kam es am Mittwoch gegen 6.15 Uhr in der Edisonstraße zu einem schweren Unfall. Zwei Männer starben noch an der Unfallstelle.

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Einer von ihnen war Nelson Faria. „Er fuhr hinter einem Lkw her, der mit einem anderen Lkw kollidierte“, sagt Jennifer Lopes. „Das Seitenteil des einen Lkws löste sich und krachte in sein Auto.“ Er habe die Kontrolle verloren und sei auf den Lkw aufgefahren.

Als sich Faria an diesem Morgen nicht meldete und auch nicht antwortete, habe seine Frau schon das Schlimmste geahnt. Denn immer, wenn Faria bei der Arbeit war, habe er sich laufend bei seiner Frau gemeldet und sich nach ihr und ihrem gemeinsamen Sohn erkundigt. Sie ist Diabetikerin und der Kleine erst drei Jahre alt.

Gegen 11 Uhr habe die Polizei dann vor der Tür gestanden. „Da ahnte sie aber schon, dass er tot ist“, berichtet Jennifer Lopes. „Sie sagte mir: Wir hatten nur fünf gemeinsame Jahre. Fünf Jahre sind viel zu kurz.“

Nelson Faria saß am Steuer dieses Mercedes Vito. Im Verlauf des Unfalls lösten sich laut Polizei von einem Lkw Teile der Seitenverkleidung und trafen den weißen Kleintransporter. Dadurch wurden die Frontscheibe zerstört und das Dach aufgerissen.

Nelson Faria saß am Steuer dieses Mercedes Vito. Im Verlauf des Unfalls lösten sich laut Polizei von einem Lkw Teile der Seitenverkleidung und trafen den weißen Kleintransporter. Dadurch wurden die Frontscheibe zerstört und das Dach aufgerissen.

Unfallopfer in Wellsee: Nelson Faria war glücklich mit seiner kleinen Familie

„Nelson war gerade wunschlos glücklich mit seiner kleinen Familie“, berichtet Lopes. Er wurde in Bad Segeberg geboren und wuchs in Wahlstedt auf. Seine Eltern stammen aus Portugal.

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Faria galt demnach als „super fröhlicher, herzlicher Mensch“. „Wenn er in den Raum kam, erstrahlte alles.“ Er habe aber auch eine chaotische Lebensphase überstanden. Vor Jahren jedoch sei er durch den Einfluss seines besten Freundes zum Islam konvertiert. „Er hatte sich um 180 Grad gedreht, bekam sein Leben in den Griff“, so Lopes. Er blühte auf, lernte seine Frau kennen. Sie ist Muslimin aus Syrien. Die beiden bekamen ihren Sohn.

Alles lief so gut. Die Familie war glücklich und hatte noch so viele Pläne.

Jennifer Lopes

Ehefrau des Cousins von Nelson Faria

Erst im Frühjahr war Nelson Faria als Sub-Unternehmer bei der Firma PV Automobile in Wellsee eingestiegen, wo er zuvor schon gearbeitet hatte. Lopes: „Alles lief so gut. Die Familie war glücklich und hatte noch so viele Pläne.“

Tödlicher Unfall in Wellsee: Witwe kann Miete nicht bezahlen

Jetzt wisse Farias Witwe nicht mal mehr, wie sie die Miete bezahlen soll – und noch dazu die Beerdigung. „Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man finanziell nicht so gut dasteht“, sagt Lopes.

Jennifer Lopes will der Familie helfen und hat deshalb eine Spendenaktion gestartet. Schon innerhalb der ersten beiden Tage kamen fast 10.000 Euro zusammen. Die Witwe habe zunächst nichts von der Aktion gewusst und sei Jennifer Lopes dankend um den Hals gefallen, als sie ihr davon berichtete.

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Die Eltern und der Bruder von Nelson Faria reisten am Donnerstag, am Tag nach dem tragischen Unfall, aus Portugal an. Noch wartet die Familie darauf, dass die Polizei seine Leiche freigibt. Es sei Farias ausdrücklicher Wunsch gewesen, eine islamische Beerdigung zu bekommen.

Nach islamischer Tradition wird der Leichnam nicht in einen Sarg gelegt, sondern in ein weißes Tuch gehüllt. Nun denken die Familienmitglieder darüber nach, ob sie den Körper von Nelson Faria vor der Beerdigung noch einmal sehen wollen.

Denn: Als Jennifer Lopes und ihr Mann am Donnerstag an der Unfallstelle in der Edisonstraße vorbeischauten, trafen sie zufällig einen Feuerwehrmann, der nach dem Unfall dort im Einsatz war, wie sie berichten. Er habe die vielen Fragen der beiden Trauernden beantwortet. „Das hat uns sehr geholfen“, sagt Lopes.

Von dem Mann erfuhr sie, dass Nelson Faria sofort tot war. Er habe zum Glück nicht leiden müssen. Der Feuerwehrmann legte ihr jedoch auch dringend nahe, sich den Leichnam von Nelson Faria nicht mehr anzusehen. Die Familie möge ihn lieber so in Erinnerung behalten, wie er war.

Die Spendenaktion für die Familie von Nelson Faria ist zu finden unter gofundme.com/f/nelson-faria-geliebter-sohn-Vater-ehemann-cousin

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KN