Der amerikanische Präsident will mit dem russischen Amtskollegen über einen Waffenstillstand sprechen. Dazu sei wohl auch ein Austausch von Gebieten notwendig, sagte Trump.
Der amerikanische Präsident Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin bei einem Treffen im November 2017 in Vietnam.
Jorge Silva / REUTERS
Das mit Spannung erwartete nächste Treffen des amerikanischen und russischen Präsidenten soll nächsten Freitag in Alaska stattfinden. Dies gab Donald Trump bekannt, ohne vorerst mehr über den Austragungsort des Gipfeltreffens zu verraten. «Weitere Details werden folgen», schrieb der amerikanische Präsident stattdessen auf dem Internet-Dienst Truth Social. Ob auch Wolodimir Selenski in den amerikanischen Gliedstaat reisen wird, gab Trump am Freitag nicht bekannt.
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Der Kreml bestätigte, dass das Gipfeltreffen stattfinden werde. «Es erscheint ganz logisch, dass unsere Delegation einfach über die Beringstrasse fliegt und dass ein so wichtiges und lang erwartetes Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs beider Länder dort stattfindet», sagte der Putin-Sprecher Juri Uschakow laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass.
Trump hatte zuvor Andeutungen über den Inhalt der Gespräche gemacht, die er mit Putin über ein Ende des Ukraine-Kriegs führen will. Er sagte im Weissen Haus, dass die Ukraine wohl territoriale Zugeständnisse machen müsse. «Es wird einen gewissen Gebietsaustausch geben», von dem beide Kriegsparteien profitieren würden. «Wir möchten tatsächlich etwas zurückbekommen und etwas tauschen», sagte Trump. Alles sei «sehr kompliziert», aber «wir werden einiges zurückbekommen. Wir werden einiges austauschen.»
Putin will den Osten der Ukraine annektieren
Was der amerikanische Präsident mit diesen Aussagen genau meinte, blieb vorerst unklar. Die Ukraine besetzt derzeit nur noch einige Quadratkilometer russisches Territorium. Das «Wall Street Journal» berichtete aber, dass Putin dem amerikanischen Unterhändler Steve Witkoff am vergangenen Mittwoch in Moskau ein Waffenstillstandsangebot unterbreitet habe. Demnach würden die russischen Streitkräfte die Kampfhandlungen in der Ukraine einstellen – falls sich Kiew im Gegenzug dazu bereit erkläre, die ukrainischen Truppen aus dem Osten des Landes abzuziehen. Putin strebe zudem an, dass die internationale Gemeinschaft die gewonnenen Territorien als russisches Staatsgebiet anerkenne.
Unklar ist, auf welche Gebiete es der russische Präsident genau abgesehen hat. Derzeit besetzen die russischen Streitkräfte nebst der Krim auch die Mehrheit der vier ukrainischen Provinzen Luhansk, Donezk, Saporischja und Cherson.
Europäische Regierungsvertreter hätten zu den Zielen Putins in mehreren Telefonaten mit Washington widersprüchliche Informationen bekommen, meldete das «Wall Street Journal». Witkoff habe in einem Telefonanruf am Freitag von zwei Phasen gesprochen. In einer ersten werde die Ukraine ihre Streitkräfte aus dem Donbass abziehen und Russland das Versprechen abgeben, den Konflikt entlang der aktuellen Front einzufrieren. In einer nächsten Phase würden Putin und Trump dann einem endgültigen Friedensplan zustimmen, der später auch mit dem ukrainischen Präsidenten verhandelt werden würde. Selenski vertrat bisher die Position, dass er nicht der Präsident sein wolle, der ukrainisches Territorium an Russland verloren habe.
Selenski sagt, es gibt «eine Chance» für Waffenstillstand
Selenski wies am Freitag in einer Videobotschaft darauf hin, dass Putin das Ultimatum ignoriere, das Trump ihm gestellt habe. In der Tat hatte der amerikanische Präsident seinen russischen Amtskollegen vorige Woche ultimativ dazu aufgefordert, in einen Waffenstillstand einzuwilligen. Sonst werde Washington neue, scharfe Sanktionen verabschieden, unter denen sämtliche Kunden der russischen Energiehändler leiden würden.
Dazu kam es am Freitag aber nicht, obwohl der Krieg in der Ukraine andauert. Mit einer gewissen Zufriedenheit nahm Putin wohl auch zur Kenntnis, dass Indien sich bereit erklärte, weiter Öl aus Russland zu kaufen – obwohl Trump am Mittwoch zusätzliche Strafzölle gegen den einstigen Verbündeten verhängt hatte, um solche Geschäfte zu stoppen.
Selenski sagte weiter, dass er sich im ständigen Gespräch mit seinen westlichen Partnern befinde. «Alle sind sich darin einig, dass es eine Chance gibt, zumindest einen Waffenstillstand zu erreichen, und dass alles davon abhängt, wie viel Druck man auf Russland ausübt», sagte er in der Videobotschaft. Diese veröffentliche er allerdings, bevor Trump sein Gipfeltreffen mit Putin ankündigte.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagte am Freitag nach einem Telefongespräch mit Selenski, der ukrainische Präsident sei «sehr vorsichtig, aber optimistisch». Ein Einfrieren des Ukraine-Kriegs, der mit der mit Russlands Grossangriff im Februar 2022 begonnen hatte, sei «näher als weiter weg», sagte Tusk. Ähnlich äusserte sich Trump im Weissen Haus: «Wir haben eine Chance» auf einen Waffenstillstand, sagte der amerikanische Präsident.