Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, um ihre Anliegen und Fragen direkt an den Bürgermeister zu richten.Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, um ihre Anliegen und Fragen direkt an den Bürgermeister zu richten. Foto: rawpics

Garbsen – Bürgermeister Provenzano stellt sich in der Bürgersprechstunde kritischen Fragen zur geplanten Moschee in Altgarbsen.

Die geplante Ansiedlung der Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) im ehemaligen Sparkassengebäude in Altgarbsen bleibt ein emotional diskutiertes Thema. Bei der mobilen Bürgersprechstunde von Bürgermeister Claudio Provenzano am Donnerstag, den 7. August 2025, auf dem Kastanienplatz stand genau dieses Thema im Mittelpunkt zahlreicher Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern. Alle Beiträge zur geplanten Moschee können Sie hier nachlesen.

Zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner nutzten die Gelegenheit, um sich direkt an das Stadtoberhaupt zu wenden und ihre Sichtweise darzulegen. Provenzano zeigte sich offen für Fragen, Kritik und Anregungen – und bemühte sich, die komplexe Sachlage verständlich zu erklären. Er betonte erneut, dass die positive Bauvoranfrage zur Moschee ein verwaltungstechnischer Vorgang sei, bei dem rechtliche Vorgaben einzuhalten seien.

„Wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, müssen wir dem Antrag stattgeben“, erklärte Provenzano auf wiederholte Nachfrage. Es handele sich um einen formalen Schritt, der lediglich feststellt, ob eine Nutzung grundsätzlich möglich sei. „Mehr ist damit noch nicht entschieden“, so der Bürgermeister weiter. Er wies zugleich darauf hin, dass der Kauf oder die Nutzung des Gebäudes zwischen privaten Parteien verhandelt werde. Die Stadt könne in diesem Zusammenhang nicht einfach eingreifen, sondern sei an die gesetzlichen Rahmenbedingungen gebunden.

Dennoch wurde aus der Bürgerschaft deutlich der Wunsch nach mehr Transparenz und Mitbestimmung geäußert. „Ich finde es wirklich gut, dass der Bürgermeister sich hier auf den Kastanienplatz stellt und uns Bürgern Antworten zu verschiedenen Themen gibt“, sagte Stefan J. (59), ein Anwohner aus Altgarbsen. „Mich und viele andere bewegt besonders das Thema Moschee. Wir haben Verständnis für die rechtliche Lage, aber wir wünschen uns, dass unsere Belange als Anwohner mehr Gewicht bekommen.“ Er äußerte zudem Bedenken zur Verkehrslage: „Es ist ein Unterschied, ob dort täglich 20 Leute arbeiten oder regelmäßig bis zu 200 Menschen zusammenkommen – das würde die ohnehin angespannte Verkehrssituation weiter verschärfen.“

Bedenken dieser Art wurden auch in der benachbarten Gastronomie geäußert. „Hier gibt es seit Wochen kein anderes Thema mehr“, sagte Marc Windhorn, Betreiber der Gaststätte „Zur Eiche“. „Viele meiner Gäste äußern sich kritisch zu dem Standort, vor allem wegen des Verkehrs. Ich finde es gut, dass Claudio Provenzano heute da war und sich der Diskussion gestellt hat. Jeder hatte somit die Gelegenheit mit ihm über das Thema zu sprechen.“

Tatsächlich war die befürchtete Verkehrsbelastung ein wiederkehrendes Thema während der Bürgersprechstunde. Anwohner berichteten von Freitagsgebeten in der Bachstraße , zu denen regelmäßig bis zu 200 Teilnehmer anreisen – häufig mit dem Auto. Die Konrad-Adenauer-Straße sei bereits heute stark befahren, Parkplätze knapp. Provenzano sicherte zu, dass bei einem späteren Bauantrag auch verkehrliche Aspekte noch einmal genau geprüft würden. Ein konkreter Bauantrag sei noch nicht gestellt, so Provenzano.

Ein weiteres Anliegen vieler Besucher war die bevorstehende Schließung der Sparkassenfiliale, in der künftig die Moschee einziehen könnte. Ältere Anwohner äußerten Sorgen darüber, künftig weitere Wege zu einer Bankfiliale auf sich nehmen zu müssen. Provenzano betonte, dass die Stadt gegenüber den Kreditinstituten regelmäßig appelliert, bei Schließungen sozialverträglich vorzugehen – doch eine Einflussnahme seitens der Stadt sei in diesen wirtschaftlichen Entscheidungen nicht möglich.

Bürgersprechstunde mit Bürgermeister Provenzano: Fragen und Bedenken zur Moschee und zur Verkehrssituation in GarbsenBürgersprechstunde mit Bürgermeister Provenzano: Fragen und Bedenken zur Moschee und zur Verkehrssituation in Garbsen

Auch die allgemeine Situation rund um die Konrad-Adenauer-Straße kam zur Sprache. Besonders ein Bürger kritisierte den schlechten Fahrbahnbelag, die Enge der Straße sowie die starke Frequentierung durch Busse. Der Anwohner hatte seit 2019 sämtlichen Schriftwechsel mit der Stadtverwaltung, auch mit Fotos dokumentiert. Laut Bürgermeister sei die Problematik bekannt, andere Projekte seien bisher jedoch dringlicher gewesen. Die aktuell laufende Baustelle verschärfe die Lage zusätzlich – hier wolle er aber kurzfristig Klärung schaffen und sich der Sache annehmen.

„Ich verstehe aber auch den Bürgermeister“, ergänzte Stefan J. zum Abschluss. „Er tut, was er tun muss, und versucht, die Position der Stadtverwaltung sachlich zu erklären. Und das, obwohl er sich auch mit vielen unsachlichen Äußerungen auseinandersetzen muss. Davor habe ich großen Respekt.“

Die Diskussionen rund um das Bauvorhaben der IGMG werden also weitergehen. Der Bürgermeister kündigte erneut an, eine öffentliche Informationsveranstaltung zur weiteren Aufklärung durchführen zu wollen. Ein genauer Termin steht dafür noch nicht fest. Klar ist: Das Interesse der Menschen in Altgarbsen ist groß – und der Gesprächsbedarf ebenso.

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