Berlin. Das Objekt 3I/ATLAS stammt aus den Tiefen der Milchstraße und gibt Forschern Rätsel auf. Ein Astrophysiker stellt nun die entscheidende Frage.
Mit hoher Geschwindigkeit durchquert derzeit ein kosmischer Besucher unser Sonnensystem: 3I/ATLAS, ein interstellares Objekt, das am 1. Juli 2025 von einem Teleskop in Chile entdeckt wurde, stellt Astronominnen und Astronomen weltweit vor ein Rätsel und entfacht Debatten bis in den US-Kongress.
Erst zum dritten Mal überhaupt konnten Forscher ein Objekt beobachten, das nicht aus unserem Sonnensystem stammt. Und was dieses Objekt so besonders macht, ist nicht nur seine Herkunft, sondern auch sein Verhalten.
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Schon wenige Tage nach der Entdeckung bestätigten erste Aufnahmen von Observatorien, dass 3I/ATLAS wie ein typischer Komet aussieht: ein Kern, der Gase ausstößt, eine leuchtende Koma und ein langer Schweif. Doch im Detail wird es komplex: Das Objekt rast auf einer stark hyperbolischen Bahn durch das Sonnensystem. Es fliegt nicht in einer Umlaufbahn, sondern auf einer einmaligen Route.
Aktuell bewegt sich 3I/ATLAS mit rund 61 Kilometern pro Sekunde durch den Bereich zwischen Mars und Jupiter. Sein sonnennächster Punkt wird am 29. Oktober erreicht, der Erde kommt er am 29. Dezember am nächsten, aber auch dann bleibt ein Abstand von rund 270 Millionen Kilometern.
3I/ATLAS älter als unser Sonnensystem
Laut Modellen von Astrophysikern könnte das Alter des interstellaren Objekts bei bis zu sieben Milliarden Jahren liegen, es wäre damit älter als die Erde und älter als unser gesamtes Sonnensystem. Forscher vermuten seinen Ursprung in der sogenannten dicken Scheibe der Milchstraße, einem Bereich abseits der Hauptebene unserer Galaxie. Von dort könnte der Komet vor Milliarden Jahren durch eine gravitative Störung herausgeschleudert worden sein.
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Der renommierte Harvard-Astrophysiker Abraham Loeb hält 3I/ATLAS für so ungewöhnlich, dass er offen die Frage stellt, ob es sich womöglich gar nicht um ein natürliches Objekt handelt. In einem wissenschaftlichen Paper verweist Loeb auf die nahezu exakt planerische Flugbahn mit nur fünf Grad Abweichung zur Umlaufebene der Planeten. Das sei extrem selten. Auch der Durchmesser von möglicherweise 20 bis 25 Kilometern übersteige das, was man von anderen interstellaren Kometen kennt. Die Möglichkeit, dass es sich bei 3I/ATLAS um ein künstlich geschaffenes Objekt handeln könnte, sei zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht völlig auszuschließen, so Loeb.
US-Kongressabgeordnete fordert: NASA soll Juno zu 3I/ATLAS schicken
Das sorgt auch politisch für Wirbel: Die US-Kongressabgeordnete Anna Paulina Luna fordert in einem offiziellen Schreiben an die Nasa eine Kursänderung der derzeit im Jupiter-Orbit befindlichen Raumsonde Juno.
Die Nasa-Raumsonde soll den interstellaren Kometen 3I/ATLAS nahe Jupiter abfangen. Durch ein gezieltes Manöver – ein sogenanntes Jupiter-Oberth-Manöver – am 9. September 2025 könnte Juno ihre Bahn so verändern, dass sie am 14. März 2026 in die Nähe von 3I/ATLAS gelangt. Ein solcher Vorbeiflug könnte deutlich genauere Daten über die Natur von 3I/ATLAS liefern als erdgebundene Teleskope.
Auf der Website der Nasa heißt es allerdings, es handele sich um einen Kometen, der zudem keine Gefahr für die Erde darstelle. Und auch Loeb selbst macht später Einschränkungen: Er betonte, dass es sich dabei um ein gedankliches Experiment handele. Ziel sei es, andere Forscher dazu zu motivieren, so viele Daten wie möglich zu sammeln, um diese These zu widerlegen.
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In einem Entwurf seines Papers mit dem Titel „Ist das interstellare Objekt 3I/ATLAS außerirdische Technologie?“ stellt Loeb klar: Das Papier sei vor allem als pädagogische Übung zu verstehen. Zwar gebe es interessante Beobachtungen, aber am wahrscheinlichsten sei, dass 3I/ATLAS ein völlig natürliches Objekt ist – wahrscheinlich ein Komet.
In den Jahren 2017 und 2019 konnten bereits 1I/Oumuamua und der Komet 2I/Borisov während ihres Besuchs unseres Sonnensystems beobachtet werden.