Sieglinde Schickinger kauft am Mittwochvormittag zwei Schnitzel und eine Lasagne in der Metzgerei Wollmann in Lechhausen. Sie ist Stammkundin und wohnt zehn Minuten fußläufig von dem Geschäft. „Ich war schon immer hier, seit die Metzgerei eröffnet hat“, erzählt sie. Das war vor 13 Jahren. Die „immer gute Ware“ hat Frau Schickinger geschätzt. Sie weiß, dass heute einer ihrer letzten Einkäufe in der Metzgerei in der Neuburger Straße 33 war. „Das tut mir furchtbar leid“, sagt Sieglinde Schickinger. So wie ihr ergeht es auch vielen anderen Stammkunden seit bekannt wurde, dass die Filiale am Samstag, dem 2. August für immer schließt.
Die gute Nachricht: Wer Wert auf regionale und qualitative Fleisch- und Wurstwaren legt, findet das Wollmann-Sortiment weiterhin im Stammhaus der Metzgerei im Hammerschmiedweg in der Firnhaberau. Dass das Geschäft im Stammhaus von der Schließung in Lechhausen unbetroffen bleibt, ist nicht nur für die Kunden eine gute Nachricht, sondern auch für die Mitarbeiter. Geschäftsführer Nikolaus Wollmann hätte am liebsten alle Mitarbeiter des Ladengeschäfts in Lechhausen mit in das Stammhaus genommen. „Der Einlernaufwand ist bei uns groß, deshalb wollen wir Mitarbeiter idealerweise immer langfristig behalten“, erklärt Nikolaus Wollmann.
Sechs Mitarbeiter gehen ins Stammhaus in der Firnhaberau
Immerhin sechs der neun Mitarbeiter ziehen nach der Schließung dorthin um. Wollmann freut sich, dass Erica Ludescher dazugehört. Sie arbeitete bis dato in Lechhausen hinter den Kulissen in der Küche. „Sie kocht auch gern daheim, das merkt man ebenso in der Arbeit“, sagt Nioklaus Wollmann. „Ja, man merkt, wenn etwas mit Liebe gekocht wird“, stimmt Erica zu. Was sie im neuen Ladengeschäft erwartet, weiß sie noch nicht so genau. „Ich lasse mich überraschen, aber ich erwarte nur Gutes.“
Ericas Kollegin Andrea Fürgut hat sechs Jahre in der Metzgerei in Lechhausen gearbeitet. Sie wird den Wechsel in die Firnhaberau aufgrund der Fahrstrecke nicht mitmachen, was ihr Chef zwar gut versteht, aber auch bedauert. „Das Parken war hier immer schwierig, auch für uns Angestellte“, sagt Andrea Fürgut. Das sahen die Kunden offenbar auch so. Nikolaus Wollmann sieht in der schwierigen Parkplatzsituation den Hauptgrund dafür, warum sich das Geschäft in Lechhausen nicht mehr gerechnet hat. „Die Lebensader hier ist die Parkplatzfrage“, sagt er. Früher wäre von 8 bis 18 Uhr durchgehend Kundschaft im Laden gewesen, doch habe sich das verändert. Dazu kamen die hohen Fixkosten.
Nicht nur den Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern blutet das Herz angesichts der Schließung der Filiale in Lechhausen, sondern auch dem Geschäftsführer Nikolaus Wollmann. „Ich habe die Expansion in Lechhausen vorangetrieben als ich mit der Lehre fertig war“, erinnert er sich. Eigentlich hat er Bankkaufmann gelernt, doch dann reizte es ihn, die ehemalige Metzgerei in der Neuburgerstraße in Lechhausen aufzupäppeln. „Der Vorgängerbetrieb ließ das Geschäft schleifen, wir haben es wieder zum Leben erweckt“, sagt er. Damals war er 19 Jahre alt. Das ging bis heute gut, doch nun muss er einsehen, dass sich die Zeiten geändert haben.
Kundin über die Schließung: „Ich könnte gleich weinen“
„Die ältere Generation stirbt aus, die Kaufkraft schwindet und die Klientel, die unser klassisches Metzgereisortiment schätzt wird hier im Stadtteil immer weniger – ebenso wie die Parkplätze“, sinniert er. „Wir leben zu 60 Prozent von den umliegenden Stadtteilen und Derching, Friedberg, Stätzling, Wulfertshausen“, so Wollmann. „Wenn die Kundschaft keine Parkplätze findet, fahren die weiter, das ist das Feedback, was wir bekommen“. Die Probleme, die seine Filiale nicht mehr stemmen konnte, betreffen seiner Meinung nach die gesamte ehemals wichtigste Einkaufsmeile des Stadtteils. Die Neuburger Straße hätte „überlebt“ mit einer kleinen Maßnahme, ist Wollmann überzeugt: „Wir haben 90-Minuten-Parkschilder. Die Parkplätze sind permanent voll und wer einen ergattert, dreht einfach die Parkscheibe weiter.“ Dazu kämen die permanenten Baustellen. „Das tötet den Umsatz, das ist ähnlich wie in der Innenstadt“, bedauert Wollmann. Dazu käme das Onlineshopping, was allerdings bei einer Metzgerei weniger Einfluss nimmt als in anderen Branchen, so der Fleischsommelier.
Befragt nach ihrer Meinung dazu, dass ihre Lieblingsmetzgerei in Lechhausen zumacht, erwidert Suzanne Zahn sichtlich bewegt: „Ich könnte gleich weinen.“ Dennoch hat sie sich vorgenommen: „Ich werde zukünftig auf alle Fälle bei der anderen Filiale in der Firnhaberau einkaufen – daran vorbeigefahren bin ich schon des Öfteren.“ Auch Nikolaus Wollmann will optimistisch in die Zukunft schauen: „Wir hatten jetzt lange Zeit zwei Standorte, jetzt verstärken wir unser Engagement auf einen.“
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Michael Eichhammer
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