Stand: 09.08.2025 11:34 Uhr

Im Spreeauenpark in Cottbus sind an diesem Wochenende wieder zahlreiche Fantasy-Fans unterwegs. Sie interessieren sich nicht nur für bestimme Serien, Filme oder Videospiele. Sie schätzen auch die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten.

Ob Dornröschen, Wikinger oder die japanische Videospiel-Version von Jean D’Arc: Der Kreativität der Besucher des Elbenwaldfestivals, das bereits zum vierten Mal im Cottbuser Spreeauenpark stattfindet, sind an diesem Wochenende keine Grenzen gesetzt. Drei Tage lang können sie ihre selbst gewählten Charaktere zwischen Workshops, Konzerten und Fanartikeln ausleben – und Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen.
 
Viele von ihnen sind auch in diesem Jahr in aufwendige Kostüme gekleidet. „Cosplay“ nennt man diese Fanpraxis, bei der Charaktere aus Film, Fernsehen und Videospielen möglichst originalgetreu nachgespielt werden. Nicht nur in Bezug auf das Aussehen, sondern auch auf das Verhalten.

Die Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem (MUL CT) und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus Senftenberg (BTU) haben am Donnerstag eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. (Quelle: rbb)

Medizinische und Technische Universität in Cottbus wollen kooperieren

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Fangemeinden kommen zusammen

Das „Cosplay“ steht mit im Zentrum des Festivals, wie Alexander Lapeta sagt. Er hat vor 25 Jahren gemeinsam mit zwei weiteren Kommilitonen die Firma Elbenwald gegründet. Was als Studierenden-Projekt begann, ist heute zu einem millionenschweren Unternehmen mit 42 Millionen Euro Jahresumsatz herangewachsen – samt eigenem Festival.
 
Die Musik sei dabei aber, im Gegensatz zu klassischen Festivals, nicht der entscheidende Faktor. „Hier sind es tatsächlich die Fandoms [zu deutsch „Fangemeinden“, Anm.d.Red.], die die Leute verbinden, ob Star Wars oder Herr der Ringe“, erzählt Lapeta.
 
Er sagt, seine Firma verstehe sich schon immer als Community-nahes Unternehmen. Zur Eröffnung neuer Läden würden oft verkleidete Fans zusammenkommen, auch um sich über ihre Leidenschaft auszutauschen. Aus dieser „Gemengelage“, wie Lapeta es nennt, sei dann die Idee für das Festival geboren worden.

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„Das Nerd-Sein ist cool geworden“

Im letzten Jahr sind für die Elbenwald-Veranstaltung gut 12.000 Besucher in den Cottbuser Spreeauenpark geströmt. In diesem Jahr sollen es laut Veranstalter 15.000 werden. Das breite Interesse an Fanfiction und Cosplay – für Mitbegründer Dirk Wiederhaupt eine erstaunliche Entwicklung.
 
Zur Firmengründung vor 25 Jahren seien diese Themen noch Nischeninteressen gewesen. „Das Nerd-Sein ist cool geworden“, bilanziert er mit Blick auf die Menschen, die sich gern ihren Fan-Spezialinteressen widmen. Für viele sei Fantasy laut Wiederhaupt auch zu einer Art Flucht aus dem Alltag geworden. „Das braucht man ja auch ab und zu mal“, so der Firmengründer.
 
Mittlerweile hat das Unternehmen, das sich in Cottbus gründete, 34 Läden in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. 330 Mitarbeiter zählt die Belegschaft, 140 von ihnen arbeiten in Cottbus.

Besucherin Lisa aus Dresden im Dornröschen-Kostüm

Kostüme oft stundenlange Handarbeit

Für das Elbenwald-Festival reisen Leute aus ganz Deutschland – und auch aus dem Ausland an. Zu ihnen zählt auch Hannah, die für das Festival gut zehn Stunden aus Zürich angereist ist. „Diese Stimmung, die Menschen hier, das gefällt mir einfach“, erzählt sie.
 
Ihre große Leidenschaft ist der Herr der Ringe-Autor J. R. R. Tolkien. Darum hat sie sich in diesem Jahr auch als eine seiner Figuren verkleidet. Hannah ist zu Baradur, der Turm mit dem Auge, geworden. Die Idee hatte ihr Papa, wie sie erzählt. „Ich wollte irgendwas machen, was nicht so 0-8-15 ist.“ Ihr Kostüm hat Hannah komplett selbst gebastelt und genäht.
 
Genauso wie Lisa aus Dresden. Als Dornröschen trägt sie ein rosanes Ballkleid, mit Perlen bestickt und einem ausladendem Reifrock. Drei Monate hat sie daran gearbeitet. Auf dem Festivalgelände fühle sich Lisa freier als im Alltag. „Für mich ist es wie ein Nachhausekommen. Hier wird man nicht verurteilt, ich liebe es.“
 
Bis Sonntag können Lisa und die anderen Fantasy- und Fanfiction-Fans noch das Festivalgelände erkunden und in ihre Charaktere eintauchen. Dann geht es für sie wieder zurück in den Alltag – ganz ohne Kostüme.

Mit Informationen von Elisa Göppert
 
Sendung: Antenne Brandenburg, 8.08.2025, 16:40 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg