DVB und Autoverkehr
Zank um die Marienbrücke in Dresden: OB Dirk Hilbert muss endlich entscheiden
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Bis Ende Juli wollte der Oberbürgermeister bestimmen, ob das Straßenbahngleis in Richtung Altstadt für Autos gesperrt wird oder nicht. Passiert ist nichts. Doch das Thema lässt sich nicht aussitzen.
Dresden. Bis Ende Juli wollte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) in Sachen Marienbrücke ein Machtwort sprechen – passiert ist nichts. Wenige Tage vor Ablauf einer selbstgesetzten Frist hatte der Stadtsprecher auf Anfrage der DNN indes erklärt, dass noch Zeit benötigt werde, um „genau zu prüfen und abzuwägen“. Schließlich gebe es viele Argumente und Planungen mit verschiedenen Auswirkungen auf den Verkehr.
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Schon vor Monaten hatten die Dresdner Verkehrsbetriebe beantragt, das Gleis in Richtung Altstadt für Autos zu sperren – damit die Straßenbahnen bei der Fahrt über die Elbe nicht sinnlos Zeit verbummeln. Als Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) zur Tat schreiten wollte, regte sich bei den üblich Verdächtigen allerdings Widerstand. Von einer „Provokation aller Autofahrer“ ist die Rede.
Argumente liegen auf dem Tisch
Einer Mehrheit von CDU, AfD, Team Zastrow und FDP/Freie Bürger im Stadtrat gelang es, dem Verkehrsbürgermeister fürs Erste einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Dirk Hilbert erklärte die Marienbrücke daraufhin zur Chefsache, wollte sich alle Argumente und Planungen vorlegen lassen – und danach entscheiden.
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Argumente und Planungen? Die liegen eigentlich schon länger auf dem Tisch. Die Stadtverwaltung selbst hatte bei früheren, temporären Sperrungen der Fahrspur auf dem Straßenbahngleis nachgezählt. Demnach ergeben sich für die Trams und mithin für viele Tausend Fahrgäste deutliche Zeiteinsparungen – während die Autofahrer maximal 20 Sekunden verlieren. Dem haben die Kritiker ihre subjektive Wahrnehmung gegenübergestellt. Dazwischen gilt es abzuwägen.
Mächtige Interessengruppen
Allerdings klemmt Dirk Hilbert zwischen zwei mächtigen Interessengruppen. Auf der einen Seite die Vertreter des individuellen Automobilverkehrs um ihren lautmalerischen Anführer Holger Zastrow und seiner Brummbrummrhetorik. Und dann gibt es jene ÖPNV-Allianz, die sich Ende 2024 vorm Hintergrund des angedrohten Kahlschlags im Nahverkehr formiert hatte. Mit der Petition für die Rettung des Angebots der Verkehrsbetriebe, die es in kürzester Zeit auf mehr als 34.000 Unterstützer brachte, ließ das Bündnis die Muskeln spielen.
Da liegt der Gedanke nahe, das Thema einfach auszusitzen. Ratsam ist das nicht. Denn die Debatte um die Marienbrücke – wie übrigens auch um den mit der Petition angestrebten Bürgerentscheid – hat sich mitnichten erledigt und dürfte jetzt nach den Ferien wieder in gewohnter Härte ihren Lauf nehmen. Dresdens OB muss deshalb seiner Verantwortung gerecht werden – und endlich eine Entscheidung treffen.
DNN