Neue Betrugsmasche in Stuttgart: Nicht überall, wo Polizei draufsteht, steckt auch Polizei drin Falsche Polizisten tragen mitunter echt aussehende Uniformteile. Foto: Phillip Weingand

Aktuell sind betrügerische Banden mit einer neuen Masche unterwegs: Sie kommen in Uniform an die Tür. Wie kann man sich vor ihnen schützen?

Sie rufen an, sie machen Stress, verbreiten Angst und Panik – vor allem unter älteren Menschen. Mit Schauergeschichten von dräuenden Überfällen oder Unfällen geliebter Angehöriger überrumpeln Betrügerinnen und Betrüger seit Jahren ihre Opfer. Dabei sind sie auch so dreist, sich als Polizei auszugeben.

Eine neue Masche geht noch einen Schritt weiter: Nun treten die Tatverdächtigen auch noch in Uniformen auf, die offenbar echter Polizeikleidung täuschend ähnlich sehen. Wie kann man erkennen, ob die Uniformierten an der Haustür echt sind? Die Polizei hat ein paar einfache Tipps, wie man nicht in die Falle der Banden gerät – und sein Hab und Gut vor ihnen schützen kann.

In Brackenheim (Kreis Heilbronn) tauchten in den zurückliegenden Wochen Personen an der Haustür auf, die Westen mit der Aufschrift „Polizei“ trugen. Sie versuchten, so meldet es die echte Polizei, in einem der gemeldeten Fälle eine Frau zu überreden, sensible Informationen über die persönlichen Verhältnisse zu entlocken. Sie sollen eine Art Polizeimarke gezeigt haben und den Anruf eines weiteren Beamten angekündigt haben.

Diese Reihenfolge ist neu: Bei früheren Maschen und beispielsweise von einem bevorstehenden Einbruch geflunkert. Mit hartnäckiger Gesprächsführung wurden die Opfer dann dazu gebracht, Geld und Wertsachen an Boten zu übergeben.

Die Vorderseite des neuen Dienstausweises mit dem Polizeistern als Hologramm und einem „Kippbild“ des Passfotos, das – wie beim Personalausweis – in einem bestimmten Winkel sichtbar wird. Foto: Innenministerium Baden-Württemberg

Laut der Polizei ist es möglich, mit einfachen Methoden herauszufinden, ob die Person an der Haustür wirklich eine Beamtin oder ein Beamter ist. Sie rät, lieber skeptisch zu sein – echte Polizistinnen und Polizisten haben nichts zu verbergen und warten den Gegencheck ab.

Auf der Rückseite ist das Wort Polizei in Blindenschrift eingeprägt und die 110 steht in variabler Tinte drauf. Foto: Innenministerium Baden-Württemberg

  • Beim geringsten Zweifel, ob die Person an der Haustür tatsächlich von der Polizei kommt, soll man zum Telefon greifen und bei der nächsten Polizeidienststelle oder die 110 anrufen. Sollte es sich tatsächlich um echte Polizistinnen und Polizisten handeln, dann kann man das auf diesem Weg verifizieren.
  • Auf jeden Fall sollte man sich den Ausweis zeigen lassen. Aktuell bekommen alle Beamtinnen und Beamte einen neuen ausgestellt – dieser ist bundesweit einheitlich gestaltet und verfügt über neue Sicherheitsmerkmale.
  • Auch die Uniform kann man überprüfen: Polizistinnen und Polizisten tragen ihre Uniform immer komplett. Ein Polizeihemd zu einer Jeans, wie es die Titelfigur der Eberhofer-Krimis trägt, ist nicht erlaubt. Auch eine Kombination einer Weste mit Alltagskleidung – wie in Brackenheim vorgekommen – ist keine korrekte Uniformierung. Kriminalpolizei kann in ziviler Kleidung arbeiten. In diesem Fall soll man aber dann wieder den Ausweis prüfen und sich bei der Dienststelle rückversichern.
  • Die Sicherheitsmerkmale des neuen Ausweises sind ein Braille-Schriftzug auf der Rückseite, eine 110, die die Farbe je nach Blickwinkel wechselt und ein „Kippbild“ auf der Vorderseite. Dieses Bild erscheint – wie beim Personalausweis – je nachdem, aus welcher Richtung man auf den Dienstausweis schaut. Der Polizeistern ist als Hologramm aufgebracht.
  • Die Polizei stellt keine Fragen zu persönlichen Vermögensverhältnissen, und erst recht fordern sie auch niemanden dazu auf, ihnen Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände zu geben. Man solle auf derlei Forderungen niemals eingehen, und seien die Anrufer oder Besucher an der Tür auch noch so überzeugend.
  • Wer den Verdacht hat, einen betrügerischen Anruf erhalten zu haben oder gar von Tatverdächtigen aufgesucht worden zu sein, soll sich umgehend bei der Polizei melden. Sie gibt dann Pressemeldungen heraus, um vor der Betrugsmasche zu warnen.
  • Wer einen Anruf dieser Art erhält und die Polizei alarmieren soll, soll sichergehen, dass die Verbindung getrennt war. Also auflegen und neu wählen – in keinem Fall eine Rückruftaste drücken, selbst wenn eine vermeintlich echte Rufnummer der Polizei angezeigt war.
  • Wer Opfer geworden ist, solle keine falsche Scheu haben, sich bei der Polizei zu melden. Die Ermittelnden wissen, welchen großen Druck die Anrufenden aufbauen und haben Verständnis für die Opfer. Je mehr die Polizei über die Fälle weiß, desto besser kann sie aufklären und andere vor der Masche warnen.

Auch wenn die Anrufenden mit der „Schock-Methode“ operieren und eine schlimme Nachricht überbringen, etwa dass ein Familienmitglied einen schweren Unfall verursacht habe: Ruhe bewahren und zunächst innerhalb des Familiemumfelds nachforschen, ob die Geschichte stimmen kann.