Fragen & Antworten
Standdatum: 9. August 2025.
Autorinnen und Autoren:
Sophia Allenstein
Kanadagänse leben sich an verschiedensten Gewässern. Auch in Bremen hat sich die Art ausgebreitet.
Bild: Radio Bremen | Inès Schumann
Kot am Strand und ein gestörtes Ökosystem: Jäger sehen ein Problem mit zu vielen Gänsen in Bremen – und fordern längere Jagdzeiten. Bremer Naturschützer widersprechen.
Was ist das Problem?
Gänse fühlen sich in Bremen scheinbar pudelwohl, der Bestand ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Das hat Konsequenzen für andere Arten, heißt es von der Landesjägerschaft Bremen. Etwa, weil der Kot der Tiere die Gewässer überdünge und dort das Algen- und Pflanzenwachstum anrege. „Ohne die Gänse wäre so ein Pflanzenwachstum wie aktuell im Werdersee nicht möglich gewesen“, sagt Marcus Henke von der Landesjägerschaft.
Und: Weil manche Gänsearten, etwa die Nilgans und die Kanadagans, in Deutschland nicht heimisch sind, würden sie das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen und andere Arten verdrängen oder angeblich sogar andere Jungvögel töten.
Was unternimmt Bremen dagegen?
Die Landesjägerschaft fordert nun eine Verlängerung der Jagdzeiten. Je nach Gänseart könnten die Vögel dann ein bis vier Monate länger gejagt werden. Man müsse jetzt tätig werden, damit der Bestand sich nicht noch weiter erhöhe. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Tiere zu vergrämen, also von ihrem aktuellen Standort zu vertreiben. Das passiert durch für die Tiere unangenehme Reize wie laute Geräusche und grelles Licht oder Greifvogelimitationen.
Was sagen Naturschützer dazu?
Während die Landesjägerschaft von einer „explosionsartigen Vermehrung“ der Gänse spricht, zweifelt der Nabu Bremen daran, dass der Bestand derart stark angewachsen sei. Dafür gebe es keine Datengrundlage, sagt der Referent für Vogelschutz Florian Scheiba. Auch für das Argument, die Gänse seien Schuld am Pflanzenwachstum im Werdersee und an der Tötung von Jungvögeln, sieht er wenig Belege. „Da wird viel aus dem Bauch heraus argumentiert, aber uns sind keine Nachweise bekannt, dass Gänse andere Jungvögel töten.“
Laut Nabu verteidigen die Ganter ihre Jungtiere gegen andere Kanadagänse.
Bild: Radio Bremen | Inès Schumann
Warum wird das gerade jetzt ein Problem?
Die Gänse fühlen sich besonders dort wohl, wo sie genug zu fressen finden. Etwa an Badeseen wie dem Unisee oder dem Mahndorfer See, wo sich Bremer bereits über durch Kot verschmutzte Strände beschwert haben. Auch in der Landwirtschaft können zu viele Gänse Schäden anrichten: Etwa wenn sie über Getreidefelder herfallen.
Wo kommen die Gänse her?
Nilgänse stammen ursprünglich aus Afrika. Sie wurden als Ziervögel nach Europa geholt, entflohene Exemplare fanden ihren Weg in die Natur. Die Kanadagans mit dem langen schwarzen Hals wurde dagegen gezielt in Parks angesiedelt. Graugänse sind in Deutschland heimisch. Weil sie in Bremen gute Lebensbedingungen vorfinden – viel Grün, Natur und Wasserflächen – wächst die Population.
Wie geht es weiter?
Das Umweltressort will in den kommenden Monaten über eine mögliche Verlängerung der Jagdzeit entscheiden. Auch eine Vergrämung wird in Betracht gezogen. Aber auch da müsse der Naturschutz berücksichtigt werden, sagt Ramona Schlee, Sprecherin des Umweltressorts. „Es ist explizit dort aufgeführt, dass auch Vergrämungsmaßnahmen nicht stattfinden dürfen, wenn es um geschützte Tierarten geht. Und insbesondere die Grau- und die Kanadagänse sind besonders geschützte Tiere.“
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen Regionalmagazin, 9. August 2025, 19:30 Uhr