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Künstlerin mit Blick auf den Menschen: Ekaterina Zacharova (3.v.l.) stellt in der HypoVereinsbank aus. Begrüßt wurde sie dort von Iris Ihßen (l.) und Thomas Friemel. Die Laudatio hielt Andrea Kühnhackl. © Alexandra Koritmorth
Die Sommerausstellung der Künstlerin Ekaterina Zacharova in Rottach-Egern zieht Kunstfreunde an. 27 Bilder zeigen Menschen in Alltagssituationen. Die Werke regen zum Nachdenken an.
Rottach-Egern – Auch die Vernissage zur elften Sommerausstellung der international erfolgreichen Künstlerin Ekaterina Zacharova in der HypoVereinsbank in Rottach-Egern geriet wieder zum kulturellen Sommer-Highlight für einheimische Kunstfreunde und Gäste des Tegernseer Tals. Rund 70 Besucher lockte die Schau „Human Being Mosaic“ am Mittwoch zur Eröffnung in die zur Galerie umfunktionierten Bankräume. Sie hießen zwischen smoothen Jazz-Klängen von Bernhard Stahubers „Swing it up“-Combo, feinen Häppchen und Prosecco Iris Ihßen und Thomas Friemel von der HypoVereinsbank willkommen.
Dieses Jahr können an den unterschiedlich farbigen Wänden 27 der 56 Gemälde von Menschen in verschiedensten Lebenslagen und Alltagssituationen in vielen Ländern bewundert werden, alle im einheitlichen 60-auf-60-Zentimeter Format – in der Uniformität und relativen Kleinformatigkeit ein Novum für Zacharova. Die anderen Gemälde sind parallel in der Schwesterausstellung in der HypoVereinsbank in Rosenheim zu besichtigen.
Bilder muten wie Zugfenster an
In Rottach muten sie, weil alle in einer Linie auf selber Höhe gehängt sind, wie Zugfenster an, durch die man einen Blick auf das echte Leben und die aktuellen Befindlichkeiten der Menschen in den diversen Gesellschaften werfen kann. Was sich als Momentaufnahme ausnimmt, sind auserzählte Geschichten von Menschen und ihren Beziehungen und Befindlichkeiten. Laudatorin und Kunsthistorikerin Andrea Kühnhackl wies darauf hin, dass alle Menschen in Zacharovas Gemälden mit sich selbst beschäftigt und auf sich fokussiert und nicht miteinander in der Kommunikation seien, der Betrachter aber aufgefordert sei, eine jede Geschichte für sich selbst zu formulieren: Was verbindet oder trennt die Frau und den Mann in der Turiner Bar („Eifersüchtig?“, Turin)? Was in „Tutto bene?“, Palermo? Was die beiden Radfahrer in Kopenhagen („Kennen wir uns?“, Kopenhagen)? Und was die „Nachtschwärmer“ in Brüssel?
Alltagsbeobachtungen dargestellt
Kühnhackl verneigte sich vor Zacharovas Technik, die den Betrachter förmlich ins Bild zieht, ihrem Strich, der Physiognomien präge, und ihrem Gespür für Farben. Durch diese wisse man sofort, in welcher Stadt man sich befindet, zu welcher Uhrzeit und bei welchem Wetter. Bei Zacharova werde die traditionelle Perspektive der Aussage unterworfen. „Sie transformiert die Beobachtungen des Lebens in sinnliche Erlebnisse“, erklärte Kühnhackl. Zacharova zeige nicht nur die Befindlichkeiten der Menschen, sondern die Vielfalt des Menschseins. Sie schloss mit einem Zitat des Philosophen Georg Simmel: „Was wir populärerweise das Bild des Menschen nennen und auch eigentlich zu sehen glauben, ist sehr viel mehr und sehr viel weniger als seine wirkliche Sichtbarkeit.“
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In diesem Sinne spürten die Besucher der Vernissage noch einmal den Menschen und deren Leben in den Bildern nach: der Asiatin, die mit dem Handy ein Selfie von sich vor den Petrus- und Paul-Statuen (Old white men, Salzburg) auf dem Salzburger Domplatz macht. Der Studentin (Semesterferien, München), die an der Oper an jungen Männern vorbeiläuft. Dem Mann mit Zigarre auf der regennassen Bank in Paris (Nach dem Regen, Paris). ak