Eintracht Braunschweig hat mit einem Doppelschlag die Abwehrschwäche der SpVgg Greuther Fürth gnadenlos aufgedeckt und auch dank eines „cleveren“ Sebastian Polter den zweiten Saisonsieg in der 2. Fußball-Bundesliga eingefahren. Die Niedersachsen drehten nach einer guten halben Stunde eine Fürther Führung. Zwar gelang den Gästen spät der Ausgleich. Doch ein Foulelfmeter entschied die Partie mit 3:2 (2:1) zugunsten Braunschweigs.
Felix Klaus hatte die Fürther nach 16 Minuten in Front geschossen. Der Treffer wurde minutenlang wegen möglicher Abseitspositionen vom VAR geprüft. Als die Gäste nach einer halben Stunde die Konzentration verloren, glich zuerst Lukas Frenkert aus (32.), dann stellte Erencan Yardimci auf Eintracht-Führung (35.). Als die Niedersachsen schon vom Traumstart in die neue Saison träumten, schien Felix Higl den Fürthern spät einen Punkt zu retten. Doch ein verwandelter Foulelfmeter von Sebastian Polter nach einem Foul an ihm selbst ließ Braunschweig jubeln (90. +5). Polter war von Jomaine Consbruch bei einem gegenseitigen Test der Zerreißbarkeit der Trikots geschickt zu Boden gegangen.
Beide Trainer loben Braunschweiger „Cleverness“
„Wir haben das Ding mit dem letzten Tropfen Benzin über die Ziellinie geschoben“ sagte Braunschweigs Coach Backhaus nach der Partie zur Sportschau, „schade, dass das vierte Tor nicht auch noch gezählt hat.“ Und mit einigem Augenzwinkern sagte der Trainer über das Foul an Polter: „Wir hätten in der ersten Halbzeit schon zweimal die Möglichkeit gehabt, zu fallen. Aber ‚Polti‘ hat den Kollegen Nachhilfeunterricht in Sachen Cleverness gegeben.“ Sein Fürther Kollege Thomas Kleine stimmte direkt zu: „Braunschweig hat es clever gemacht, wir dürfen da nicht so hingehen. Aber das Entscheidende war, dass wir trotz viel Ballbesitzes und vielen Torschüssen in den entscheidenden Situation bei den drei Gegentoren nicht da waren. Das betrifft uns insgesamt als Mannschaft.“ Und abschließend sagte der Coach: „Das ist ist das Ärgerliche, dass man so ein Spiel nie und nimmer verlieren darf.“
Fürths Felix Klaus war sauer über das Ergebnis für seine Mannschaft: „Das ist dumm und ärgerlich.“ Braunschweigs Keeper Ron-Thorben Hoffmann beschrieb seine Gefühle nach dem Spiel so: „Unsere Fans haben so ein Lied: ‚Achterbahn der Emotionen‘. Das trifft es ganz gut.“ Sein großes Lob ging an Sebastian Polter: „Ich freu‘ mich so für ‚Polti‘, der so wichtig ist für die Mannschaft, für die Kabine, dass er sich selbst belohnt. Er ist der eklige Stoßstürmer, den wir so brauchen.“
Zerfahrener Beginn zwischen Braunschweig und Fürth
In der von vielen kleinen Fouls und Nickligkeiten geprägten Anfangsphase zeigte Fürth insgesamt die besseren Spielanlagen. Echte Torchancen gab es in den ersten 15 Minuten keine – aber dann nutzte Fürth sofort seine erste Möglichkeit. Überfallartig tauchten Noel Futkeu und Felix Klaus halbrechts vor dem Braunschweiger Strafraum auf. Klaus überließ Futkeu den Ball und orienterte sich ins Zentrum. Futkeu spielte sich rechts durch bis zur Grundlinie und passte platziert nach innen. Die Eintracht-Abwehr hatte keinen Lösungsansatz und ließ Klaus aus acht Metern abziehen – Ron-Thorben Hoffmann war chancenlos.
Braunschweig schlägt zweimal zu
‚Was Fürth kann, können wir auch‘, dachten sich die Gastgeber. Nach der ersten Ecke zeigte sich die Abwehr der „Kleeblätter“ viel zu passiv, während die Verteidiger der Braunschweiger hellwach waren. Louis Breunig passte von links ohne Fürther Störung in die Mitte, wo Frenkert völlig frei und unbedrängt aus kurzer Distanz zum Ausgleich einschieben konnte. Beide Teams hatten zu Saisonbeginn jeweils Erfolge gefeiert, dabei jedoch jeweils eine Unzahl an gegnerischen Chancen zugelassen: Braunschweig in Magdeburg 19, Fürth gegen Dresden gar 21.
Zweikampf Fürth und Braunschweig
Damit aber nicht genug: Nach einer Fürther Ecke landete der folgende Abschlag bei Yardimci, der gedankenschnell aus dem Mittelfeld nach links auf Christian Conteh spielte. Conteh ließ Maximilian Dietz locker aussteigen und legte quer zurück in die Mitte auf den durchgelaufenen Sturmpartner Yardimci. Wieder leistete Fürths Verteidigung viel zu wenig Abwehrarbeit und fing sich den nächsten Treffer ein. In der sieben Minuten langen Nachspielzeit verfehlten jeweils Sven Köhler für Braunschweig und Luca Itter für die Fürther mit Distanzschüssen das gegnerische Tor.
Fürther Standards verpuffen wirkungslos
Die Gäste aus Mittelfranken zeigten offensiv über das gesamte Spiel betrachtet die besseren Ansätze: Futkeu und Green waren im Mittelfeld sehr aufmerksam und lauerten auf Ballgewinne. Die Hausherren, die wegen des kürzlichen Todes von Vereinslegende Peter Kaack mit Trauerflor spielten, schafften es aber, keine großen Tormöglichkeiten zuzulassen. Die Fürther hatten sich bis zur 66. Minute ein Übergewicht von 9:1 Ecken erspielt – aber es resultierte kein einziger Torabschluss aus diesen Standards.
Fürths Bjarnason prüft BTSV-Keeper Hoffmann
Der zweite Spielabschnitt, den sowohl Backhaus als auch Kleine mit unveränderten Teams angingen, begann mit einem strammen Schuss und einer Glanzparade: Fürths Verteidiger Brynjar Bjarnason probierte es mit einem Distanzschuss, Max Marie fälschte ab und zwang seinen Keeper Hoffmann so zu einer Glanzparade.
Für das fußballerische Schmankerl der Partie sorgte jener Futkeu: In einer Kontersituation in der 72. Minute setzte sich der Mittelstürmer sehr geschickt gegen Frenkert durch und probierte es gegen den zu Hilfe eilenden Hoffmann mit einem Kick mit der Hacke: Der Ball strich hauchdünn am linken Pfosten vorbei.
Fürths Higl trifft per Kopf
Dann aber jubelte Fürth: Der eingewechselte Dennis Srbeny hatte auf dem rechten Flügel etwas zu viel Platz und fand den startenden Felix Higl, der im Luftduell mit Frederik Jäkel die Oberhand behielt und aus zehn Metern unhaltbar für Ron-Thorben Hoffmann im linken oberen Eck einköpfte.
Als Sebstian Polter in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter verwandelte, stand das Eintracht-Stadion Kopf. Der spät eingewechselte Jomaine Consbruch hatte Polter im Strafraum ohne große Not zu Boden gerissen. Der gute Schiedsrichter Konrad Oldhafer hatte sofort auf den Punkt gezeigt.
Mit diesem Sieg geht die Eintracht ungeschlagen in die kleine Ligapause, am kommenden Wochenende wird die erste Runde des DFB-Pokals ausgespielt. Dabei spielt Fürth am Sonntag (17.08., 15.30 Uhr) bei Blau Weiß Lohne. Braunschweig hat länger Pokalpause, der BTSV empfängt erst am 26. August den VfB Stuttgart.
Braunschweig muss nach Karlsruhe, Fürth empfängt Kiel
Nach der Pause spielt Braunschweig am übernächsten Samstagnachmittag im Karlsruher Wildpark (23.08., 13.00 Uhr). Fürth empfängt Holstein Kiel am Sonntagnachmittag (24.08., 13.30 Uhr).