Eißendorf in Harburg, der Morgen des 4. Mai 1945. Der erste Tag nach Kriegsende in Hamburg bricht an. Für den 15-jährigen Friedrich Koch eine neue Erfahrung: keine Artillerieangriffe mehr, keine Bomben in der Nacht. Was anderes als Krieg kennt der Junge eigentlich gar nicht. An diesem ersten Morgen im Frieden schläft Friedel lange – zu lange, wie die Mutter findet. Als sie die Zimmertür aufreißt und im Scherz ruft: „Dich soll wohl der Engländer aus dem Bett holen!“, bemerkt sie nicht, dass hinter ihr mit vorgehaltener Waffe ein britischer Soldat die Stiege hinaufkommt. Friedel hat Angst, als er ihn bemerkt. Hat das NS-Regime nicht immer behauptet, dass die alliierten Soldaten deutsche Frauen vergewaltigen? Um seine Mutter zu schützen, hat er im Dachboden, in einem Verschlag am Kamin, ein von einem deutschen Soldaten zurückgelassenes Gewehr deponiert. Als Friedels Mutter den erstarrten Blick ihres Sohnes sieht, dreht sie sich fragend um. Beim Anblick des jungen britischen Soldaten erschrickt sie fürchterlich. Der aber lächelt nur, sagt irgendwas, was Friedel nicht versteht, lässt eine Tafel Schokolade da und geht. Die britischen Soldaten, die als Erste in Hamburg einmarschieren, sind erschöpfte Männer, die Kameraden im Kampf verloren haben. Sie wissen auch, was Soldaten anderer Einheiten bei der Befreiung des KZ Bergen-Belsen mitansehen mussten: Leichenberge, Hungernde, Sterbende. Grauenhaft! Kein Wunder, dass viele britische Soldaten auf Deutsche gar nicht gut zu sprechen sind. Nicht jeder „Tommy“ verteilt Schokolade. Einige lassen ihre Wut an Passanten aus. Es kommt zu Plünderungen und bewaffneten Raubzügen britischer Soldaten. Auch Vergewaltigungen gibt es.