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Die Mieten in Deutschland erklimmen schwindelerregende Höhen. Das Problem verschärft sich weiter und findet seine Ursachen auch in den Folgen des Ukraine-Krieges.

Berlin – Die Mieten steigen und steigen – schon längst ist das nicht mehr nur ein Problem in den deutschen Großstädten, auch auf dem Land wird es teuer. Spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges ticken auch die Uhren in Deutschland anders und viele Dinge haben sich verändert. Inflation, hohe Energiepreise und eben auch stark steigende Mieten haben das Leben der Menschen hierzulande spürbar verteuert. Wie das Forschungsinstitut Empirica nun ermittelt hat, sind die Mieten für Wohnungsangebote seit 2022 durchschnittlich um 18,3 Prozent gestiegen. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Die Bochumer Straße in Gelsenkirchen ÜckendorfRasante Mietpreissteigerungen bei der Neuvermietung © Markus Matzel/ImagoLeitzinsanhebungen der EZB haben Bau- und Immobilienkredite verteuert

Mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine setzte auch in Deutschland eine stark steigende Inflation ein, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit mehrfachen Erhöhungen des Leitzinses bekämpft wurde. Infolgedessen haben auch sich auch die Kredite für Bauvorhaben deutlich verteuert und viele Wohnungsbauprojekte wurden erst einmal gestoppt. Obwohl schon damals Wohnungsknappheit herrschte, wurden in den Folgejahren viel zu wenig Wohnungen gebaut, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.

Gallopierende Nachfrage und mageres Angebot treiben Mieten an

Gerade durch die teuren Immobilienkredite haben sich viele Bürger gegen den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses entschieden und stattdessen eine neue Bleibe auf dem Mietmarkt gesucht. Die Nachfrage nach Mietwohnungen stieg rasant an, aber das Angebot hat sich kaum entwickelt. Infolge des Krieges sind zusätzlich auch noch über eine Million Ukrainer ins Land gekommen, die ebenfalls auf dem Mietmarkt unterkommen mussten. Das magere Angebot und die drastisch steigende Nachfrage haben zu immer weiter steigenden Mieten geführt.

Extreme Mietpreissteigerungen bei den Neuvermietungen

Besonders stark gestiegen sind die Mietpreise bei den Neuvermietungen in den deutschen Großstädten. Allen voran Berlin, wo die Quadratmeterpreise seit Anfang 2022 um ganze 42 Prozent nach oben geschossen sind – auf jetzt 14,90 Euro. Solche Steigerungen gab es nicht einmal in den traditionell teuren Städten wie Hamburg oder München, das mit durchschnittlich 20 Euro pro Quadratmieter bei der Neuvermietung immer noch an der Spitze liegt. In Berlin müssen Neumieter jetzt mehr als das Doppelte bezahlen als Bestandsmieter im Schnitt, denn die ortsübliche Vergleichsmiete liegt in Berlin immer noch bei 7,21 Euro pro Quadratmeter. Bestandsmieter haben oft langfristige Mietverträge und sie sind in gewissem Maße durch gesetzliche Regelungen vor dramatischen Mietansteigen geschützt. Deshalb steigen die Bestandsmieten im Vergleich zu den Neuvermietungen auch nur moderat.

Mietmarkt befindet sich in der Stagnation

Die immens hohen Mietpreise bei Neuvermietungen bremsen den Mietmarkt aus, denn wer noch eine bezahlbare Wohnung hat, zieht möglichst nicht um – die Dynamik im Mietmarkt kommt also zum Erliegen. Diese sogenannten „Lock-in-Effekte“ führen dazu, dass weniger umgezogen wird, keine freien Wohnungen auf den Markt kommen und sich das Angebot immer weiter verknappt. Das ist auch für die persönliche Lebenssituation oft problematisch. Junge Paare ziehen nicht zusammen, weil sie keine größere bezahlbare Wohnung finden. Getrennte Paare bleiben in der gemeinsamen Wohnung, weil zwei kleinere Wohnungen unbezahlbar geworden sind. Auch wer in Alter verkleinern will räumlich, sieht oft von einem Umzug ab, denn eine neue kleinere Wohnung kostet vielleicht schon mehr als die alte große Bleibe.

Auch Kleinstädte und ländliche Gegenden sind mittlerweile von den Mietsteigerungen betroffen

Das Augenmerk bei den Mietpreissteigerungen lang jetzt lange Zeit auf den Entwicklungen in den Großstädten. Da sich aber immer weniger Menschen die rasant steigenden Mieten in den Metropolen leisten können und sie deshalb auf kleinere Städte oder sogar ländliche Gebiete ausweichen, steigt auch hier die Nachfrage und damit die Preise. So sind auch hier in vielen Gegenden Mietpreisanstiege bei Neuvermietungen von über 30 Prozent zu verzeichnen. Teuer wird es bereits im gut angebundenen Umland attraktiver Großstädte, aber auch der ländliche und weniger gut angebundene Raum verteuert sich spürbar.