Das Mietwohnungshaus von Zeininger Architekten in Wien-Ottakring bietet in mehrfacher Hinsicht ein gutes Klima: Es gibt eine hauseigene Solar- und Geothermieanlage, der Strom kommt von der PV-Anlage auf dem Dach, und auf dem hofseitigen Balkon spürt man selbst bei Hitze einen angenehmen Durchzug.

Dichte spart einerseits Fläche und ermöglicht leistbares Wohnen. Andererseits steht sie synonym für Enge, Überhitzung, Renditemaximierung. Fix ist, dass eine hohe städtebauliche Dichte nicht automatisch belebte und lebenswerte Stadtquartiere garantiert – und eine geringe ebenso wenig. Es seien „Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit und Mangel an gutem Willen, welche uns moderne Stadtbewohner dazu verurteilten, lebenslänglich in formlosen Massenquartieren den geisttötenden Anblick ewig gleicher Mietshausblöcke, ewig gleicher Straßenfluchten zu ertragen“, stellte Camillo Sitte schon vor über 130 Jahren fest. Was aber sind, um mit diesem Wiener Wegbereiter des modernen Städtebaus zu sprechen, „Ursachen der schönen Wirkung“?

In der Hasnerstraße in Wien-Ottakring finden wir Hinweise. Sitte würde zwar die kerzengerade Alleestraße eintönig finden, mit dem neuen Haus an der Ecke zur Sulmgasse hätte er wohl Freude. Es fällt zunächst wegen seiner orangeroten Balkone auf – ein fröhlicher Farbakzent und eine Abwechslung zu den üblich gewordenen Investorenhäusern, die anthrazitfarben modern und schick sein wollen, aber schlussendlich bloß Tristesse verbreiten. Aber auch sonst ist vieles anders, als wir es von üblichen neuen Lückenfüllern in den Gründerzeitblocks gewohnt sind. Unmittelbare Nachbarin ist an der Hasnerstraße die ehemalige Brotfabrik des „Ersten Wiener Consumverein“, ein damals fortschrittliches und heute denkmalgeschütztes Gebäude von Franz und Hubert Gessner aus den Jahren 1908/09.

Abwärme bleibt im Kreislauf

Technisch wegweisend ist auch das Mietswohnhaus Sulmgasse: Es verfügt über eine hauseigene Solar- und Geothermieanlage. 14 Tiefenbohrungen ermöglichen die Nutzung der Erdwärme, die in Kombination mit einer Wärmepumpe für Heizung und Kühlung sorgt. Durch Rohrleitungen in den Betondecken fließendes Wasser heizt im Winter die Wohnungen, im Sommer erfolgt so die Kühlung. Anders als bei konventionellen Klimageräten, die viel Strom verbrauchen und mit ihrer Abluft die Umgebungsluft erwärmen – also das Symptom, das sie bekämpfen, sogar noch mit verursachen –, bleibt die Abwärme im Kreislauf. Strom kommt von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach.

Es reicht nicht, nur den öffentlichen Raum zu transformieren – wie es zum Bespiel einen Block weiter nördlich in der Thaliastraße in den vergangenen Jahren schon geschehen ist. Auch die Art, wie in den hitzebelasteten Gründerzeitvierteln nachverdichtet wird, trägt zur Atmosphäre im öffentlichen Raum und zum Stadtklima bei. Diesbezüglich etwas Richtiges zu tun sei der Anspruch bei der Entwicklung der Liegenschaft an der Ecke zur Sulmgasse gewesen, erklärt Johannes Zeininger.

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