Tobias Holz, Brigitte Holz, Doris und Günther Schmand, Hermann Brauch und Uwe Stehmeier (v.l.n.r.) sind Anwohner der Straße „Schürener Vorstadt“ und fordern eine Verlegung des dortigen Radweges. © Anika Fischer
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Der Streit um einen Teil des Emscherradweges, der in Schüren durch eine Anwohnerstraße führt, spitzt sich weiter zu. Der Fahrradverband ADFC hatte vorgeschlagen, dass die Parkplätze in der Wohnstraße abgeschafft werden sollten, um die Situation zu entschärfen. Die Anwohner sind empört. Jetzt hat auch die Emschergenossenschaft (EGLV) als Betreiber des Weges reagiert.
Aber von vorne: In der Straße „Schürener Vorstadt“ verläuft ein viel genutzter Abschnitt des Emscherradwegs. Während der Weg für Radfahrer eine wichtige Verbindung vom Phoenix-See in die Innenstadt darstellt, sehen zahlreiche Anwohner darin eine Gefährdung ihrer Sicherheit und eine Belastung ihrer Lebensqualität. Ihre Forderung ist eindeutig: „Der Radweg muss aus der Wohnstraße verschwinden.“
Anwohner berichten, dass Radfahrer selbst auf dem ausgeschilderten Gehweg mit überhöhter Geschwindigkeit an Fußgängern vorbeifahren.© Anika Fischer
Erst die Bewohner, dann der Radweg
„Wir waren noch vor den Radfahrern hier“, betont Tobias Holz, der bereits sein ganzes Leben in der kleinen Sackgasse wohnt. „Früher konnte ich hier noch unbeschwert mit dem Ball auf der Straße spielen. Heute würde ich meinen Sohn nicht mehr alleine rauslassen.“
Der Grund für die Sorge: Das massive Aufkommen von Radfahrern. Anwohner berichten nicht nur von wiederholten gefährlichen Situationen und Missachtung der Verkehrsregeln, sondern auch von Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Lärmbelästigung.
„Manche Radfahrer fahren hier mit lauter Musik durch die Straße“, sagt Brigitte Holz. „Das Auto meiner Schwiegertochter, das auf unserem Grundstück direkt vor der Garage parkt, wurde schon drei Mal von Radfahrern angefahren. Nur einmal haben sich die Verursacher gemeldet.“ Als Folge sperrte die Familie den Zufahrtsbereich mit einer Kette ab – eine für sie unbefriedigende Zwischenlösung.
Ein Blick zurück
Die Familie Holz ist nicht die einzige mit Sorgen. Zahlreiche Anwohner haben sich erneut zum Pressegespräch versammelt. Ihre klare Botschaft: „Der Radweg muss weg. Nur so gewinnt die Straße ihre Lebensqualität zurück.“
Der Emscherweg in Schüren entstand vor etwa 10 bis 15 Jahren im Zuge der Renaturierungsarbeiten an der Emscher. „Unser Ziel ist es, den Emscherweg möglichst nah an der Emscher zu führen und Gefährdungspunkte wie Querungen zu minimieren“, erklärt Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft Lippeverband (EGLV). Grundsätzlich werde der Weg auf eigenen Betriebswegen der EGLV angelegt. Dort, wo Lücken bestehen, müsse man auf öffentliche Straßen ausweichen – so auch in der Schürener Vorstadt.
Am Emscherweg wurde sogar ein Vorfahrt-Achten-Schild für Radfahrer aufgestellt – doch laut Anwohnern wird es nur selten beachtet.© Jörg Bauerfeld
Die Ausweisung als Radweg erfolgte durch die Stadt Dortmund; anschließend wurde der Abschnitt als Lückenschluss im Emscherweg genutzt. Der EGLV ist die Problematik vor Ort bekannt: „Maßnahmen wie die Ausweisung als Spielstraße, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder zusätzliche Beschilderungen könnten zur Entschärfung beitragen“, so Abawi. „Da es sich jedoch nicht um unsere Fläche handelt, sind wir hier nicht handlungsfähig.“ Die Verantwortung liege bei der Stadt Dortmund.
Eine Verlegung des Wegs hinter die angrenzenden Gärten sei aufgrund fehlenden Platzes nicht realistisch. „Die einzige Alternative wäre eine Verlagerung weit nach Norden, was jedoch nicht im Sinne einer komfortablen und sicheren Führung wäre“, erklärt Abawi. Dennoch sei man bereits seit einiger Zeit im Kontakt mit der Stadt Dortmund, um nach einer Lösung zu suchen.
Parkverbot als falscher Weg
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Dortmund hat sich eingeschaltet und schlägt zur Verbesserung der Situation Parkverbote auf der Straße vor – aus Sicht der Anwohner eine Provokation. „Nicht alle haben Garagen – wo sollen wir denn sonst parken?“, sagt Brigitte Holz. „Ein Parkverbot hilft nur den Radfahrern. Wir Anwohner sind aber auch Teil des Lebens hier!“
Für zusätzlichen Unmut sorgte die Aussage des ADFC, man habe mit Anwohnern gesprochen und sehe die Situation vor Ort nicht als dramatisch an. „Das stimmt nicht“, sagt Tobias Holz. „Hier in der Straße hat niemand vom ADFC mit uns gesprochen.“
Auf erneute Nachfrage der Redaktion erklärte Heide Kröger-Brenner, Vorsitzende des ADFC Dortmund, dass mehrere aktive Vereinsmitglieder selbst in der Nachbarschaft wohnen und daher im Austausch mit einzelnen Anwohnern stünden. Eine strukturierte oder offizielle Befragung habe es allerdings nicht gegeben – dies sei dem Ehrenamtscharakter des Vereins geschuldet.
Der Emscherweg. Eigentlich viel zu schmal für Fußgänger und Radfahrer.© Anika Fischer
Stadt als Vermittler
Wie sich der Konflikt jetzt letztlich lösen lässt, bleibt offen. Allerdings scheint nun vor allem Stadt Dortmund gefragt zu sein, um zwischen den Interessen von Anwohnern, Radfahrern und weiteren Beteiligten zu vermitteln und einen nachhaltigen Kompromiss zu finden.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 8. August 2025.