Auch am 2. Spieltag gibt es einen Dreier für Eintracht Braunschweig: Gegen eine starke SpVgg Greuther Fürth gewinnen die Niedersachsen spät – und wachsen wie schon gegen Magdeburg über sich hinaus.
Gut zehn Minuten war Sebastian Polter auf dem Feld – ehe der Routinier zum Matchwinner von Eintracht Braunschweig wurde: Nach dem späten wie verdienten 2:2 der SpVgg Greuther Fürth holte der Hüne erst einen Elfmeter heraus – und verwandelte ihn als zuvor Gefoulter souverän zum 3:2.
Glich das Eintracht-Stadion in dieser sechsten Minute der Nachspielzeit schon einem Tollhaus, so musste man ob der extremen Lautstärke vier Minuten später Angst und Bange um das alte Schmuckkästchen der Niedersachsen werden.
Spielbericht: So schlug die Eintracht das Kleeblatt
Nicht wegen des Abpfiffs und Jubels, sondern weil die Braunschweiger Löwen nochmals einen Konter über Fabio Kaufmann und Fabio Di Michele Sanchez fuhren – und so das vermeintliche 4:2 erzielten (90.+10). Weil Di Michele Sanchez im Abseits stand, wurde ihm sein Tor nach 70-Meter-Sprint doch wieder aberkannt.
Debüttreffer für die Eintracht: Erencan Yardımcı – IMAGO/Sportfoto Zink / Wolfgang Zink
Mentalität schlägt Qualität – zwei Mal
Das führte beim begeisterten Braunschweiger Anhang aber nur kurz zur Enttäuschung: Wenig später wurde die Partie abgepfiffen – und die Eintracht machte den zweiten Dreier der Saison dingfest! Zum ersten Mal seit der Saison 2016/17 gab es in der 2. Bundesliga einen Sechs-Punkte-Start der Eintracht.
Vor allem die Art und Weise, wie dieser Saisonauftakt gelingen konnte, dürfte den Niedersachsen gefallen haben: Am 1. Spieltag errang man in Unterzahl gegen spielerisch bärenstarke Magdeburger einen glücklichen 1:0-Erfolg.
Gegen offensiv nicht minder begabte Franken konnte erst ein 0:1-Rückstand innerhalb von drei Minuten in ein 2:1 gedreht werden – auch ein spätes 2:2 konnte den Braunschweiger Siegeswillen nicht mindern: Die Blaugelben drehten nach dem Ausgleich regelrecht auf!
Frischer Wind dank Backhaus
Viel könnte mit dem neuen Trainer Heiner Backhaus zusammenhängen: Der Coach fordert von seinem Team Vollgas-Fußball – vom Anpfiff an. Unter dem ehemaligen Coach der Aachener Alemannia geht die Eintracht von Beginn an hoch und aggressiv drauf, nach Ballgewinnen geht es direkt und ohne Schnörkel in höchstem Tempo nach vorne.
Sprinter Christian Conteh überzeugt dabei mit seinen Tiefenläufen immer wieder. Erencan Yardımcı, aus Hoffenheim ausgeliehen, macht vorne die Bälle gut fest, setzt nachrückende Mitspieler exzellent ein – und trifft auch selbst: so geschehen beim 2:1.
Und wenn die Gegner individuell besser aufgestellt sind – wie Magdeburg oder Fürth – sind sich die Braunschweiger nicht zu schade, auch mal über weitere Strecken tief zu stehen und beim Verteidigen des eigenen Tores richtig zu leiden.
Freude pur: Backhaus und seine Jungs holen sechs von sechs möglichen Punkten zum Start – DFL/Getty Images/Boris Streubel
Relegation als Initialzündung?
Vergangene Saison rettete sich die Eintracht, die sich in einigen Partien 2024/25 regelrecht hängen ließ nach Rückschlägen, erst in der Relegation. Und dort auch erst in der 120. Minute der Nachspielzeit.
Diese Mentalitätsleistung, gepaart mit dem neuen Coach scheint etwas freigesetzt zu haben: Wenn die Niedersachsen in den kommenden Woche so weitermachen, dürfte Braunschweig nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Und das Eintracht-Stadion dürfte noch einige weitere Male zum Tollhaus werden.