Busse und Bahnen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) waren im vergangenen Jahr in 628 Unfälle verwickelt. Damit setzt sich ein Trend fort: Seit 2020, als es 410 solcher Unfälle gab, ist die Zahl jedes Jahr gestiegen. Die Daten hat der Senat auf Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion veröffentlicht. Erstmals nach mehreren Jahren gesunken ist hingegen die Zahl der schwereren Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden – von 202 im Jahr 2023 auf 184 im vergangenen Jahr. In diesem Jahr gab es bis Ende Mai allerdings bereits 87 Unfälle mit Personenschäden, was auf das Jahr hochgerechnet einen erneuten Anstieg bedeuten würde. Ums Leben kamen bei Unfällen mit BSAG-Beteiligung zuletzt ein bis zwei Menschen jährlich.

Nach mehreren schweren Unfällen hatte die BSAG im vergangenen Jahr zu mehr Aufmerksamkeit im Verkehr aufgerufen. Es sei eine zunehmende Unachtsamkeit und Rücksichtslosigkeit zu beobachten, berichteten Unternehmensvertreter dem WESER-KURIER. Auch in der Antwort des Senats heißt es, die BSAG habe bei schwereren Unfällen „als Hauptgründe das Fehlverhalten Dritter“ ausgemacht. Konkret sind zum Beispiel Passanten gemeint, die mit Kopfhörern in den Ohren oder aufs Handy blickend achtlos die Gleise überqueren. Auch Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung wie „irreguläre Vorkopfwender im Straßenbahnbereich“ werden genannt.

Innenunfälle mit vielen Verletzten

In der Antwort nicht erwähnt, aber aus der Vergangenheit bekannt, ist die Bedeutung von sogenannten Innenunfällen. Heißt zum Beispiel: Der Bus stößt mit einem Pkw zusammen oder legt eine Vollbremsung hin, um eben diesen Zusammenstoß zu vermeiden. Im Inneren stürzen vor allem stehende Fahrgäste. Weil es dabei viele Verletzte geben kann, machen diese Innenunfälle in der Statistik einen erheblichen Anteil aus. Größere Sachschäden entstehen hingegen eher bei Zusammenstößen mit anderen Fahrzeugen. Der Antwort zufolge lagen die Reparaturkosten der 334 verunfallten Busse und 294 Bahnen im vergangenen Jahr bei insgesamt rund 1,7 Millionen Euro.

Keine Antwort erhält die CDU darauf, wie oft die Fahrer und Fahrerinnen der BSAG für Unfälle verantwortlich sind. „Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Schuldfrage vor Gericht geklärt wird. Statistiken hierzu liegen dem Senat nicht vor“, heißt es. Werde Fahrpersonal mehrfach negativ auffällig, könne es auch zur Entziehung der Fahrerlaubnis kommen. Ein dauerhafter Entzug sei aber „sehr selten“. In milderer Form reagiert die BSAG auf Fehlverhalten laut Antwort zum Beispiel mit Personalgesprächen und Nachschulungen.

Dass eine überbordende Arbeitsbelastung des Personals zu mehr Unfällen führen könne, sei aus Sicht des Senats nicht vollständig auszuschließen. Die vorliegenden Daten liefern dafür jedoch keine Anhaltspunkte. Der Antwort zufolge ist der Personalbedarf bei der BSAG mittlerweile „stabil gedeckt“; die durchschnittlichen Überstunden pro Mitarbeiter im Fahrdienst sind demnach seit 2022 von 44,3 auf 9,5 gesunken. „Der Senat sieht in dieser Entwicklung einen positiven Beitrag zur Verkehrssicherheit und begrüßt diesen ausdrücklich“, heißt es.

Mehr als 50.000 Kilometer legen die Fahrzeuge der BSAG laut Regelfahrplan jeden Tag zurück – gleichmäßig verteilt sind die Unfälle im Streckennetz dabei nicht. Zu den Unfallschwerpunkten gehören laut Antwort zum Beispiel der Stern (Straßenbahnlinien 6 und 8), mehrere Abschnitte der Gröpelinger Heerstraße (Linien 2 und 10) und die Eduard-Schopf-Allee unter der B 75 (Linien 3 und 5). Anfällig sind auch die Buslinien 26/27 und 63 auf Höhe Am Deich/Langemarckstraße und Bürgermeister-Smidt-Straße/Am Wandrahm.

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