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In der Arktis steigen die Temperaturen drastisch. Das könnte unseren Winter völlig umkrempeln – mit Kältewellen und Wetterextremen. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.

Frankfurt – Während Mitteleuropa unter wechselhaftem Sommerwetter leidet, spielt sich am anderen Ende der Welt ein dramatisches Schauspiel ab: In Teilen der Arktis wurden im Juli und August Rekordtemperaturen gemessen – teils über 30 Grad nördlich des Polarkreises. Gleichzeitig zeigt das arktische Meereis einen massiven Rückgang, der in einigen Regionen deutlich unter dem Mittel der letzten Jahrzehnte liegt. Solche Entwicklungen sind nicht nur lokal problematisch.

Die Arktis gilt als Frühwarnsystem des Klimawandels, und ihre Veränderungen wirken sich zunehmend auch auf das Wetter in Europa aus. Forscher sprechen bereits vom „arktischen Verstärker“, einem Prozess, bei dem sich die Arktis etwa viermal schneller erwärmt als der Rest der Erde. Und genau dieser Prozess verändert fundamentale Abläufe in der Atmosphäre – mit spürbaren Folgen für unser Wetter. Nun muss sich Deutschland wohl zunächst auf eine Hitzewelle einstellen.

Ein Buss und Pkw fahren bei dichtem Schneefall über eine verschneite Straße. Eine aufgewärmte Arktis könnte heftige Folgen für unseren Winter haben. © picture alliance/dpa/PAP | Grzegorz MomotWas der Polarwirbel damit zu tun hat

Der sogenannte Polarwirbel ist ein starker Windstrom in der Stratosphäre über der Arktis, der im Winterhalbjahr eine wichtige Rolle spielt. Ist er stabil und stark, bleibt die Kaltluft weit im Norden gefangen. Wird er hingegen durch Temperaturunterschiede geschwächt oder sogar gespalten, kann sich eisige Luft weit nach Süden ausbreiten – auch nach Mitteleuropa. Genau hier kommt die arktische Erwärmung ins Spiel: Weniger Meereis und höhere Temperaturen verändern die Temperaturverteilung zwischen Arktis und mittleren Breiten.

Das kann dazu führen, dass der Polarwirbel instabil wird und plötzlich kalte Luftmassen nach Europa durchbrechen. In den vergangenen Jahren wurden solche plötzlichen Stratosphärenerwärmungen immer häufiger beobachtet – oft mit Wintereinbrüchen wenige Wochen später. Ob das auch in diesem Winter passiert, ist noch unklar – aber die Voraussetzungen dafür sind da.

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Was das für unseren Winter bedeutet

Klar ist: Ein heißer arktischer Sommer ist kein Garant für einen kalten europäischen Winter. Doch die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterlagen steigt – in beide Richtungen. Ein instabiler Polarwirbel kann Kältewellen auslösen, aber auch das Wetter blockieren und für Dauernässe oder Schneemangel sorgen. Für Meteorologen wird es immer schwieriger, verlässliche Langfristprognosen zu treffen, da viele Zusammenhänge komplex und dynamisch sind.

Tornados, Wüstenstürme, Zyklone: Wetterphänomene, die Sie kennen solltenPolarlichter, auch als Aurora Borealis (Nordlicht) oder Aurora Australis (Südlicht) im Bundesstaat New York.Fotostrecke ansehen

Trotzdem beobachten Wetterdienste und Klimaforscher die Entwicklung in der Arktis mit wachsender Sorge. Wer also im kommenden Winter auf weiße Weihnachten hofft oder sich vor einem Heizkosten-Schock fürchtet, sollte die Lage ganz im Norden ernst nehmen. Denn was in der Arktis passiert, bleibt längst nicht mehr in der Arktis. Derweil muss sich Deutschland mancherorts auf schwere Unwetter einstellen.