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Trumps Zölle beeinflussen den Weltmarkt und globale Handelsrouten. Trotz Deal wird auch Deutschland weitere Folgen zu spüren bekommen, schätzt eine Expertin.

„Die höchste Kunst der Kriegsführung ist es, den Widerstand des Feindes zu brechen, ohne zu kämpfen“, schrieb der chinesische General Sunzi in seinem Buch „Die Kunst des Krieges“. Was der Stratege vor 2500 Jahren festhielt, setzt US-Präsident Donald Trump aktuell par excellence um. Rund 90 Länder trafen am Donnerstag neue Zölle, die nicht alle wie ein wirtschaftlicher Geniestreich, sondern teils wie eine Bestrafung wirken. Trumps Zollpolitik sorgt dafür, dass der Weltmarkt und Handelsrouten neu geordnet werden. Von den Folgen sei auch die EU trotz Zollvereinbarung betroffen, schätzt eine Expertin.

Trumps Zollpaket gegen die Schweiz könnte in Zukunft auch Deutschland schaden

„Ich würde das vielleicht nicht Krieg nennen, aber es ist schon eine sehr aggressive Handelspolitik, die Donald Trump nutzt“, sagt Samina Sultan auf Anfrage dieser Redaktion. Sultan ist Ökonomin am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). ihre Einschätzung: Die 39 Prozent Zollsatz für die Schweiz bekommt auch Deutschland früher oder später zu spüren. „Unsere Verflechtungen mit der Schweiz sind sehr eng und dementsprechend wird sich das auf Deutschland auswirken. Gerade bei den Lieferketten, etwa im Maschinenbau.“

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Schweizer Unternehmen müssen mit dem Zollaufschlag die Produktpreise neu berechnen. Die Erhöhungen könnten global alle Handelspartner treffen, um die neue Last möglichst ausgeglichen zu verteilen – was wiederum auf Seiten der Handelspartner geringere Gewinnmargen oder ebenfalls höhere Endpreise für Verbraucher bedeutet. Die Unternehmen, die sich dazu entscheiden, in den USA zu produzieren, werden ebenfalls belastet, wenn sie auf Produkte aus Ländern, wie der Schweiz, angewiesen sind.

Persönliche Gründe gegen Lula da Silva: Donald Trump verhängt 50 Prozent Zollsatz für Brasilien

Der US-Präsident, der durch die Neuordnung des Welthandels höhere Einnahmen im Bundeshaushalt verspricht und Unternehmen dazu drängen möchte, mehr Produkte in den USA zu produzieren, scheint jedoch in vielerlei Hinsicht das eigentliche Ziel der Zollpakete hinauszuschießen. „Ich frage mich schon, was die Rationalität dahinter ist“, sagt Sultan. Manchmal erkenne man erst auf den zweiten oder dritten Blick, wieso einzelne Länder Donald Trump so ein Dorn im Auge seien. Nicht immer sind es die pragmatischen Gründe, so wie sie von Trump im Zollkonflikt übergreifend genannt werden. „Zum Beispiel im Fall Brasilien. Da sind die Zölle so hoch, weil ihm einfach der Präsident nicht gefällt.“

Mit den neuen Zöllen gegen Brasilien – vorher zehn, jetzt 50 Prozent – will der US-Präsident unter anderem die Einstellung des Verfahrens gegen den brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro erreichen. Gegen ihn läuft vor dem obersten Gerichtshof Brasiliens aktuell ein Verfahren wegen der Planung eines Staatsstreichs nach seiner Wahlniederlage 2022. Donald Trump hatte in der Vergangenheit bereits von einer „Hexenjagd“ gesprochen und Sanktionen gegen den zuständigen Richter erlassen. Die Zölle sind nur ein weiterer Schritt in einem persönlichen Disput.

Ein Deal zwischen China und den USA steht weiter aus: Frist läuft bis zum 12. August

Die Entscheidung zum Zollsatz für die größte Exportnation steht allerdings noch aus. Am 12. August läuft die Deal-Frist zwischen China und den USA ab. Bereits im Voraus hat Trump eine Klausel eingeführt, die verhindern soll, dass China über weitere Länder Produkte in die USA einführt und die Zölle umschifft. Auf sogenanntes „transshippment“ werden 40 Prozent Zollsatz fällig. Jürgen Matthes, der am IW als Experte für internationale Wirtschaftspolitik zuständig ist, sagte dieser Redaktion in einem Gespräch dazu: „Es sollte China Sorgen machen. Wenn Trump hier stärker die offenen Flanken der USA schließt, wird das am Ende der chinesischen Wirtschaft und auch den chinesischen Unternehmen in diesen Ländern schaden.“ Und ähnlich wie mit der Schweiz, wird durch globale Liefer- und Handelsketten, wohl kaum ein Land von hohen Zollsätzen gegen China profitieren.