Heiteres Wetter herrscht an einem Freitagnachmittag. Ein Paar steuert den Eingangsbereich des Stadionbades an und bittet am Kassenschalter um zwei Eintrittskarten: „Einmal für zwei, bitte.“ Reichlich Platz gibt es im Innenbereich, um das Liegehandtuch auszubreiten. Während ein paar Schwimmer ihre Bahnen ziehen, springen Jugendliche mit Freude vom Drei-Meter-Brett am Turm. Den Überblick über den Betrieb behält derweil unter anderem Celina Maas. Für die Rettungsschwimmerin ist es die siebte Saison am Becken in der Franz-Böhmert-Straße 13.
Beim Betreten der Anlage, die jüngst mit verschiedenen Aktionen ihr 100-jähriges Bestehen feierte, fällt vor allem das mit grüner Folie ausgekleidete Naturbecken auf. Das Wichtige bei diesem Becken: „Es gibt keine Chemie im Wasser“, so Maas. Insbesondere für Menschen mit Hautproblemen eigne sich dieses Becken. Über den Tag sammeln sich in dem 50 Meter langen Naturbecken dagegen Algen am Boden und Beckenrand an. Für die Reinigung müssen die Mitarbeiter mit der Hand ran: Schrubber und Unterwassersauger kommen zum Einsatz. Sechs bis sieben Stunden dauert dieser Vorgang.
Rund um die Uhr filtern zwei Anlagen die mit Chlorwasser gefüllten Becken. Eine Anlage befindet sich in einem Schacht zwischen Natur-, Schwimm- und Sprungbecken. Sobald Maas die Tür zur Anlage öffnet, schallt einem Maschinenlärm entgegen. Weitaus leiser geht es im Filterhaus beim Eingang zur Südgerade des Weserstadions zu. Für die Aufsicht sind über den Tag zehn Mitarbeiter an fünf Orten im Bad postiert. Parallel sind „Läufer“ unterwegs, die wissen, „wo was los ist“, sagt Maas. Ein geschultes Auge ist gefragt, denn an Wochenenden mit bestem Wetter können sich bis zu 4000 Gäste gleichzeitig im Stadionbad aufhalten.
Beim kräftezehrenden Ein-Schicht-Betrieb am Sonnabend und Sonntag wäre eine Öffnungszeit länger als 18 Uhr für Maas nicht vorstellbar. Für sie ist es eine Frage der Konzentration: „Wenn ich seit zehn Stunden am Beckenrand stehe und ich entscheide falsch, dann geht es hier um Menschenleben.“ Mit der Reinigung nach der Schließzeit kann der Arbeitstag laut Maas von 9.30 bis 20 Uhr dauern.
Mit voller Energie: Badegast Lynn Edwards wagt den Sprung vom Zehn-Meter-Brett und genießt den Moment der Schwerelosigkeit.
Foto:
Tetyana Chernyavska