Man hört die Kinder schon von der U-Bahnstation aus. Es ist Ferienzeit. Auf der Theresienwiese läuft der Aufbau für die Wiesn, das größte Volksfest der Welt, das in diesem Jahr am 20. September beginnt. Hinter dem Marstall-Zelt spitzt etwas Neues zwischen den Bäumen hervor: ein zwölf Meter hoher Spielturm.
Zwölf Meter: Das ist deutlich höher als jeder Sprungturm in allen Münchner Schwimmbädern. Das ist so hoch wie 1254 aufeinandergestapelte Legosteine. Zwölf Meter: Das ist verdammt hoch. Aber vieles hier ist gewaltig, auf Münchens jüngster Spielplatz-Attraktion. Für 3,2 Millionen Euro ist am Bavariaring im Norden der Theresienwiese, also dort, wo einmal im Jahr der ganz große Bierspaß geboten wird, auf mehr als 4000 Quadratmetern ein Areal entstanden, das Kindern das ganze Jahr über großen Spaß bringen soll.
Fünf Jahre lang wurde geplant, im April 2024 gab der Stadtrat das finale „Go“ für die Neugestaltung der bestehenden Anlage, in der vergangenen Woche wurde das Werk eröffnet – unter anderem von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der sich bei der Gelegenheit erst aus fast acht Metern Höhe eine der drei parallel verlaufenden Wellenrutschen hinunterwagte und sich anschließend freute: „Mitten im Herzen von München gibt es jetzt einen weiteren richtig tollen Spiel- und Sportplatz.“
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Das sogenannte „Großspielgerät“ in dessen Herzen wurde eigens entwickelt: ein mächtiger Spielturm mit mehreren Plattformen auf unterschiedlichen Ebenen. Zur höchsten Plattform auf 7,60 Metern Höhe führt unter anderem ein Kletterschlauch hinauf. So weit oben gibt es auch eine Spielkuppel, aus der heraus der Blick weit schweift; im Winter, wenn die vielen Bäume rundum kein Laub tragen, sogar noch weiter.
Außerdem im Angebot auf dem eingezäunten Areal: Kletternetze, Brücken, Rampen, Stege, freistehende Schaukeln, eine Nestschaukel, ein großer Sandkasten, eine Spielwiese, ein Basketballplatz, drei Tischtennisplatten.
Alles ist integrativ angelegt, Mädchen und Buben sollen sich gleichermaßen wohlfühlen, wofür nicht nur die entsprechenden städtischen Referate und der Beratungskreis für barrierefreies Planen und Bauen bürgen, die in die Entstehung einbezogen waren. Es durften auch Kinder direkt mitreden.
Ob sich all der Aufwand gelohnt hat? Zeit für einen Praxistest auf dem Mega-Spielplatz.
Fertig werden sollte der unbedingt pünktlich zum Ferienstart, was sich offenkundig gelohnt hat. An einem der ersten sonnigen Ferientage ist jede Tischtennisplatte besetzt – und jede Schaukel. Am Klettergerüst hängen überall Kinder. Den elfjährigen Benjamin stören die vielen Mitspieler und der Lärm nicht: „Die sollen alle ihren Spaß haben“, meint er schulterzuckend.
Auch die neunjährige Emma (links) und die zehnjährige Jella hängen im Kletterturm, der großen Attraktion des neuen Spielplatzes. (Foto: Stephan Rumpf)
Auf der großen Rutsche können mehrere Kinder gleichzeitig nach unten sausen, hier Benjamin und Emilia. (Foto: Stephan Rumpf)
Das Klettergerüst ist offensichtlich die größte Attraktion – im doppelten Sinne. Es gibt verschiedene Wege zu erklimmen: Mutige können den senkrechten Netztunnel wählen. Es gibt aber auch einen flacheren Aufstieg mit Treppen und kleinen Klettersteigen.
Benjamin ist mit seinem Vater da. Es ist sein zweiter Besuch, längst hat er alle Wege bis zur Spitze erkundet. Eigentlich hat er Höhenangst, aber das Gerüst ist so gut gesichert, meint er, dass er sich nicht fürchtet. Alle Wege sind mit engmaschigen Netzen gesichert, durch die kein Kinderfuß passt.
Der neu gebaute Spielplatz ist neben dem am Botanischen Garten der einzige in der Innenstadt, auf denen verschiedene Altersgruppen Spielangebote finden. Weder im südlichen Bahnhofsviertel noch an der Schwanthalerhöhe gibt es viele Tobemöglichkeiten. Deshalb war ein Großbau an dieser Stelle dringend, so das Baureferat.
Julia Schneider ist mit der neunjährigen Emma und der ein Jahr älteren Jella zum ersten Mal zu Besuch. Den Dreien gefällt der Spielplatz sehr gut. Besonders gut findet Julia Schneider, dass die Anlage so modern und sauber ist. Wegen der Höhe des Klettergerüsts macht sie sich keine Sorgen, die Kinder seien nicht so unvernünftig und kletterten über die Sicherungsnetze.
Mehr Sorgen bereiten ihr betrunkene Oktoberfestbesucher, die einen Abstecher wagen könnten. Die Frage, ob der Spielplatz während der Wiesn für Kinder und Familien überhaupt zugänglich sein wird, drängt sich auf. Die Stadt gibt da aber Entwarnung: Es sei bereits ein Sicherheitsdienst beauftragt, der die kostenlose Spielattraktion dann bewachen wird.