Berlin/Brüssel – Zehn Jahre, nachdem die Westbalkan-Route zum Einfallstor für mehr als 700.000 Flüchtlinge nach Deutschland und in die EU wurde, kann die EU-Grenzschutzagentur Frontex einen Erfolg vermelden: Die Kontrollmaßnahmen wirken, die einstige Haupt-Route für illegale Einreisen in die EU ist so gut wie geschlossen.

Laut August-Statistik (liegt BILD vor) kamen in diesem Jahr nur noch 6543 Asylsuchende über die Balkan-Route, davon im Juli noch 1286 (überwiegend Türken, Syrer, Afghanen). Das entspricht etwa 40 am Tag. Im Vergleich zum Jahr 2022 bedeutet das einen Rückgang von fast 95 Prozent, zum Vorjahr von 47 Prozent.

Auch insgesamt sieht sich die EU-Kommission bei ihrem erklärten Ziel, die Flüchtlingszahlen in die Union zu senken, auf dem richtigen Weg. Die Zahl der Neuankömmlinge liegt mit 95.200 (Stichtag: 31. Juli) um 18 Prozent unter der Vorjahreszahl.

Der Beginn der Flüchtlingskrise: Im Herbst 2015 strömen täglich Tausende über die Balkanroute durch die offenen Grenzen nach Deutschland (hier in Wegscheid bei Passau)

Der Beginn der Flüchtlingskrise: Im Herbst 2015 strömen täglich Tausende über die Balkanroute durch die offenen Grenzen nach Deutschland (hier in Wegscheid bei Passau)

Foto: AP

Schlepper nutzen neue Kreta-Route

► Allerdings: Von einer Kapitulation der hochorganisierten Schlepper-Banden kann keine Rede sein, sie weichen auf immer neue Routen aus. Beispiel: Über einen neuen Migrationskorridor zwischen Ostlibyen und Kreta kamen in diesem Jahr bereits mehr als 10.000 Migranten, viermal mehr als im Vorjahr.

Im Juli schaltete Griechenland auf Abschreckung: Premierminister Kyriakos Mitsotakis (57) ordnete per Gesetz an, dass Flüchtlinge aus Nordafrika vorläufig kein Asylverfahren mehr bekommen und stattdessen in einen neuen Kreta-Knast gebracht werden.

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Hauptproblem bleibt jedoch die zentrale Mittelmeerroute, über die zwei von fünf illegalen Einreisen erfolgen, in den allermeisten Fällen aus Libyen. In diesem Jahr kamen bislang 36.683 Migranten, überwiegend aus Bangladesch, Eritrea und Ägypten. Das entspricht einem Zuwachs von 9 Prozent. Die Überfahrten nach Italien und Griechenland bleiben lebensgefährlich, UNHCR zählte in diesem Jahr bislang 1229 Tote und Vermisste.

EU-Migrationskommissar Magnus Brunner (53, Österreicher) kündigt deshalb an, dass die EU ihr Engagement in Libyen verstärken wird. Brunner zu BILD: „Die Herausforderungen bleiben groß.“ Aber die Frontex-Zahlen zeigten auch: „Unsere gemeinsame europäische Migrationspolitik wirkt.“