Die jüngsten Äußerungen von Herrn Karsten Rogall, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV), werfen wichtige Fragen zum Umgang mit der Energiewende auf. Er plädiert dafür, die Förderung erneuerbarer Energien abrupt zu beenden und den Ausbau allein dem Markt zu überlassen.

Diese Sicht greift jedoch zu kurz – insbesondere vor dem Hintergrund praktischer Projekte in Leipzig wie dem von mir geplanten sozial-ökologischen Umbau im Bauabschnitt 1 des Lindenauer Hafens.

Agri-Photovoltaik (Agri-PV) – die Kombination von Landwirtschaft und Photovoltaik auf einer Fläche – ist eine innovative Lösung, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele miteinander verbindet. Mein Projekt am Lindenauer Hafen sieht vor, eine bislang versiegelte Betonfläche in eine produktive, biodiversitätsfördernde und gemeinschaftsorientierte Fläche umzuwandeln.

Ohne die gesicherte Förderung durch das EEG wäre eine solche Investition kaum möglich gewesen. Denn EEG und ähnliche Fördermechanismen haben maßgeblich privates Kapital mobilisiert und den Einstieg in den Ausbau erneuerbarer Energien ermöglicht.

Das Kernproblem ist jedoch nicht die Förderung an sich, sondern das fehlende Zusammenspiel mit dem Netzausbau. Die Netzinfrastruktur hinkt dem Erneuerbaren-Ausbau hinterher, was zu Abregelungen und negativen Strompreisen führt – ein hausgemachtes Problem, das politisch dringend adressiert werden muss.

Ohne eine vorausschauende und dezentrale Netzmodernisierung sind weitere Investitionen in Erneuerbare nicht nur ineffizient, sondern riskieren sogar wirtschaftliche Nachteile für die Akteure vor Ort.

Darüber hinaus brauchen wir neue politische und technische Instrumente, die private und kommunale Investitionen in die Netzinfrastruktur genauso sicher fördern wie das EEG bisher die Erzeugung. Flexibilitätsoptionen, Sektorenkopplung und digitale Steuerung müssen integraler Bestandteil der Energiewende werden.

Wenn wir wollen, dass Leipzig sozial-ökologisch vorankommt und Flächen wie der Lindenauer Hafen zu Orten der nachhaltigen Produktion, Bildung und Begegnung werden, darf die Förderung nicht enden, sondern muss weiterentwickelt und vernetzt gedacht werden. Nur so können wir das enorme Potenzial erneuerbarer Energien und innovativer Nutzungskonzepte voll ausschöpfen.