Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Katzen wie hier im Saarland. Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf kommen auf 100.000 Einwohner 20.100 Samtpfoten. Bundesweiter Durchschnitt sind gemäß der Studie des Verbands 18.500 Stubentiger pro 100.000 Einwohner.
Aber egal wo, ob im Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Bayern – viele der Halter wüssten bestimmt gerne mehr darüber, warum sich ihre Fellnasen verhalten, wie sie sich verhalten.
Und genau das interessiert auch Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam mit einem internationalen Team – bestehend aus Deutschland, Italien, der Türkei und Kanada – erforschen sie verschiedene Verhaltensweisen der Vierbeiner.
„Wir sind überwältigt“
Vor rund einer Woche hat das deutsche Team seinen Aufruf für Katzenvideos gestartet. Jeder Katzenbesitzer konnte den Forschenden Videos aus verschiedenen Situationen zuschicken.
Und der Zulauf ist enorm. Alleine in der kurzen Zeit seien über 7000 Zuschriften insgesamt eingegangen und 2500 Forschungsvideos. „Wir sind überwältigt“, sagt Forschungsmitarbeiter Patrick Reinhardt.
Zusätzlich haben viele Katzenbesitzer die Forschenden auf weitere Themen hingewiesen. Darüber habe sich das Team auch gefreut: „Das ist, was ein Citizen Science Project ausmacht“, so Reinhardt.
Tausende Zuschriften für das Citizen Science Project
Besonders ein Thema sei immer wieder aufgekommen. „Wo wir oft drauf hingewiesen wurden, ist, das Katzen schlauer und auch motivierter sind, als man vielleicht allgemein denkt. Dass man Katzen auch sehr gut trainieren kann und so Vorurteile abbauen kann – dass man einem Hund „Sitz“ und „Platz“ beibringen kann, eine Katze das aber nicht mitmachen würde.“
Ob unter den vielen Zuschriften und Videos auch welche aus dem Saarland bei dem Forschungsteam eingegangen sind, das kann Reinhardt nicht sagen. Grund dafür sind die strengen Datenschutzvorgaben.
Schwanzhaltung, Schlafposition und Lieblingspfote
Bei dem Forschungsprojekt werden drei grundlegende Verhaltensweisen untersucht. „Das ist einmal die Schwanzhaltung der Katze: Also wie ist es, wenn die Katze in einem entspannten Zustand, aber wach ist? Und dann: Wie hält sie ihren Schwanz bei der Begrüßung?“
Dann gehe es außerdem darum, wie die Katze schläft. Nach Ergebnissen einer früheren Studie des Forschungsteams tendieren Katzen dazu, auf der linken Seite zu schlafen. Das sei besonders aus der Hirnforschungsperspektive interessant – denn dafür könne es einen evolutionären Grund geben.
„Und das Letzte ist: Bevorzugt die Katze eine spezielle Pfote bei einer Aufgabe?“
Viele Videos wegen Berichterstattung
Ausgewertet haben die Forschenden bisher noch nichts, derzeit sind sie noch dabei die Tausenden Zuschriften zu sammeln und zu organisieren.
„Im Moment ist es so: Wir gucken kurz, ob die Videos den Standards entsprechen. Außerdem haben wir Datenschutzauflagen, auf die wir die Videos checken müssen, sonst müssen wir sie direkt ausschließen. Und dann wird alles noch weiter anonymisiert und gespeichert – und dann sind auch schon wieder die nächsten Videos da.“
Die Anzahl der eingehenden Videos ist eng verbunden mit der Berichterstattung, das Thema sei überall in Deutschland auf großes Interesse gestoßen. „Es wurde extrem viel darüber berichtet“, sagt der Neurowissenschaftler.
Mit ersten Ergebnissen der Studie rechnet das Team in ungefähr einem Jahr.
Aufgrund des großen Interesse längere Einsendung möglich
Wer will, kann übrigens noch mitmachen – auch nach dem Urlaub. „Viele haben uns geschrieben ‚Ich bin im Urlaub, kann ich danach auch noch mitmachen?‘ –, und aufgrund des großen Interesses haben wir uns entschieden, das über die nächsten Monate noch aufzulassen.“
Wer eine Katze hat und Teil des Projektes werden will – kann hier mehr erfahren.